GaloppOnline.de: Gratulation zum 500. Sieg. Das lief ja wohl genau wie geplant, oder?
Marc Timpelan: Es lief so wie erhofft, fünf Siege fehlten vor dem Harzburger Meeting. Ich hatte mich voll auf die Rennwoche konzentriert, habe es auch so ein bißchen mit meinem Urlaub verbunden. Ich hatte mir schon gewünscht, hier den 500. Treffer zu landen, weil hier für mich vor 13 Jahren alles anfing. Wenn es normal laufen würde, hatte ich schon gedacht, dass es klappen würde.
GaloppOnline.de: Sie haben einen außergewöhnlich guten Schnitt, den besten aller Jockeys aus dem Vordertreffen der Statistik. Nörgler werden sagen, das liegt nur daran, dass sie in erster Linie auf den kleinen Bahnen reiten, sozusagen über die „Dörfer gehen“.
Marc Timpelan: Ja, natürlich gehe ich in erster Linie auf die kleinen Bahnen. Aber wenn ich dorthin fahre, dann habe ich auch immer erste Chancen. Ich war für einen Ritt in Karlsruhe, weil ich wusste, dass ich dort gewinnen kann, ich war beispielsweise in Gotha, wo ich auch meine beiden Ritte erfolgreich gestalten konnte. Ich halte mich nicht für einen Klassejockey, aber auch nicht für den schlechtesten. Ich sehe mich in erster Linie als Punktejäger. Ich sammle halt mehr Ehrenpreise als Geldpreise“, wenn man so will.
GaloppOnline.de: Aber mit dieser „Taktik“ fahren Sie ausgesprochen gut.
Marc Timpelan: Ja, ich gehe halt auf die kleinen Bahnen, filtere dann aber auch die Ritte genau heraus. Das macht mehr Sinn, als irgendwohin zu fahren, wo man dann keine Chance hat. Ich hätte zum Beispiel am Samstag zwei Pferde in Halle reiten können, aber da nur zum Reiten hinzufahren ohne Chance, das macht sich nicht bezahlt. Da verdiene ich ja mehr, wenn ich in der Arbeit reite. Auf den kleineren Bahnen ist meistens auch Christian von der Recke mit seinen Pferden, für den ich viele Ritte ausgeführt habe. Die Zusammenarbeit klappt da sehr gut.
GaloppOnline.de: Kümmern Sie sich selbst um Ihre Rite oder haben Sie einen Agenten?
Marc Timpelan: Nein, dass mache ich alles selbst, sitze auch viel vor dem Computer.
GaloppOnline.de: Apropos Computer, Sie haben als einer der wenigen Jockeys eine eigene Internetseite (www.timpelan.de). Haben Sie dafür jemanden beauftragt, der diese Homepage pflegt.
Marc Timpelan: Nein, dass mache ich mit meiner Lebensgefährtin zusammen alles selbst.
GaloppOnline.de: Sie haben sich zu Beginn des Jahres beruflich verändert, sind nunmehr am Stall von Peter Rau tätig. Wie sehen Sie die ersten Monate dieser Zusammenarbeit?
Marc Timpelan: Ich war quasi vom ersten Tag meiner Karriere in Hannover tätig, abgesehen von einer kurzen Unterbrechung, als ich bei Dr. Andreas Bolte war. Ich habe mich in Hannover immer sehr wohl gefühlt, habe mit allen Trainern, mit denen ich zuammen gearbeitet habe, ein gutes Verhältnis gehabt, ob es Christian Sprengel oder Hans-Jürgen Gröschel war.
Aber irgendwann muss man sich auch mal verändern, etwas anderes machen. Zudem ist es so, dass die Pferde in Hannover immer weniger werden. Im Winter sind viele dann auch im Gestüt, so dass man in den Wintermonaten immer arbeitslos ist. Deswegen lag es für mich nahe, mich neu zu orientieren. Ich bin auch von Hannover nach Beelen, in die Nähe von Warendorf gezogen.
GaloppOnline.de: Mit dem Stall von Peter Rau sind Sie nun an einem der absoluten deutschen Topquartiere angestellt.
Marc Timpelan: Das stimmt, und ich kann wirklich nur gutes über Herrn Rau sagen. Die Zusammenarbeit mit Torsten Mundry und Andre Best macht riesigen Spaß, es ist hier ein absolutes Top-Team. Natürlich verlangt Herr Rau 150 Prozent, aber wenn man sich dementsprechend verhält, bekommt man auch seine Möglichkeiten.
GaloppOnline.de: Sind Sie zufrieden mit den Chancen, die Sie bekommen?
Marc Timpelan: Ja, ich erwarte nichts, aber ich freue mich über jede Chance, die ich bekomme. Ich hatte auch das Glück, dass gleich mein erster Ritt für den Stall der Halbsieg mit Daytona im Listenrennen in Hannover war. Das passte natürlich. Ich habe zu Herrn Rau auch schnell ein gutes Verhältnis gehabt, habe hier auch privat gut Anschluss gefunden.
GaloppOnline.de: Mit den Siegen und dem ausgezeichneten Schnitt macht man sich natürlich auch für bessere Ritte interessant, oder?
Marc Timpelan: Ja, natürlich werden die Leute aufmerksam, man ist im Gespräch, auch jetzt durch den 500. Sieg.
GaloppOnline.de: In Ihrer Karriere gab es Höhen und Tiefen, auch schlechtere Zeiten.
Marc Timpelan: Ja, damals zum Beispiel mein Autounfall, der hatte jedoch keine besonderen Auswirkungen auf meine reiterliche Karriere. Eine Katastrophe war die letzte Saison. Da bin ich ja fast im Wochentakt gestürzt oder sonst irgendetwas ist passiert. Es war ja schon unnormal, wenn mal eine Woche nichts war. Aber das habe ich nun abgehakt.
GaloppOnline.de: Was für ein Gewicht können Sie reiten?
Marc Timpelan: 55 Kilo, aber ich muss dafür schon einiges tun, muss viel Sport machen, wie joggen.
GaloppOnline.de: Auf Ihrer Internetseite ist zu lesen, Sie hätten ihr Hobby zum Beruf gemacht. Sehen Sie Ihre Perspektive auch nach einer Jockeylaufbahn im Rennsport?
Marc Timpelan: Darüber habe ich mir eigentlich noch gar keinen Kopf gemacht. Ich konzentriere mich momentan voll auf meine Jockeykarriere, meine Lebensgefährtin und ich leben total für den Rennsport. Was später kommt und ob ich im Rennsport bleibe, weiß ich noch nicht. Man darf auch nicht übersehen, dass es im deutschen Rennsport derzeit ziemlich bergab geht.