GaloppOnline.de: Am Samstag gewannen Sie mit Sommerabend ein Listen-Rennen in Deauville. Was zeichnet Ihren Crack aus?
Miroslav Rulec: Sommerabend ist ein richtig gutes Pferd, das steht ganz außer Frage. So einen wie ihn hatte ich noch nie. Der liebt seinen Job als Rennpferd über alles, gibt immer sein Bestes und hat auch immer gute Laune. Er weiß einfach, wofür er da ist.
GaloppOnline.de: Wie geht es mit ihm denn 2014 weiter. Bleibt er im Rennstall?
Miroslav Rulec: Diese Entscheidung ist noch völlig offen. Es gab bereits Angebote von der Insel, doch letztlich entscheidet der Besitzer darüber.
GaloppOnline.de:Mit Adriana steht noch eine Gruppe-Siegerin in Ihrem Stall. Wie sind da die Perspektiven für 2014?
Miroslav Rulec: Auch da hat der Besitzer schließlich das letzte Wort. Derzeit steht es 70:30 für einen Verbleib im Rennstall. Ich könnte mir so etwas sehr gut vorstellen, zumal sie ihre Karriere erst mit vier Jahren angefangen hat. Adriana gibt immer alles, war auf der Heimatbahn als Dritte nach einem schlechten Rennverlauf äußerst unglücklich geschlagen.
GaloppOnline.de:Mit der Saison können Sie doch sehr zufrieden sein, oder?
Miroslav Rulec: Ohne überheblich zu klingen, möchte ich sagen, dass wir trotz wenig Rennglücks in diesem Jahr mit drei Pferden Gruppe-Rennen gewonnen haben oder zumindest platziert waren. Dieses Mal in Deauville stand der Fotoapparat aber goldrichtig für uns, das könnte durchaus die Wende zu besseren Zeiten bedeuten.
GaloppOnline.de: Adriana und Sommerabend waren aber nicht die einzigen Cracks in Ihrer Laufbahn. Wen zählen Sie noch dazu?
Miroslav Rulec: Die Gruppe-Siegerin Ashanti, die zweijährige Klasse-Stute Boccassini und Supersonic Flight. Letztgenannter war weitaus besser, als seine Leistungen aussagen und darüber hinaus ist er als äußerst charakterstark zu bezeichnen. Mein bestes Pferd war aber ohne Zweifel Champion’s Day, auch wenn er kein Gruppe-Rennen gewann.
GaloppOnline.de: Wie sieht Ihre Stallstruktur für das kommende Jahr aus?
Miroslav Rulec: Wir erwarten in nächster Zeit noch einige Jährlinge, so dass es wieder rund dreißig Pferde sein dürften. Natürlich hätte ich gegen weiteren Zuwachs nichts einzuwenden. Es gibt etliche junge Kandidaten, da entwickelt man schon so seine speziellen Ideen.
GaloppOnline.de:Sie trainieren seit einigen Jahren bereits in Iffezheim. Wie gefällt es Ihnen dort?
Miroslav Rulec: Die Trainingsbedingungen in Iffezheim stehen völlig außer Frage, aber auch die Nähe zu Frankreich ist ein großer Vorteil. Aber nicht nur das Trainieren ist toll, auch das ganze Flair in Iffezheim ist etwas ganz Besonderes. Ich habe schon in Großstädten trainiert, da wussten viele Leute gar nicht, dass zwei Kilometer von ihnen entfernt sich eine Rennbahn befindet.
GaloppOnline.de: Wie kamen Sie überhaupt zum Rennsport?
Miroslav Rulec: Ich ritt als Junge oft bei Dr. Cestmir Olehla, der gewann schon achtmal das große Jagdrennen in Pardubice. Ein Freund von mir besaß einen roten Fiesta, und genau den wollte ich mir kaufen. Denn bei uns in der Tschechei gab es nur Skodas und Trabis. Dafür musste ich zwei Monate in Deutschland arbeiten. Und so landete ich schließlich bei Trainer Uwe Stoltefuß als Auszubildender. Danach war ich noch bei den Trainern Jobst Overbeck und Ralph Schaaf tätig. Aber die Zeit bei Uwe Stoltefuß war nicht nur die längste, es war daneben auch die schönste.
GaloppOnline.de: Ihre Eltern waren aber von Ihren Berufswünschen wenig begeistert.
Miroslav Rulec: Meine Eltern waren Beamte. Zuerst sollte ich das Abitur machen, dann könnte ich machen, was ich will. Ich ließ mich von meinem Berufsziel nicht abbringen.
GaloppOnline.de: Zuerst starteten Sie als Reiter von Hindernisrennen. Wieso wechselten Sie dann später ins Trainerlager?
Miroslav Rulec: Ich kam ja aus der Tschechei und dort sind die Hindernisrennen etwas ganz Normales, das hat einfach richtig Spaß gemacht. Da es zu wenig Hürden- bzw. Jagdrennen in Deutschland gab, ritt ich dann auch auf der Flachen. In kürzester Zeit musste ich zwei Stürze in Baden-Baden und in Bad Harzburg überstehen. Das alles stand unter keinem guten Stern. Dann dachte ich mir, so geht es nicht weiter. Aber mit Charivari, Diadoch, Heaven’s Gate und Regalo hatte ich auch schöne Erfolge. Der erste Ritt und gleich der erste Sieg in Deutschland war im März 1996 in Neuss mit Outland Rock fällig.
GaloppOnline.de: Zwischendurch dachten Sie doch auch daran, Tierarzt zu werden. Stimmt das?
Miroslav Rulec: Das Rennreiten hat mich immer schon fasziniert. Aber auch Tierarzt wäre ein Beruf gewesen, der mir viel Spaß bereitet hätte. Wenn der Arzt zu uns in den Stall kommt, schaue ich ganz genau hin. Es ist etwas ganz Besonderes, die weitere Entwicklung eines Pferdes zu verfolgen.
GaloppOnline.de: Wie ging es dann als Trainer weiter?
Miroslav Rulec: Ich bekam zunächst ein Angebot, bei der Familie Wirth in Haßloch anzufangen. Das war ein Angebot mit Hand und Fuß. Später ging es mit der gleichen Besetzung nach Iffezheim. Das Gestüt Auenquelle und ich konnten unsere Arbeit im Guten beenden. Zwei Trainer waren im Endeffekt doch zu viel. Inzwischen wurde die Dependance von Auenquelle auch wieder aufgelöst.
GaloppOnline.de: Wie stufen Sie persönlich die weitere Entwicklung des Rennsports in Deutschland ein?
Miroslav Rulec: Wir haben hervorragende Pferde hier in Deutschland. Für die großen Gestüte geht es unverändert weiter, doch viele kleinere oder mittlere Trainer müssen unverändert weit reisen. Und da ist bei den Starts in Frankreich reelles Denken vonnöten, das hat nichts mit Solidarität zu tun. Am Ende des Jahres müssen meine Besitzer zufrieden sein. Sie dürfen nicht vergessen, dass ich als Trainer auch eine Verantwortung gegenüber meinen Besitzern und meiner Mannschaft besitze.
GaloppOnline.de: Und was sind Ihre persönlichen Ziele für das kommende Jahr?
Miroslav Rulec: Ich wünsche mir weiterhin zufriedene Besitzer und gesunde Pferde. Alles Weitere wird man dann erst in der nächsten Saison sehen.