Mit M. Ostermann

GaloppOnline.de: Knapp ein Jahr sind Sie Präsident der Besitzervereinigung, wie fällt eine Zwischenbilanz aus?

Manfred Ostermann: Es freut mich ganz besonders, dass die Kontroversen innerhalb unserer Vereinigung um die Satzung beendet werden konnten und eine neue, moderne Satzung während unserer jährlichen Mitgliederversammlung von unseren Mitgliedern verabschiedet wurde.

Wir haben durch die Bildung eines Präsidiums eine spürbare Verschlankung im operativen Tagesgeschäft bewirkt und können doch nach wie vor auf die gebündelte Kompetenz eines starken Vorstands zurückgreifen. Das ist sicherlich ein ganz wesentlicher Punkt der in der Zwischenbilanz ausgewiesen werden sollte.

GaloppOnline.de: Welche strukturellen Veränderungen wird es geben?

Manfred Ostermann: Wir sind in mehreren Arbeitskreisen äußerst aktiv, hinsichtlich der Erarbeitung neuer, verschlankter Entscheidungsstrukturen. In der Besitzervereinigung konnten wesentliche Schritte bereits umgesetzt werden. Nun entwickeln wir gemeinsam mit der Betriebsgesellschaft Galopp-Rennvereine (BGG) Maßnahmen für die notwendige strukturelle Erneuerung des Direktoriums, bzw. des gesamten deutschen Galopprennsports. Die bis dato geführten Gespräche waren überaus konstruktiv und zeigen eine interessante Zukunftsperspektive auf.

GaloppOnline.de: Wie kann die finanzielle Basis für Züchter und Besitzer gestärkt werden?

Manfred Ostermann: Nur durch den intensiven Einsatz und die finanzielle Beteiligung unserer Vereinigung konnten in der Saison 2004/2005 Winterrennen stattfinden. Zusammen mit weiteren Hilfsaktionen seitens unserer Vereinigung in der laufenden Saison 2005, wie z.B. die Rettung von einzelnen Grupperennen, Listenrennen, oder sogar kompletten Renntagen, konnten wir ein ansonsten verloren gegangenes Volumen an Rennpreisen und Prämien für die deutschen Züchter und Besitzer retten, dass im Millionen Euro Bereich liegt. Hinzu kommen unsere neuerlichen intensiven Bemühungen, die kommende Winterrennsaison 2005/2006 sicherzustellen.

GaloppOnline.de: Welche Zukunftspläne haben Sie?

Manfred Ostermann: Wir haben mit der Konzeption eines Deutschen Sportpferde-Zentrums, der Entwicklung einer neuen Rennbahn in Dortmund, ein weiteres wichtiges Grundsatzthema auf den Weg gebracht, um unseren Sport in der Zukunft zu sichern. Es gilt einen zukunftsorientierten Veranstaltungsplatz zu schaffen.

Zusätzlich müssen wir verhindern, dass neben Hoppegarten andere Rennvereine in die Insolvenz gehen und sich somit die Basis für Leistungsprüfungen weiter reduziert. Damit wären dann automatisch auch erheblich reduzierte Einnahmen aller Besitzer und Züchter verbunden und unsere wirtschaftliche Basis würde zusammenbrechen.

GaloppOnline.de: Die Wettumsätze als Grundlage der Finanzierung der Rennen sind, wenn auch geringfügig, weiter rückläufig. Sehen Sie Licht am Ende des Horizontes?

Manfred Ostermann: Ja das sehe ich. In der Tat lässt sich offensichtlich ein Konsolidierungsprozess beobachten. Die (Wett-) Umsätze vieler Rennvereine stabilisieren sich. Nehmen Sie das Beispiel der Kölner Rennbahn. Die Umsatzverläufe des Europa-Meetings in diesem Jahr waren absolut zufriedenstellend. Auch der Renntag um den Preis des Winterfavoriten war ausgezeichnet. Hier konnte sogar eine deutliche Umsatzverbesserung gegenüber dem Vorjahr erzielt werden.

Darüber hinaus machen besonders Vereine wie Hannover und Bad Harzburg deutlich, wie sehr sich das persönliche und intensive Engagement der dort tätigen Präsidenten, bzw. Vorstände in gesteigerten Umsatzverläufen widerspiegelt. Das zeigt, dass guter Sport und weitere Attraktionen im Rahmenprogramm von den Besuchern honoriert werden und verdeutlicht, dass sich das intensive Bemühen der Rennvereine um ihre „Kunden“ und der starke persönliche Einsatz von Leistungsträgern innerhalb der Rennvereine wirtschaftlich rentiert.

GaloppOnline.de: Wie lassen sich wieder mehr Zuschauer auf die Bahnen locken?

Manfred Ostermann: Es gilt zum einen, ein für den Besucher und die Aktiven attraktives sportliches Programm zu kreieren. Zum anderen ist es im Sinne des Freizeitcharakters heutzutage unerlässlich ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm auch zwischen den Rennen anzubieten und ein Ambiente zu schaffen dass den Besucher in Wettlaune versetzt und ihn zur Wiederkehr animiert.

Attraktive Renntage, im Vorfeld professionell Medien- und Marketinggerecht aufbereitet, führten bei einigen Rennvereinen zu beachtlichen Besucherzahlen und gesteigerten Umsätzen. Hier muss weiterhin verstärkt angesetzt werden um an derartige Erfolge anzuknüpfen.

GaloppOnline.de: Besorgniserregend ist unverändert die sehr übersichtlich gewordene Zahl der Pferde im Training. Wie kann man den Besitz von Rennpferden attraktiver machen?

Manfred Ostermann: Angesichts der Gesamtsituation und Stimmungslage in der Wirtschaft in Deutschland ist es nachvollziehbar, dass auch bei der Haltung von Rennpferden eingespart wird. Immer dann, wenn der Gürtel enger geschnallt werden muss, wird dies besonders in den Hobby-Bereichen als erstes getan. Leider fällt darunter auch das Halten von Rennpferden.

Aus der reinen Betrachtung des Deckungsbeitrages hinsichtlich der Haltung von Rennpferden hängt dies in allererster Linie von der Entwicklung der Rennpreise ab, die bekanntermaßen aus vielfältigen Gründen rückläufig sind. Dennoch bietet gerade der deutsche Galopprennsport etliche optimistische Perspektiven. So stellt sich die Vermarktung von Rennpferden aktuell als äußerst lukrativ dar.

Deutsche Vollblüter aus inländischen Gestüten und Rennställen sind so stark nachgefragt wie noch nie. Die Pferde erzielen dabei bis dato noch nicht gekannte höchste Verkaufspreise. Besonders bemerkenswert sind die Verkäufe in den Angelsächsischen Raum. Somit rechnet sich die Haltung von Rennpferden über die attraktiven Verkaufserlöse besser, als in der Vergangenheit.

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