Mit M. Ostermann

GaloppOnline.de: Sie sind mit etwas über sechzig Prozent der Stimmen gewählt worden, obwohl es keinen Gegenkandidaten gab. Ist das nicht zu wenig?

Manfred Ostermann: Es verschafft mir zunächst einmal eine gute Basis. Ich habe in meiner Antrittsrede denjenigen, die mich nicht gewählt haben, meinen Respekt gezollt. Leider hat es ein Ostermann-Lager und ein Hellwig-Lager gegeben. Aber ich bin sicher, dass die Zustimmung größer wird, wenn die Mitglieder unsere Mannschaftsleistung sehen.

GaloppOnline.de: Die Besitzervereinigung war in jüngster Zeit insbesondere durch ihre personellen Querelen in negativen Schlagzeilen. Einige Herren gehören nicht mehr dem Vorstand an. Setzt jetzt die Zeit der Harmonie ein?

Manfred Ostermann: Zunächst einmal möchte ich herausstreichen, dass diese Herren freiwillig und ohne jeden Druck ihr Amt aufgegeben haben. Es als Ruhmestat zu bezeichnen, dass man sie „verhindert“ habe, wie es jetzt geschieht, das halte ich für nicht richtig.

Im Vordergrund der Arbeit steht zunächst einmal, eine breitere Basis innerhalb der Mitgliederschaft zu schaffen. Die Differenzen müssen beseitigt werden, es sollte Einigkeit erzielt werden. Wir brauchen eine starke, geeinte Vereinigung.

Es ist aber nicht zu bestreiten, dass es ein gewisses Lagerdenken in der Besitzervereinigung gegeben hat. Der jetzige Vorstand entspricht absolut meinen Vorstellungen, ich bin sicher, dass wir harmonisch zusammenarbeiten werden. Schon am Montag haben wir in einer Telefonkonferenz erste Arbeitsgebiete abgesteckt.

GaloppOnline.de: Die wie aussehen?

Manfred Ostermann: Ein wesentlicher Punkt ist natürlich die Sicherung der Finanzierung des Rennsports 2005. Die Besitzervereinigung hat ja bereits erhebliche finanzielle Mittel bereitgestellt, um die Winterrenntage zu finanzieren. Jeder weiß um die aktuell schwierige Situation, es gibt unverändert Alarmsignale von den Rennvereinen. Weitere Rennbahnschließungen oder Insolvenzen können wir uns nicht leisten.

GaloppOnline.de: Die Rennvereine haben aber bereits signalisiert, dass sie erneut an die Rennpreise herangehen werden und auch eine Modifikation der Züchterprämien diskutieren wollen.

Manfred Ostermann: Aus unserer Sicht ist da in vielen Fällen die Schmerzgrenze erreicht. Wir Besitzer haben doch schon in den letzten Jahren durch die Akzeptanz von Rennpreiskürzungen dazu beigetragen, dass die Rennen abgehalten wurden. Weitere Zugeständnisse halten wir nicht für möglich.

Natürlich werden wir diese Thematik mit Herrn Zimmermann und seinen Mitstreitern erörtern, doch darf die Züchterprämie nicht angetastet werden. Die Rennvereine wissen doch ganz genau, dass die tragenden Rennen insbesondere aus unseren Kassen finanziert werden. Wir sehen noch woanders Kosteneinsparungspotenziale.

GaloppOnline.de: Und wo?

Manfred Ostermann: Etwa bei der Verwaltung. Es muss eine Zentraladministration her, zu der wir auch beitragen können. Wir müssen mit dafür sorgen, dass unsere Rennvereine wirtschaftlich besser gestellt werden.

GaloppOnline.de: Es hat sich der Eindruck aufgedrängt, dass die Personaldiskussionen lähmend für die Sacharbeit waren. Wie wollen Sie die Defizite ausgleichen?

Manfred Ostermann: Für den Vorstand habe ich mir zielgerecht Leute geholt. Ich bin ehrenamtlich tätig, deshalb muss ich eine Menge delegieren. Axel Andree aus dem Oetker-Konzern etwa ist ein hervorragender Marketing-Fachmann. Mario Hofer soll seine Erfahrungen mit Galopp-Clubs und Besitzer-Syndikaten einbringen. Wir brauchen Leute, die kommunizieren können, die uns neue Kreise erschließen können. Ich möchte das einmal zielgruppenorientierte Optimierung nennen. Neue Kreise, die zum einen in Wetten, zum anderen in Pferde investieren.

GaloppOnline.de: Wie könnte das konkret aussehen?

Manfred Ostermann: Das Schlagwort kann nur Marketing heißen. Ich sehe das doch in meinem eigenen Unternehmen. Ohne Marketing geht gar nichts. Wir müssen uns auf Messen sehen lassen, müssen Reitturniere besuchen. Wir müssen brachliegende Potenziale fördern. Es gibt noch einen enormen Pferdebestand allein im norddeutschen Raum. Wenn wir nur ein Prozent der dortigen Besitzer für unsere Sache gewinnen können, wäre viel getan.

GaloppOnline.de: Sie haben in entsprechenden Kommissionen gesessen, die die Verhandlungen mit den Buchmachern geführt haben. Allgemein hat man allerdings das Gefühl, dass es mit der Wettkompetenz im Direktorium nicht weit her ist.

Manfred Ostermann: Dem möchte ich doch widersprechen. Ich glaube, dass die Herren Zimmermann und Zellmann, Gregor Baum und ich ziemlich tief in der Materie drin sind. Sicher sind bei der Einführung neuer Wettarten Fehler gemacht worden, diese sind auszubügeln. Wir brauchen notwendig ein zukunftsorientiertes Spiel- und Wettkonzept. Wie kommen wir wieder an den Wetter ran? Das ist eine entscheidende Frage, die müssen wir beantworten.

Im Übrigen habe ich mit meinen Mitstreitern am 28. Mai mit den führenden deutschen Buchmachern in Baden-Baden zusammen gesessen. Die Verträge waren ratifiziert, alles war unterschrieben, die Sache war in trockenen Tüchern und es ist dann doch nichts draus geworden. Das muss jetzt in den nächsten Tagen durch die Tür, die Verträge mit den Buchmachern sind überlebenswichtig für den deutschen Rennsport.

GaloppOnline.de: Wie zu hören war, ist zusätzlich zu den bisherigen Regionalverbänden eine Westdeutsche Besitzervereinigung gegründet worden.

Manfred Ostermann: Herr Grabe hat mich am Rande unserer Versammlung am Samstag davon informiert, dass diese ins Leben gerufen wurde und er zum Vorsitzenden gewählt worden sei. Ehrlich gesagt, mehr weiß ich nicht.

GaloppOnline.de: Seit langem ist die Satzung in der Diskussion. Wie ist der aktuelle Stand?

Manfred Ostermann: Wir hoffen, dass wir die neue Satzung mit Hilfe eines installierten Gremiums im nächsten Jahr auch endformulieren werden. Ganz wichtig ist natürlich die Frage, von wem das künftige Präsidium, also die sechs Leute, die eine Art Kernmannschaft bilden, gewählt wird, vom Vorstand oder von der Mitgliederversammlung.

GaloppOnline.de: Und für was plädieren Sie?

Manfred Ostermann: Für den Vorstand. Ich habe das am Samstag mit einem Vergleich aus der Politik begründet. Was glauben Sie, was passieren würde, wenn der SPD-Parteitag Oskar Lafontaine in das Kabinett von Gerhard Schröder wählen würde? Also. Außerdem wählt die Mitgliederversammlung bereits den Vorstand.

GaloppOnline.de: Und wer wird künftig Geschäftsführer der Besitzervereinigung werden? Dr. Reinhard Beine hat ja bereits seinen Rücktritt angeboten.

Manfred Ostermann: Wir sind mit Dr. Beine übereingekommen, dass wir uns zu Beginn des Jahres zusammensetzen und ein Gespräch führen. Dann werden wir weitersehen.

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