GaloppOnline.de: Es läuft ja aktuell ausgezeichnet an Ihrem Stall. Was ist der Grund dafür?
Miltcho Mintchev: Danke sehr. Wir machen einfach unsere Arbeit und geben uns Mühe, so wie es eigentlich alle anderen Trainer auch machen. Man sollte aber auch nicht vergessen, dass es sich bei den Rennen, die wir gewonnen haben, nicht um die ganz großen Rennen handelte.
GaloppOnline.de: Trotzdem fällt auf, dass es in der Saison 2011 bislang hervorragend läuft.
Miltcho Mintchev: Ein Grund ist sicher der Umzug von Delbrück nach Köln. Wir sind seit April hier, wollten eigentlich schon am 1. März hier anfangen, was sich aber nicht realisieren ließ. Dadurch sind wir etwas später gestartet, was aber, wie man jetzt sieht, sicher kein Nachteil war.
GaloppOnline.de: Zuvor waren die Litex-Pferde auf einer eigenen Anlage in Delbrück beheimatet und wurden dort auch vorbereitet. Warum erfolgte der Wechsel nach Köln?
Miltcho Mintchev: Die Anlage im westfälischen Delbrück, die wir weiterhin betreiben und wo ich mit meiner Familie auch wohne, ist wirklich ausgezeichnet. Tolle Stallungen, den Pferden geht es dort gut, alles war prima. Mit einer Ausnahme. Die Trainierbahn war zu klein, sie misst nur 1000 Meter. Vorher war dort ein Traber-Trainer angesiedelt, für den war die Bahn optimal, aber zum Trainieren von Galopprennpferden war sie zu klein. Das hat man in den Rennen gemerkt, da fehlte unseren Pferden am Ende immer etwas.
GaloppOnline.de: Tatsächlich war die Ausbeute 2010 mit nur drei Siegen nicht so gut wie in diesem Jahr. Woran hat das Ihrer Meinung nach gelegen?
Miltcho Mintchev: Wir mussten für die wichtigen Arbeiten immer von Delbrück nach Düsseldorf fahren. Bei dem heißen Sommer hat das die Pferde teilweise doch ganz schön mitgenommen. Das können Sie sich ja vorstellen, bei der Hitze im Transporter und dann noch im Stau. Baschar, aber auch einige andere Pferde, hat das sicher etwas gekostet, und das war sicher ein Grund dafür, dass es im vergangenen Jahr nicht so gut lief wie jetzt.
GaloppOnline.de: Wieviele Boxen stehen Ihnen in Köln zur Verfügung?
Miltcho Mintchev: 18, von denen 16 belegt sind, zwei Pferde sind aktuell zur Erholung in Delbrück. Wenn wir irgendwann einmal mehr Boxen haben wollten, wäre das sicher zu realisieren, das hat uns Herr Faßbender signalisiert.
GaloppOnline.de: Wäre das denn ein Thema?
Miltcho Mintchev: Vielleicht, das muss man sehen. Erst einmal machen wir im jetzigen Rahmen weiter.
GaloppOnline.de: In Köln sind viele der hiesigen Topjockeys stationiert. Reiten einige von ihnen schon einmal bei ihnen im Training aus?
Miltcho Mintchev: Nein, das ist nicht der Fall. Das machen ausschließlich meine Arbeitsreiter. An diese stelle ich hohe Anforderungen und erwarte, dass sie meine Anweisungen umsetzen.
GaloppOnline.de: Haben Sie einmal darüber nachgedacht, einen festen Jockey zu engagieren?
Miltcho Mintchev: Nein, das ist für uns eigentlich kein Thema. Bislang haben wir in den Rennen immer gute Jockeys auf den Pferden gehabt. Ich will auch Reiter haben, die auch für die Arbeit immer verfügbar sind. Das wäre bei einem Stalljockey ein Problem, der ist dann einmal in Frankreich, oder am Samstag zum Rennen unterwegs. Außerdem lohnt sich das bei einem Stall unserer Größe nicht.
GaloppOnline.de: Fast alle Litex-Pferde sind hervorragend gezogen. Wer war für den Ankauf verantwortlich?
Miltcho Mintchev: Das war ausschließlich ich. Ich habe alle Pferde auf der Auktion in England gekauft. Mit Ausnahme des It‘s Gino-Bruders Itao, den hat Peter Schiergen auf der Auktion in Baden-Baden gekauft. Bei der Auswahl gehe ich natürlich auch nach dem Pedigree, aber entscheidend ist für mich, wie das Pferd aussieht. Ein Pferd, das ich kaufe, muss mir zeigen, dass es wie ein Rennpferd aussieht.
GaloppOnline.de: Haben Sie in der jüngeren Vergangenheit weitere Käufe getätigt?
Nein, wir züchten ja auch selbst, mit etwa 15 Stuten in England im Britton House Stud in der Region Somerset. Von dort werden einige Jährlinge auf die Auktion gehen, ein Teil kommt zu mir, und so kommen wieder neue Pferde in den Stall.
GaloppOnline.de: Uns ist aufgefallen, dass Ihre Pferde häufiger am Tag des Rennens abgemeldet wurden.
Miltcho Mintchev: Ja, das stimmt. In Gotha war es der Boden, auf dem die Pferde nicht laufen sollten. Bei dem zweijährigen Omurtag am Samstag in Düsseldorf gab es ein kleines Problem. Warum soll er dann laufen? Die Pferde haben Zeit genug, da kommt es auf die ein oder andere Woche nicht an. Wenn ich Pferde aufbiete, dann soll auch alles einhundertprozentig stimmen, das ist meine Devise.
GaloppOnline.de: Macht denn der Besitzer keinen Druck? In anderen Ställen ist das ja durchaus schon einmal der Fall.
Miltcho Mintchev: Nein, ich habe keinen Druck vom Besitzer. Ich entscheide, was wir mit den Pferden machen. Das ist natürlich ein großer Vorteil, den andere Trainer nicht haben.
GaloppOnline.de: Wie läuft eigentlich die Kommunikation mit Besitzer Gricha Gantchev ab?
Miltcho Mintchev: Wir telefonieren häufiger miteinander. Natürlich muss ich ihm nicht wegen jedem kleinen Rennen oder wegen Kleinigkeiten anrufen. Da er geschäftlich sehr viel unterwegs ist, konnte er bislang nur einmal auf der Rennbahn sein. Das war dann ausgerechnet bei Briseidas Sieg in den 1.000 Guineas 2008, das war natürlich toll.
GaloppOnline.de: Wie kam es eigentlich zum Engagement der Litex-Gruppe in Deutschland?
Miltcho Mintchev: Gricha Gantchev und ich verbindet eine lange Freundschaft. Ich komme ja eigentlich aus dem Springsport, und wir haben 2004 mit Springpferden angefangen. Irgendwann kamen dann auch die Galopper hinzu, und das hat ihm und auch mir sehr viel Spaß gemacht. So ist die ganze Sache entstanden.
GaloppOnline.de: Sie kommen aus dem Springsport und trainieren nun Galopper. Gibt es irgendwelche Parallelen in den beiden Disziplinen?
Miltcho Mintchev: Vom Training her nicht, denn die Anforderungen an Springpferde und Galopper sind vollkommen unterschiedlich. Eine Gemeinsamkeit gibt es aber. Das ist die Psyche. Wichtig ist meiner Meinung nach, dass man mit jedem Pferd individuell arbeitet.
GaloppOnline.de: Mit Achinora hatzuletzt eine gute Dreijährige von Ihnen gewonnen. Wie sind die Pläne mit ihr?
Miltcho Mintchev: Sie hat eine Diana-Nennung und soll als nächstes dort auch laufen, wenn alles nach Plan läuft.
GaloppOnline.de: Was können Sie zu den anderen beiden Siegern aus der letzten Woche sagen?
Miltcho Mintchev: Sokrat hat schön gewonnen. Er sieht auch super aus und sollte seinen Weg machen. Eskulina ist, wie viele Montjeu-Stuten, ein sehr spätes Pferd. Sie steht nicht ganz optimal, hat aber einen hervorragenden Charakter. Ich denke, wenn alles glatt läuft, werden wir noch viel Spaß mit ihr haben.
GaloppOnline.de: Ein gutes Saisondebüt gab auch Baschar, eines ihrer besten Pferde, in Frankfurt, als er nur hinter Liang Kay war. Was ist mit ihm?
Miltcho Mintchev: Er ist aktuell hervorragend auf dem Posten, aber ich habe jetzt kein Rennen für ihn finden können. Ich denke, Anfang August werden wir ihn wieder auf der Bahn sehen.
GaloppOnline.de: Wie sieht es mit den jungen Pferden aus?
Miltcho Mintchev: Wir haben lediglich drei Zweijährige im Stall, und sie brauchen bestimmt noch etwas Zeit.