<b>GaloppOnline.de:</b>
Sie sind Däne und reiten seit vielen Jahren in Deutschland. Wie sind Sie damals nach hier gekommen?
<b>Lennart Hammer-Hansen:</b>
Das ist über Ole Larsen entstanden. Ich habe ihn gefragt ob er Beziehungen nach Deutschland hätte und er hat mich mit Trond Hansen zusammengebracht. Trond Hansen war damals Trainer in Iffezheim und hat mich als Lehrling in seinen Stall aufgenommen. Als ich nach Deutschland gekommen bin, habe ich kein Wort deutsch gesprochen. Ich hatte in Iffezheim eine dreimonatige Probezeit und konnte danach bei ihm bleiben. Da war für mich natürlich klar, dass ich in Deutschland bleiben würde. Ich habe die zwei Jahre bei ihm in erster Linie in Frankfurt und in München geritten und war in beiden Jahren Lehrlings-Champion. Dadurch habe ich meine Erlaubnis verloren, anschließend sind wir sind von Baden-Baden nach Krefeld gegangen.
<b>GaloppOnline.de:</b>
Wie ging es dann weiter? Und was waren die nächsten Stationen?
<b>Lennart Hammer-Hansen:</b>
In Köln habe ich erfolgreich meine Prüfung abgeschlossen und als zweiter Mann bei Andreas Löwe angefangen. Damals hinter Terry Hellier. Das kann man eigentlich als den Zeitpunkt bezeichnen, als meine Karriere im Westen richtig begonnen hat. Von Löwe aus ging es an den Mäder-Stall, wo ich als zweiter Mann hinter Lutz gearbeitet habe. Dort war ich anderthalb Jahre. Während dieser Zeit kam dann auch mein Durchbruch, als ich im zweiten Jahr 63 Rennen gewonnen habe und mit Tres Heureux meinen ersten Gruppesieger geritten habe. Dann habe ich das Angebot bekommen, als zweiter Mann zu Heinz Jentzsch zu gehen. Dort habe ich unter anderem den Gerling-Preis mit Laroche gewonnen. Bei Uwe Ostmann war ich dann erster Jockey, bevor es wieder zu Erika Mäder nach Krefeld ging.
<b>GaloppOnline.de:</b>
Wie fühlen Sie sich am Stall von Erika Mäder?
<b>Lennart Hammer-Hansen:</b>
Richtig gut. Ich komme mit Mäders super zurecht. Wir sind per Du und haben ein wirklich gutes Verhältnis. Es macht Spaß, dort zu arbeiten und es herrscht ein sehr gutes Arbeitsklima am Stall.
<b>GaloppOnline.de:</b>
Vermisst man im Stall nicht den einen oder anderen Gruppe-Kracher?
<b>Lennart Hammer-Hansen:</b>
Natürlich fehlen uns im Stall neben Up And Away und Faberger entsprechende Pferde. Es fehlen zum Beispiel gute Stuten oder einfach ein Derbypferd. Deswegen bin ich natürlich froh, dass ich für andere große Trainer und Besitzer reiten darf. Wir haben aber ein paar nette Zweijährige im Stall. Der Evil Empire-Bruder El Honor ist zum Beispiel ein richtiges Rennpferd.
<b>GaloppOnline.de:</b>
Wie ist es, wenn man für Andreas Schütz ausgewählte Pferde wie Royal Dragon oder Dakhla Oasis reiten darf?
<b>Lennart Hammer-Hansen:</b>
Das ist natürlich super und auch eine Anerkennung meiner Leistung in den letzten Jahren. Ich freue mich immer, wenn mir Andreas Schütz und die Besitzer das Vertrauen geben. Sobald Andrasch nicht reiten kann, ruft mich Andreas an und fragt nach. Es ist natürlich eine tolle Sache und ein großer Vertrauensbeweis, wenn man für andere Trainer in großen Rennen reiten darf. Ich bin froh wenn mich die Trainer in großen Rennen im Sattel haben wollen. Bei Andreas Schütz hat das in diesem Jahr ja bisher toll geklappt. Hoffen wir mal, dass es auch so weitergeht.
<b>GaloppOnline.de:</b>
Welches ist das beste Pferd, was sie jemals geritten haben?
<b>Lennart Hammer-Hansen:</b>
Das ist schwer zu sagen. Aber ich glaube, das ist Royal Dragon. Und bei den Stuten ist es ganz klar Dakhla Oasis.
<b>GaloppOnline.de:</b>
Welches Rennen würden Sie gerne gewinnen?
<b>Lennart Hammer-Hansen:</b>
Auf jeden Fall möchte ich mal das Derby und den Großen Preis von Baden gewinnen. Davon träumt doch jeder. Im Ausland kann ich kein spezielles Rennen nennen. Da bin ich froh, wie es derzeit läuft, denn die Pferde, die ich im Ausland reite, laufen meistens platziert. Ich sage da nicht: ‚Ich möchte mal den Arc gewinnen‘. Da muß man wohl erst mal einen Ritt haben (lacht). Ich bin eigentlich schon sehr froh, wie es aktuell im Ausland läuft. Ich erhalte von meiner Trainerin das Vertrauen im Ausland und sie steht immer hinter mir. Im Ausland lernt man einfach ungemein viel. In Hong Kong habe ich sehr viel gelernt und es hat mich gefreut, dass ich so etwas erleben durfte. Es war eine tolle Sache, und wenn ein Jockey diese Chance bekommt, sollte er sie auch wahrnehmen.
<b>GaloppOnline.de:</b>
Gibt es einen Fehler, den Sie in irgendeinem Rennen gemacht haben und an den Sie sich heute erinnern?
<b>Lennart Hammer-Hansen:</b>
Ja den gibt es. Das war auf Faberger in Saint Cloud. Ich bin an vorletzter Stelle gegangen und hatte die Wahl zwischen Innen und Außen. Diese Entscheidung muß in einem Bruchteil einer Sekunde fallen. Ich hatte mich für Innen entschieden und saß bis 250 Meter vor dem Ziel fest, sonst wäre ich mit Sicherheit Zweiter geworden. Dieser Fehler ärgert mich heute noch. Aber Gott sei Dank bin ich nur ein Mensch, und jeder Mensch macht Fehler. Beim nächsten Mal versuchst du, es dann auszubügeln. Das ist ein Fehler, den man nicht zweimal macht.
<b>GaloppOnline.de:</b>
Wie sind Sie zu den Pferden gekommen?
<b>Lennart Hammer-Hansen:</b>
Ich bin mit 6 Jahren an einer Koppel vorbeigefahren. Am nächsten Tag habe ich mich vorgestellt, und habe angefangen, auszumisten und dem Stallmeister zu helfen. Das waren Turnierpferde, auf denen habe ich auch reiten gelernt. Später kamen dann die Galopper. Der Mann meiner Mutter hat einen Trainer in Dänemark gekannt und wir haben gefragt, ob er Hilfe im Stall braucht. Damals habe ich 40 Kilo gewogen. Ich habe dann als Amateur angefangen.
<b>GaloppOnline.de:</b>
Sie haben beim legendären Heinz Jentzsch gearbeitet. Wie war das?
<b>Lennart Hammer-Hansen:</b>
Bei Heinz Jentzsch hatte ich wirklich eine Super-Zeit. Als Mensch und als Trainer ist er der Beste, für den ich je geritten habe. Schade, dass es nur zwei Jahre waren, dort hätte ich direkt noch zwei dran gehängt. Jentzsch hat mich sogar als zweiter Mann im Ausland reiten lassen, das fand ich eine ganz tolle Sache.
<b>GaloppOnline.de:</b>
Welche Ziele haben Sie als Jockey noch?
<b>Lennart Hammer-Hansen:</b>
Das Ziel ist es natürlich, noch weiter nach oben zu kommen. Dieses Jahr läuft es bisher riesig und ich hoffe, dass es auch so weiter geht. Dann muß man natürlich gesund bleiben. Ich hoffe, mich weiterhin zu steigern und weiterhin Vertrauen von anderen Trainern und großen Besitzern zu bekommen. Und wenn mich ein Angebot nach vorne bringt, ist natürlich alles möglich.
<b>GaloppOnline.de:</b>
Von wem haben Sie in diesem Sport am meisten gelernt?
<b>Lennart Hammer-Hansen:</b>
Zum einen von Heinz Jentzsch und zum Anderen von Lutz Mäder. Von Lutz habe ich sehr viel über das Rennreiten gelernt. Er ist ein Profi und kann Rennen sehr gut lesen. Lutz hat mir immer viele und wichtige Tipps gegeben. Bei Heinz Jentzsch habe ich sehr viel über das Training gelernt. Er hat alle Pferde über kurze Distanzen gearbeitet, egal ob Steher oder Sprinter. So habe ich gelernt, die Pferde richtig einzuschätzen.
<b>GaloppOnline.de:</b>
Würden Sie gerne mal längere Zeit im Ausland reiten?
<b>Lennart Hammer-Hansen:</b>
Wenn ich die Chance erhalten würde: natürlich ja. Dann würde mich Paris am meisten reizen. Ich mag die Art, wie dort Rennen geritten werden. Wenn die Möglichkeit bestehen würde, könnte ich mir auch vorstellen, über Winter mal nach Hong Kong oder Amerika zu gehen.
<b>GaloppOnline.de:</b>
Gibt es schon Ziele für die Zeit nach dem Rennsport?
<b>Lennart Hammer-Hansen:</b>
Ja, ich werden dann mit meiner Familie zurück nach Dänemark gehen und dort eine Reitschule aufmachen. Das ist auf jeden Fall mein Traum und unsere gemeinsame Vorstellung. Wenn ich in Deutschland irgendwann aufhöre zu reiten, werde ich noch ein paar Jahre in Skandinavien reiten und dann kommt der Ponyhof oder die Reitschule. Was genau, weiß ich noch nicht, aber es muß auf jeden Fall mit Pferden zu tun haben. Trainer will ich aber auf gar keinen Fall werden. Aber das alles liegt noch weit in der Zukunft und ich hoffe, bis dahin werde ich noch lange Rennen reiten und noch viele Erfolge feiern.
<b>GaloppOnline.de:</b>
Sie sind seit einigen Jahren Vater. Was macht der Sohnemann?
<b>Lennart Hammer-Hansen:</b>
Er wächst und gedeit und wird langsam richtig frech. Ein richtiger Junge. Er kommt ganz auf seinen Vater. Er ist mein größter Erfolg und zugleich mein größter Stolz.
<b>GaloppOnline.de:</b>
Soll er auch mal Jockey werden?
<b>Lennart Hammer-Hansen:</b>
Wenn er will, kann er natürlich Jockey werden. Aber das muss er irgendwann entscheiden. Mir ist letztendlich egal, für welchen Beruf er sich entscheidet. Die Hauptsache ist, er ist dabei glücklich. Ich werde ihn auf jeden Fall bei allem was er machen will, unterstützen.