GaloppOnline.de: Ist es Ihr erster Besuch in Deutschland? Welche Eindrücke haben Sie hier gewonnen?
Lee Freedman: Ich war bisher zwar schon in Deutschland, aber noch nie zum Rennen und auch noch nie in Baden-Baden. Am Freitag hatten wir eine Einladung zu einem Empfang vom Internationalen Club mit Prinz Bernhard von Baden. Wir konnten hier unsere strategische Partnerschaft mit dem Club vertiefen und dem deutschen Publikum die Idee des Melbourne Cups näher bringen. Am Montag geht es dann weiter in Richtung Manchester, später nach Boston und New York.
Gemeinsam mit Sue Lloyd-Williams, die einen sehr guten Job macht, können wir hier zeigen, welches Profil das Rennen hat, wie hoch die internationale Zahl der Zuschauer ist und welchen wichtigen Beitrag für die Wirtschaft und den Tourismus Australiens der Melbourne Cup leistet.
Die Leute hier in Baden-Baden sind phantastisch. Wir waren schon am Samstag beim Rennen und werden sicherlich auch später wieder einmal hierhin zurückkehren.
GaloppOnline.de: Konnten Sie auch in Kontakt mit deutschen Kollegen treten? Oder was stand im Vordergrund Ihrer Visite?
Lee Freedman: Die Trainer haben wir nicht getroffen, denn das war gar nicht der Zweck des Besuchs. Uns ging es um den Melbourne Cup. Die Bedeutung dieses Rennens steht auf einem besonders hohen Level. Dank der massiven Übertragungsmöglichkeiten, kann man es fast überall auf der Welt sehen.
GaloppOnline.de: Sie haben den Cup fünfmal gewonnen, zweimal mit Makybe Diva. Was für ein Pferd braucht man, um diesen Marathon für sich zu entscheiden?
Lee Freedman: Man braucht eine guten Steher, der aber flexibel sein muss. Taktischer Speed ist eine wichtige Voraussetzung, um in dieser Prüfung erfolgreich zu sein. Schnelle Beschleunigung wird verlangt. Und ein Pferd sollte jeden Boden können und mit der Anreise keine Schwierigkeiten besitzen. Ich muss schon sagen, dass der Vorjahressieg mit Makybe Diva der bisherige Höhepunkt meiner Karriere war. Die Stimmung war einfach einzigartig.
GaloppOnline.de: Ist Makybe Diva nun in der Zucht?
Lee Freedman: Noch nicht, das wird erst im September der Fall sein. Sie darf sich vorher noch erholen. Dann wird alles vorbereitet, damit sie einen neuen Champion bringen kann.
GaloppOnline.de: War die Stute Ihr bestes Pferd im Rennstall?
Lee Freedman: Wir hatten zwar viele gute Pferde, aber die Leistung, die Makybe Diva im Melbourne Cup gezeigt war, war die beste überhaupt. So etwas ist schwer zu wiederholen.
GaloppOnline.de: Was ist das Geheimnis Ihres Erfolges?
Lee Freedman: Ich habe es immer genossen, Pferde zu trainieren. Wir haben gute Jährlinge gekauft in all den Jahren. Man muss die Entwicklung eines Pferdes genau einschätzen können, damit es für mindestens drei Rennzeiten in Schwung bleibt und sich weiter verbessert. Wenn man dann einen Kandidaten nach oben führt, ist das ein enormes Glücksgefühl.
GaloppOnline.de: Welche Rolle spielt Ihre Familie dabei?
Lee Freedman: Mein Bruder Anthony kümmert sich verstärkt um die Zweijährigen. Für diesen Teil des Geschäfts ist er verantwortlich. Meine beiden anderen Brüder sind in anderen Bereichen aktiv. Der eine arbeitet für Sport-Median, wie den Sky Channel, in Sydney. Der andere baut Golfplätze, zur Zeit in Dubai.
GaloppOnline.de: Wieviele Pferde bereiten Sie aktuell vor?
Lee Freedman: Da zur Zeit in Australien Winter ist, sind es sechzig bis siebzig. In der Hauptsaison werden es dann hundert sein. Da hat man schon alle Hände voll zu tun. Wir trainieren auf einer Halbinsel, sind hier alleine. Es ist eine großartige Gegend, und wir sind hier ausgesprochen erfolgreich.
Innerhalb der drei Jahre, die wir hier arbeiten, haben wir fünfzehn Gruppe I-Rennen gewonnen. Rye ist eine kleine Stadt, auf der einen Seite der Halbinsel liegt die Melbourne Bay, auf der anderen Seite der Ozean. Es ist hier sehr wild und windig.
GaloppOnline.de: Kommen Sie auch mit Pferden nach Europa?
Lee Freedman: Ja, Falkirk soll die Kings Stand Stakes in Royal Ascot bestreiten. Er dürfte am Montag nach einem langen Trip in Newmarket angekommen sein. Er liebt die gerade Bahn, wird anschließend Deckhengst in Neuseeland. Bei den anderen australischen Pferden in Ascot handelt es sich um Glamour Pass und den Champion-Sprinter Takeover Target. Fester Boden wäre für alle drei Pferde günstig.
GaloppOnline.de: Spielt der Große Preis von Baden in Ihren Planung auch eine Rolle?
Lee Freedman: Definitiv, das Rennen ist sehr, sehr interessant für uns, zumal es in die World Series gehört, auch wenn diese 2006 nicht stattfindet. Ich möchte sehr gerne mit einem Pferd zum Großen Preis kommen. Ich hoffe, dass die Quarantäne-Bedingungen genauso unproblematisch sind wie in England.
GaloppOnline.de: Einer Ihrer Besitzer hat 2005 bei der Auktion in Iffezheim zwei Jährlinge gekauft. Wie haben sie sich entwickelt?
Lee Freedman: Das war der Besitzer von Makybe Diva. Die Pferde befinden sich zur Zeit noch auf seiner Farm, so dass ich noch nicht viel sagen kann. Auf jeden Fall hat es ihm in Baden-Baden ebenfalls sehr gut gefallen. Er hat mir gesagt, dass er wiederkommen möchte.
GaloppOnline.de: Können Sie sich auch vorstellen, beim Dubai Racing Carnival Pferde starten zu lassen?
Lee Freedman: Das Preisgeld ist enorm hoch, da kann man so etwas schon ins Auge fassen. Wir waren im Dubai Duty Free Sechster mit Perfect Promise. Gewonnen hat das Rennen David Junior, der auch in Ascot wieder eine tragende Rolle spielen sollte.
GaloppOnline.de: Was ist der wichtigste Faktor, um als Trainer so erfolgreich sein zu können wie Sie?
Lee Freedman: Höre auf das Pferd. Alles Weitere kommt von selbst.