Mit Klaus Zellmann

GaloppOnline.de: Wie fällt die Bilanz des Jahres aus?

Klaus Zellmann: Es fing furchtbar an und endete positiv. In fast allen Bereichen, Umsatz, Starter pro Rennen, war das Frühjahrs-Meeting negativ. Das hatte natürlich seine Gründe, wir haben versucht, sie abzustellen. Schon bei der Großen Woche war der Konsolidierungsprozess spürbar.

Allein vom Volumen her konnten wir uns deutlich vom Frühjahrs-Meeting absetzen. Beim Sales & Racing Festival hatten wir uns eine höhere Zahl an Zuschauern gewünscht. Aber der letzte Sonntag hat uns doch etwas weh getan, da war das Wetter halt nicht so wie vor zwölf Monaten. Ansonsten ist dieses Meeting sehr gut gelaufen.

GaloppOnline.de: Es fällt allerdings auf, dass gerade das Meeting in der Öffentlichkeit und auch in den Medien noch nicht so verankert ist.

Klaus Zellmann: Ich finde, und da stehe ich nicht alleine, dass dieses Meeting einen ganz besonderen Charme hat. Die Stimmung ist ganz oben. Unsere Aufgabe wird es sein, es stärker zu etablieren.

GaloppOnline.de: Gilt das auch sportlich?

Klaus Zellmann: Natürlich. Der letzte Tag mit seinen drei Gruppe-Rennen sucht schon seinesgleichen, aber am Freitag und Samstag besteht schon noch Handlungsbedarf.

GaloppOnline.de: Die besten deutschen Pferde, ob auf Meilen, – Mittel- oder Steherdistanzen, tummeln sich in diesen Wochen vorzugsweise im Ausland, sie fehlten in Iffezheim. Muss man da nicht ansetzen?

Klaus Zellmann: Sicher tasten wir uns an größere Dinge heran. Aber wir möchten nicht Risiken eingehen, die wir nicht bezahlen können. Auf lange Sicht haben schon Überlegungen, bessere Rennen zu veranstalten. Zunächst einmal haben wir die Verpflichtung unseren Mitgliedern und auch dem deutschen Rennsport gegenüber etwas zu machen, das bezahlbar ist. Natürlich wollen wir unser Geld nicht in der Tasche behalten. Wenn wir es haben, werden wir es ausgeben.

GaloppOnline.de: Das heißt, dass das sportliche Gerüst im kommenden Jahr so bleibt?

Klaus Zellmann: Wenn nicht Geld vom Himmel fällt, bleiben zumindest die großen Rennen unverändert. Allerdings strukturieren wir jetzt schon das Frühjahrs-Meeting, wobei wir wieder auf Experten wie Harald Siemen und Rüdiger Schmanns zurückgreifen. Sie hatten uns schon in Bezug auf die Große Woche und das Sales & Racing Festival sehr geholfen. Insbesondere im mittleren und kleinen Bereich könnte es also Veränderungen geben.

GaloppOnline.de: Was ist mit den Sonderaktionen, die der Club im vergangenen Jahr verstärkt durchgeführt hat?

Klaus Zellmann: Die werden wir sicher weiterführen, wobei ich einen Renntag besonders hervorheben möchte, das war unser Kindertag. Ehrlich gesagt: Ich fand, dass es unser schönster Renntag war. Nicht so sehr, was die Qualität der Pferde oder die Gesamtzahl der Besucher anbetraf. Aber wir hatten tausend Kinder auf der Bahn, die Riesenspaß hatten.

Wir müssen einfach umdenken: Wir sind kein elitärer In-Kreis, wir brauchen Menschen auf der Bahn. Deshalb habe ich nicht das Geringste gegen „Rummel-Renntage“ von Edeka, Stüssgen oder sonst wem. Zum Beispiel der Dallmayr-Renntag in München. Der war doch phantastisch.

Da waren 20 000 Zuschauer auf der Bahn und es tat der Stimmung auch keinen Abbruch, dass es nach vier Uhr keine Bratwurst mehr gab. Und wenn sich bei uns jemand den Champagner oder das Bier nicht leisten kann, dann haben wir auch nichts dagegen, wenn er die Picknickdecke ausbreitet. Etwas Rennbahnkultur wie in England täte uns nicht schlecht.

GaloppOnline.de: Wie sieht es denn beim Club im Sponsorenbereich aus?

Klaus Zellmann: Wir führen derzeit auf breiter Front Gespräche mit diversen Unternehmen und neuen Partnern. Ich bin sicher, dass wir im kommenden Jahr zwei, drei neue Namen präsentieren können. Noch wichtiger: Ausnahmslos jeder Partner, der dieses Jahr dabei war, ist auch im kommenden Jahr mit im Boot. Der Bau der Tribüne war schon eminent wichtig. Sie holen heute kein marktrelevantes Unternehmen auf die Bahn, wenn sie nicht Räumlichkeiten für bis zu fünfhundert Personen anbieten. Wir haben diese Räume und uns damit annähernd überlebensfähig gemacht.

Ganz besonders unterstreichen möchte ich aber auch unser gutes Verhältnis zu der örtlichen Gastronomie und Hotellerie, die uns auch unverändert sehr gut unterstützt.

GaloppOnline.de: Gerät man da nicht in Versuchung, weitere Meetings anzubieten?

Klaus Zellmann: Nur, wenn es der Markt hergibt. Dann könnte ich mir schon vorstellen, dass wir mehr Renntage veranstalten. Im Moment sicher noch nicht.

GaloppOnline.de: Was tut sich mit den Partnern aus der Wettbranche?

Klaus Zellmann: Die wichtigsten Partner bleiben betbull und die Wettarena.. Betonen möchte ich aber auch, dass sich unser Internet-Portal sehr schön entwickelt. Da wird auch sehr gutes Geld für andere Rennveranstalter generiert.

GaloppOnline.de: Sie hatten zu Beginn des Jahres große Pläne mit der Trainingszentrale. Was ist daraus geworden?

Klaus Zellmann: Seitdem konnten wir mehrere Trainer und überschlägig sechzig Pferde neu gewinnen. Petr Olsanik und Mirek Rulec gehören dazu, am 1. Januar kommt Manfred Weber. Das ist die Hälfte von dem, was wir neu bekommen wollten. Wir sind aber weiter rege tätig, denn so ganz reicht das noch nicht.

GaloppOnline.de: Sie spielen auch in der Strukturkommission des Direktoriums und in der neuen Service Gesellschaft Galopprennen (SGG) eine Rolle. Gibt es aus diesen Gremien Neuigkeiten?

Klaus Zellmann: In der Strukturkommissionen arbeiten acht Personen jetzt schon seit vielen Monaten zusammen und ich finde es erstaunlich und auch erfreulich, dass bislang noch nichts nach außen gedrungen ist. Das wird auch weiterhin so sein. Wir diskutieren alle Probleme sehr pragmatisch, ob Lizenzierungsverfahren oder Züchterprämien. Alles muss auf den Prüfstand.

Es st klar, dass die Lastenverteilung völlig anders geregelt werden muss. Die Lücke zwischen den Toto-Einnahmen, die den Rennsport finanzieren sollen, und den Ausgaben von Rennpreisen und Züchterprämien nach Abzug von Nenngeldern beträgt zwischen drei- und fünf Millionen Euro pro Jahr. Die Rennvereine schaffen das einfach nicht mehr. Und die Kosten für die Erhaltung der Anlagen kann sich jeder selbst aussuchen.

GaloppOnline.de: Und wann geht man mit der neuen Struktur an die Öffentlichkeit?

Klaus Zellmann: Anfang Dezember soll ein abschließender Businessplan vorgelegt werden. Wichtig ist derzeit, dass die führenden Köpfe einer Meinung sind.

GaloppOnline.de: Wie ist denn Ihre Einschätzung der Lage?

Klaus Zellmann: Allmählich sehe ich Licht am Ende des Tunnels. Ein Signal etwa ist die leicht gestiegene Außenwette. Die Buchmacher spielen da eine positive Rolle, aber auch Premiere Win.

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