GaloppOnline.de: Wie ist denn die Erwartungshaltung im Vorfeld der Großen Woche?
Zellmann: Wir sind hoffnungsvoll, aber die Landschaft ist im Moment einfach nicht zu berechnen. Im Mai habe ich in der ‚Sport-Welt‘ etwas voreilig eine Trendwende angekündigt und dabei leider falsch gelegen. Es hat sich in den vergangenen Wochen und Monaten einfach gezeigt, dass da, wo das Niveau hoch ist, es schwer ist, das zu halten. Und bei uns liegt die Meßlatte schon sehr hoch.
GaloppOnline.de: Trotzdem war der Einbruch erheblich.
Zellmann: Die Starterzahlen waren ganz einfach zu niedrig. In 34 der 54 Rennen liefen weniger als zehn Pferde, das war rund ein Viertel weniger als im Jahr zuvor. Sehr negativ zu Buche schlug der Donnerstag innerhalb des Frühjahrs-Meetings, als auf drei anderen Bahnen Rennen waren.
Das kostete im Umfeld Besucher, somit Wetter, und auch Starter. Und hart getroffen wurden wir am letzten Sonntag, als es mit 35 Grad einen der wärmsten Tage des Jahres gab. Ich wäre auch lieber ins Schwimmbad gegangen, wenn ich nicht auf die Rennbahn gemusst hätte.
GaloppOnline.de: Die Zahl der Pferde in Training geht unverändert zurück, trotzdem kann man gegen die Starterzahlen etwas tun.
Zellmann: Wir haben die Ausschreibungen zusammen mit Experten noch einmal überarbeitet, haben die Nennungsschlüsse verkürzt. Das hat sich zumindest bei den Nennungsergebnissen positiv bemerkbar gemacht. Erstmals starten wir die Große Woche auch an einem Samstag, also 24 Stunden später als sonst.
Speziell für diesen Tag haben wir besondere regionale Werbung betrieben. Bei Besuchern hinter Bühl in südlicher Richtung sind wir in der Vergangenheit deutlich unterrepräsentiert gewesen. Über lokale Medien haben wir eine Werbekampagne gestartet, die dorthin gegebenen Karten waren im Nu vergriffen. So ist etwa die Iffezheimer Tribüne am Samstag ausverkauft.
GaloppOnline.de: Es gibt aber Stimmen, die die „alte Rennbahn“ wieder haben möchten, die der Meinung sind, dass früher in Iffezheim alles besser war.
Zellmann: Das sind wirklich nur Einzelfälle. Der Sattelplatzkunde, derjenige, der den geringsten Eintrittspreis bezahlt, kann sich auf dem gesamten Gelände frei bewegen. Er kommt gratis auf die Führringterrasse, ein kompletter Block der Iffezheimer Tribüne ist frei begehbar. Wir haben in den Parkanlagen rund 1500 Sitzplätze, die umsonst eingenommen werden können. Allein 200 Bänke sind Ende 2004 neu aufgestellt worden. Im Fürstenberg-Zelt gibt es 1000 Plätze, im Gontard-Garten rund 500. Dass auf der Schwarzwald-Terrasse oder der Weinterrasse mehr bezahlt werden muss, das sehe nicht nur ich als selbstverständlich an.
Auch unser Catering halte ich für ausgezeichnet. Wir haben uns auf anderen Sportveranstaltungen umgetan, etwa beim Fußball oder auf dem Hockenheimring und glauben, dass wir den Vergleich nicht zu scheuen brauchen.
GaloppOnline.de: Wie sieht es im Sponsoring-Bereich aus?
Zellmann: Wir sind sehr zufrieden, auch wenn es, was für alle Rennvereine gilt, noch ein erhebliches Vermarktungspotenzial gibt. Was sehr gut läuft, ist die Zweitverwertung. Noch am Mittwoch, also zwei Tage vor Beginn der Großen Woche, hatten wir auf der Bahn eine Tagung mit 400 Kernphysikern.
Das Konzert mit Peter Maffay war sehr gut besucht, viele andere Veranstaltungen finden bei uns statt, für das kommende Jahr haben sich bereits Aktiengesellschaften angesagt, die bei uns ihre Jahreshauptversammlung durchführen wollen.
GaloppOnline.de: Wie lange wird der „Große Preis“ noch unter dem Patronat von Volkswagen gelaufen?
Zellmann: Der Vertrag läuft noch bis einschließlich 2007. Wir werden sicherlich dieses Jahr schon erste Gespräche zwecks Verlängerung führen.
GaloppOnline.de: Im Fernsehbereich will Premiere win stärker die deutschen Rennen berücksichtigen.
Zellmann: Aus diesem Grund werden die Hauptrennen in der Woche nicht mehr an fünfter, sondern an sechster Stelle des Programms gelaufen. Weil sie dann live auf Premiere zu sehen sind. Der Große Preis wird natürlich auch übertragen. Wir, und da ist der ganze deutsche Rennsport eingeschlossen, werden genau beobachten, wir über diese Schiene die Wettentwicklung ist. Natürlich wird wieder argumentiert, dass dann noch weniger Leute auf die Rennbahn kommen. Doch im Moment kann uns doch jede Art von Verbreitung nur nutzen.
GaloppOnline.de: Wie ist die derzeitige sportliche Ausgangslage?
Zellmann: Nach dem bisherigen Stand der Dinge sind alle Grupperennen bestens besetzt. Und mit Westerner haben wir einen wirklich attraktiven Gast im Großen Preis. Bei unseren letzten Kontakten mit Alec Wildenstein und Elie Lellouche ging es nur noch darum, wer wo mit dem Flugzeug landet.