Mit Jose
Silverio

GaloppOnline.de:
Fünf Tage Sperre wegen übermäßigen Peitschengebrauchs. Ihnen dürfte das Weihnachtsfest verdorben sein?

Jose Silverio:
Das kann man wohl sagen. Die fünf Tage Sperre empfinde ich als zu hoch, ich will mich dagegen zur Wehr setzen.

GaloppOnline.de:
Abgesehen davon, dürfen Sie mit den vergangenen Wochen doch zufrieden sein?

Jose Silverio:
Das stimmt, ich will mich ja auch nicht beklagen. Ich bin schließlich noch ein Neuling auf den westdeutschen Bahnen.

GaloppOnline.de:
Vier Siege haben sie bisher im Westen erzielt. Entspricht die Zahl den Erwartungen?

Jose Silverio:
Ich war schon Realist, als ich von München hierher kam. Wusste, dass man sich nicht gleich um mich reißen würde. Weshalb auch, denn mich konnte ja keiner. Dass man jetzt in etwa weiß, wer gemeint ist, wenn der Name Silverio genannt wird, war mein Hauptanliegen für die erste Zeit.

GaloppOnline.de:
Wie kam es eigentlich zum Wechsel?

Jose Silverio:
Ich habe während eines Aufenthaltes in Italien meine jetzige Freundin Melanie, die Tochter von Trainer Norbert Sauer, kennen gelernt, die in Dortmund zu Hause ist. Da war es nur zu verständlich, dass ich in ihre Nähe wollte.

GaloppOnline.de:
Das hieß also weg von München und auf nach Westfalen?

Jose Silverio:
Genau so lief die Geschichte, wobei ich durchaus gute Erinnerungen an die Riemer Zeiten habe. Immerhin hat mir dort Trainer Wolfgang Figge den Einstieg in den deutschen Rennsport erleichtert und geholfen, wo er nur konnte.

GaloppOnline.de:
In München haben Sie auch den ersten Sieg auf deutschem Boden erreicht.

Jose Silverio:
Ich erinnere mich noch genau. Das war ein so genannter Kistenritt für Trainer Börje Olsson. Gerhard Huber war nicht erschienen, so dass ich den Ritt auf Summer Beauty erhielt und dann Start-Ziel gewann. Ein unvergesslicher Moment.

GaloppOnline.de:
Wie lange sind Sie schon in Deutschland?

Jose Silverio:
Dreieinhalb Jahre bin ich inzwischen hier. Ich komme aus der Dominikanischen Republik, habe dort auf der Rennbahn in der Hauptstadt Santo Domingo eine dreijährige Lehre absolviert und insgesamt 69 Rennen gewonnen. 1998 wollte man dort die alte Rennbahn abbrechen und eine neue errichten. Aus diesem Grund sollten die Besitzer ihre Pferde mit nach Hause auf die Koppeln nehmen und die neunzehn dort ansässigen Jockeys sich nach neuen Beschäftigungen umsehen. Da unter ihnen aber einige des Schreibens und des Lebens nicht mächtig sind, hat man zehn Jockeys ausgewählt, um ihnen über die Vermittlung des dortigen Jockey Clubs Engagements in anderen Ländern zu verschaffen, wobei die Kosten zu gleichen Teilen von Jockey Club und Reiter getragen wurden.

GaloppOnline.de:
Entstammen Sie einer Rennsport-Familie?

Jose Silverio:
Nein, das nicht gerade. Bis auf einen Onkel, der gerne Jockey geworden wäre, aber wegen Gewichtsproblemen den Wunsch aufgeben musste, hatte keiner aus der Familie etwas mit dem Rennsport zu tun.

GaloppOnline.de:
Warum kamen Sie gerade nach Deutschland?

Jose Silverio:
Als man mir u. a. Deutschland vorschlug, war ich gleich begeistert, konnte ich doch auf diese Weise gleich meine bei den amerikanischen Streitkräften arbeitende Schwester besuchen. Ich habe dann in Nürnberg einen halbjährigen Deutsch-Intensivkurs von 8-bis 14.30 Uhr besucht, dabei eine Menge gelernt.

GaloppOnline.de:
Man rühmt bereits ihr Sprachtalent.

Jose Silverio:
Ob ich ein Talent bin, weiß ich nicht genau. Tatsache ist aber, dass ich mich mittlerweile in Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch und Italienisch problemlos verständigen kann. Die Sprachprüfung, die man bekanntlich vor der Rennleitung ablegen muss, habe ich in München ohne Fehler absolviert, worauf ich ein bisschen stolz bin.

GaloppOnline.de:
Die fast dreijährige Münchener Zeit. Wie war sie aus Ihrer Sicht?

Jose Silverio:
Es war ja klar, dass ich als Fremder nun keine Ansprüche stellen konnte, zumal die Münchener Trainer ja schon die Reiter ihres Vertrauens hatten. Also hieß es die Augen offen zu halten und zu lernen. Die ersten Ritte habe ich für Wolfgang Figge absolviert, der ja auch einen eigenen Stalljockey hatte. Insgesamt gab es zu wenig Chancen für mich, zumal die anderen Rennbahnen ein gutes Stück entfernt waren.

GaloppOnline.de:
Also reifte in Ihnen der Plan, in den Westen zu gehen?

Jose Silverio:
Ja, so war es, wozu mir auch Walter Grub, für den ich immer wieder einmal reiten durfte, geraten hatte. Es war natürlich eine glückliche Fügung des Schicksals, dass ich mit Melanie Sauer jemanden kennen lernte, der direkten Kontakt zum dortigen Rennsport hatte.

GaloppOnline.de:
Wo war dort ihre erste Station?

Jose Silverio:
Ich kam nach Dortmund, begann allerdings erst bei Sascha Smrczek, der mich dann auf seine Pferde setzte. Dann lernte ich Norbert Sauer kennen, der mir sagte, dass er gleichfalls nicht viel Pferde trainiere, aber mir helfen wolle. Das hat mir imponiert. Ich kann mich noch gut an den Einstand erinnern, als ich mit Lattek in einem Ausgleich II Zweiter wurde. Ihm möchte ich das mit Leistungen und guten Ergebnissen zurückgeben, was er mir an Vertrauen hat zukommen lassen. Er hat mich in Listen-Rennen in Hoppegarten und Krefeld eingesetzt, weil er meint, dass die Leute einen sehen müssen, dafür danke ich ihm.

GaloppOnline.de:
Über Winter machen sich viele Deutsche auf in Richtung Dominikanische Republik. Werden auch Sie der kalten Jahreszeit entfliehen?

Jose Silverio:
Nein, das kommt für mich nicht in Frage. Ich bin hier zum Arbeiten und zum Lernen. Ich werde den gesamten Winter über im Westen reiten. Ich bin gerne in Deutschland, komme mit dem Klima klar und kann zudem mit 52 kg ein leichtes Gewicht reiten. Somit müssten sich schon einige Chancen in der Zukunft ergeben, zumal etliche Kollegen ja demnächst Urlaub machen werden. Ob ich jemals wieder in die Heimat zurückgehe, weiß ich sowieso nicht.

GaloppOnline.de:
Wie sehen die weiteren Pläne aus?

Jose Silverio:
Für mich heißt es erst einmal, sich zu etablieren, bekannter zu werden. Ich habe hier den Sprachtest bestanden, den Führerschein gemacht und mir eine Wohnung besorgt, bin also ein selbständiger Typ. Ich komme zwar von weit her, will die Menschen, die mich auf ihre Pferde setzen, nicht enttäuschen.

GaloppOnline.de:
Da dürfte die Sperre nicht gerade passend kommen?

Jose Silverio:
Wie bereits gesagt, ich betrachte das Strafmaß als zu hoch. Doch ich habe schon in meiner Heimat kämpfen gelernt. Nach der dreijährigen Ausbildung musste ich ein Jahr warten, ehe man mich reiten ließ. Es ist ein harter Job, der viel fordert, aber auch viel geben kann. Man muss nur mit den Füßen auf dem Boden bleiben.

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