Mit Jan Pubben

GaloppOnline.de: Glückwunsch Herr Pubben. Es läuft auch in der Saison 2003 wieder richtig rund. Statistiker haben festgestellt, dass Sie mit dem Düsseldorfer Sieg von Munqith schon wieder achtzehn Rennen gewonnen haben, die gleiche Anzahl wie vor Jahresfrist.

Jan Pubben: Dann stimmt ja auch meine persönliche Bilanz. Es ist richtig, dass unsere Pferde gut in Schwung sind und so viele Rennen gewonnen haben. Dazu kommen ja auch noch einige zweite Plätze. Aber in solchen Fällen sage ich mir immer, was nicht ist, kann noch kommen.

GaloppOnline.de: Haben Sie wirklich nach der Saison 2002, die Sie ja nach 43 Siegen auf Position sieben der Trainerstatistik beendet haben, damit gerechnet, dass auch die jetzige Saison so erfreulich verläuft?

Jan Pubben: Ich neige ja eher zum Understatement und mache lieber Einschränkungen als große Sprüche. Doch als Adrie und ich unseren Pferdebestand durchgingen, hatten wir schon ein gutes Gefühl. Wir haben nicht zuletzt einige gute Ankäufe getätigt, uns von Pferden getrennt, von denen keine Steigerung mehr zu erwarten war. Alles in Allem ist die Qualität noch besser geworden und daraus haben wir unseren Optimismus bezogen. Ich denke, dass wir die Zahlen aus dem Vorjahr noch verbessern können.

GaloppOnline.de: Nach dem Ausgleich I-Treffer von Lucky Strike folgte später an gleicher Stätte in Köln sogar ein Listen-Erfolg. Wie schätzen Sie diese Siege ein?

Jan Pubben: Das sind ohne Zweifel meine wichtigsten Erfolge als Trainer. Ich hatte beispielsweise noch nie einen Ausgleich I-Sieger auf Gras. Auf der Sandbahn haben wir das in jüngster Vergangenheit bereits geschafft, aber auf Gras noch nicht. Und dass dann Lucky Strike noch eine Klasse höher gewinnt, setzt allem Bisherigen die Krone auf.

GaloppOnline.de: Wie sind Sie an ihn gekommen?

Jan Pubben: Er wurde seinerzeit als Jährling von seinem Besitzer, der zusammen mit dem damaligen Privattrainer, einem Agenten und Martin O´Callaghan nach Newmarket gereist war, erworben und kam erst später zu uns nach Sevenum.

GaloppOnline.de: Musste tief in die Tasche gegriffen werden?

Jan Pubben: Meines Wissens nach nicht. Er war eher der Typ ´Marke Schnäppchen`. War nicht teuer, kostete sechs- bis siebentausend Pfund.

GaloppOnline.de: Dann hat er ja den Einkaufspreis längst schon hereingeholt?

Jan Pubben: Ja das stimmt. Doch wollen wir doch hoffen, dass noch ein nettes Sümmchen hinzukommt

GaloppOnline.de: Wozu wann die nächste Gelegenheit besteht?

Jan Pubben: Wir haben die Ausschreibungen für Deutschland und andere Länder gewälzt und sind fündig geworden. Den nächsten Start bestreitet Lucky Strike erneut in Köln. An Pfingstmontag wird wieder eine Listen-Prüfung über 1000 Meter gelaufen, in der wir wahrscheinlich die Gegner antreffen, die zuletzt hinter uns waren. Also auf ein Neues. Danach werden wir es mit ihm in einem Gruppe-Rennen in Frankreich in Chantilly versuchen.

GaloppOnline.de: Wann hat er zum ersten Mal sein Talent bewiesen?

Jan Pubben: Nicht direkt. Es hat einige Monate gedauert. Er hat anfangs viele Fehler gemacht, zeigte auch keine so tolle Galoppade. Aber mit der Zeit ist das immer besser geworden. Das Ergebnis kann man ja jetzt sehen.

GaloppOnline.de: Sind damit die Erwartungen erfüllt oder sogar übertroffen worden?

Jan Pubben: So wie er zuletzt gewonnen hat, muss man sagen, dass die Erwartungen übertroffen wurden. Er hat sich von Start zu Start gesteigert, ist ein echtes Rennpferd geworden.

GaloppOnline.de: Wie hat er das letzte Kölner Rennen weggesteckt?

Jan Pubben: Das Rennen hat er prima verdaut. Zeigte sich in den folgenden Tagen so, wie man sich das als Trainer erhofft. Der Bursche hat Charakter.

GaloppOnline.de: Da stellt sich natürlich gleich die Frage nach der besten Distanz. Auf welcher ist er am stärksten?

Jan Pubben: Die Antwort fällt nicht leicht. Er hat über 1000 Meter gewonnen und auch auf 1600 Metern mit sieben Längen Vorsprung die Gegner hinter sich gelassen. Vielleicht sind die 1200-bis 1400 Meter die beste Distanz, aber wer weiß es bei ihm schon endgültig zu sagen?

GaloppOnline.de: Ist er eigentlich auf einer geraden Bahn noch stärker einzuschätzen?

Jan Pubben: Schwer zu beantworten. Sicher ist nur, dass er mit den Bögen keine Schwierigkeiten hat und dass er auf Linkskursen falsch aufgehoben ist. Wir haben dieses Experiment im letzten Jahr in Frankfurt gemacht und Schiffbruch erlitten. Daher gehen wir mit ihm z. B. auch nicht nach Baden-Baden.

GaloppOnline.de: Wie sieht es mit den Bodenverhältnissen aus?

Jan Pubben: Lucky Strike ist ganz eindeutig ein Pferd für guten Boden, mag keinen weichen und schweren Untergrund. Einer der wenigen in unserem Stall, der so extrem auf guten Boden angewiesen ist.

GaloppOnline.de: Wer reitet ihn in der Arbeit?

Jan Pubben: Das macht ausschließlich Twan Wolters, ein vierunddreißigjähriger Stallmann, der schon etliche Jahre bei uns arbeitet. Adrie reitet die schnellen Arbeiten und die Rennen. Ansonsten sind Lucky Strike und Twan Wolters ein unzertrennliches Paar.

GaloppOnline.de: Ist er ein Arbeits- oder eher faules Pferd?

Jan Pubben: Lucky Strike ist ein richtiges Arbeitspferd. Ist auch immer vernünftiger geworden. Anfangs war er heftig, doch das hat sich gelegt. Jetzt macht er alles das im Training, was man von ihm verlangt.

GaloppOnline.de: Die Taktik, von der Spitze aus zu gewinnen, ist meist aufgegangen. Wird sie beibehalten?

Jan Pubben: Wir glauben schon, dass Lucky Strike am besten vorne geht. Das hat mir Adrie auch bestätigt, daher halte ich mich auch daran.

GaloppOnline.de: Nach den letzten Siegen müsste er doch Hollands erfolgreichstes Pferd sein?

Jan Pubben: Ja, das stimmt. Mit derartigen Resultaten konnte kein holländisches Pferd bislang aufwarten.

GaloppOnlin.de: Hat die Öffentlichkeit in Ihrer Heimat eigentlich davon Notiz genommen?

Jan Pubben: Im Vergleich zu manch anderer Gelegenheit konnte man in der hiesigen Lokalzeitung und natürlich in der Fachpresse davon lesen. Die Entwicklung blieb also nicht unbeachtet.

GaloppOnline.de: Im Programm wird Lucky Strike als Hengst geführt. Das soll aber nicht stimmen, so dass ihm eine Karriere als Deckhengst versagt bleibt?

Jan Pubben: Auch das stimmt. Lucky Strike ist kein Hengst, sondern Wallach, kann also nicht decken. Ich habe mehrfach bei den entsprechenden Stellen darauf hingewiesen, doch eine Änderung ist nicht erfolgt.

GaloppOnline.de: Wer verbirgt sich eigentlich hinter dem Namen Lucky Stables, den Besitzern von Lucky Strike?

Jan Pubben: Bei ihnen handelt es sich um die Familie de Cock, die ihr Geld in erster Linie mit einer Tankstelle in Halsteren verdient.

GaloppOnline.de: Gehen wir einmal weg vom Crack und schauen uns die übrigen Pferde an. Wie ist es um die Zwei- bzw Dreijährigen bestellt?

Jan Pubben: Klare Antwort. In diesen Jahrgängen finden wir so etwas wie Lucky Strike natürlich nicht. Überhaupt werden wir es mit ihnen im Vergleich mit den deutschen Pferden schwer haben. Bei den Dreijährigen kann wohl als Einziger Benvenuto mit hiesiger Konkurrenz mithalten, wie er ja auch mit seinem Sieg gezeigt hat. Ansonsten sind wir Realisten und treten mit diesen Jahrgängen vornehmlich in Holland an.

GaloppOnline.de: Die Heimat ist also sportlich gesehen noch immer ein Thema?

Jan Pubben: Ja natürlich. Auch wenn inzwischen der Rennsport in Deutschland den Vorzug genießt, werden die Rennen in Duindigt nicht geschnitten. Selbst wenn wir mehr Zeit aufwenden müssen, um von Sevenum nach Den Haag zu kommen, als wenn wir Pferde in Westdeutschland laufen lassen.

GaloppOnline.de: In dem Maße, wie Ihr Stall bekannt geworden ist, trat auch Ihr Stalljockey Adrie de Vries mehr und mehr in den Blickpunkt des Interesses. Haben Sie keine Angst, Adrie an einen deutschen Stall zu verlieren?

Jan Pubben: Adrie ist gut, beliebt und erfolgreich, was auch mich freut. Aber Adrie geht auch mit offenen Augen herum, verfolgt die Szene ganz genau. Wir kennen uns so lange, jeder weiß vom Anderen, was er von ihm zu halten und was er an ihm hat. Kurz gesagt, Adrie bleibt hier, zumal er ja eines Tages auch mein Nachfolger werden soll. Unsere Zusammenarbeit ist einfach erstklassig.

GaloppOnline.de: Könnte das in naher Zukunft bereits der Fall werden?

Jan Pubben: Man weiß natürlich nicht, was die Zukunft an Unerwartetem bringt. Läuft es hier aber normal weiter, glaube ich nicht, dass Adrie bald als Trainer fungiert. Der hat jetzt einen derart guten Lauf, dass er sicher noch ein paar Jahre reitet. Was ja auch gut für unseren Stall wäre.

GaloppOnline.de: Trotz aller Erfolge in Deutschland und attraktiver Trainingskosten blieb die Resonanz deutscher Besitzer eigentlich aus. Hat sich in dieser Beziehung inzwischen etwas getan?

Jan Pubben: Mittlerweile haben wir einen deutschen Besitzer, ein zweiter ist noch nicht hinzugekommen. Allerdings hat dieser inzwischen ein zweites Pferd in Training gegeben, was ja auch eine Steigerung ist.

GaloppOnline.de: Baden-Baden steht vor der Tür. Treten auch Sevenumer Pferde an?

Jan Pubben: Wir sind mit einigen wenigen Pferden dabei. Unser Stall wird aber in erster Linie von Adrie vertreten, der am Samstag und Sonntag mehrere Ritte ausführt. Dann kann er auch gleich nach den Pferden schauen. Am Sonntag bin ich in Krefeld, eine Bahn, die unseren Pferden besonders gut liegt und wo so mancher Punkt geholt wurde. In diesem Sinne sollte es dort eigentlich weitergehen.

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