Mit J. H. Delius

GaloppOnline.de: Gratulation noch einmal zu Waldparks Derbyerfolg. Konnten sie das alles denn schon verarbeiten, was da am Sonntag passiert ist?

Johann Henrich Delius: Zugegeben nein, das ist schon ein wenig schwierig. Wir bekommen soviele Glückwünsche per SMS, Emails und zahlreiche Anrufe. Allen, die uns die Daumen gedrückt haben, nochmals ein herzliches Dankeschön für die Unterstützung.

GaloppOnline.de: Wird es nun „das alte Ravensberg“ wieder geben nach einem solchen Erfolg?

Johann Henrich Delius: Nein. Früher hatten wir ja bekanntlich bis zu 20 Pferde im Rennstall, dazu ein Mutterstutenbestand von 15 – 18 Pferden. Dazu kamen die Deckhengste wie Neckar, Derbysieger und mehrfacher Champion oder denken Sie an Kaiseradler, die sehr stark frequentiert wurden. Dadurch hatte auch auch die Zucht in Ravensberg eine entsprechende Bedeutung. Das letzte richtig gute Pferde seiner Zeit war schließlich Windwurf, der 1972 geboren wurde und ein richtiger Hammer war, zudem mehrfacher Gruppe I-Sieger.

Danach kamen viele erschreckend schwache Jahre, die dazu führten, dass mein Vater sich Anfang der Neunziger Jahre entschloss, die Geschichte nach und nach herunterzufahren, weil es sich auch zuletzt wirtschaftlich nicht mehr trug. Damit meine ich sowohl die Zucht als auch den Trainingsbetrieb.

Dann kam der Kontakt mit Gregor Baum zustande, der die Anlage seit 1994 gepachtet hatte und mit Peter Rau einen sehr erfolgreichen Trainer installierte. 2004 folgte die Stiftung Gestüt Fährhof mit Dr. Andreas Jacobs an der Spitze und Andreas Wöhler fortan als verantwortlichen Trainer.

GaloppOnline.de: Und es wurde in diesen Jahren auch sehr viel investiert in die Anlage?

Johann Henrich Delius: Das kann man wohl sagen. Die Boxenkapazitäten wurden auf über 100 erhöht, weitreichende Verbesserungen erfuhr auch die Trainingsbahn, sowohl Sand als auch die Grasbahn, eine Bewässserungsanlage, neues Land wurde hinzu gepachtet um die Trainingsbahn zu vergrößern und nicht zu vergessen der überdachte Trabring, wo die Pferde auch im Winter besser bewegt werden können.

Johann Henrich Delius: Die Investitionen wurden von den jeweiligen Pächtern initiiert und finanziert, so dass eine Trainingsanlage auf der Höhe der Zeit entstand.

GaloppOnline.de: Wie kam es Ihrer Meinung nach zur Renaissance von Ravensberg?

Johann Henrich Delius: Nach vielen Jahren, wo wir nicht so großen Erfolg hatten, kam die Wende mit der 1993 geborenen Wurftaube, die für das Wiederaufleben von Ravensberg steht. Sie war eine überragende Rennstute mit u.a. Leger-Sieg und Gerling-Preis-Erfolg. Ihr erstes Produkt Waldbeere kam nicht auf die Bahn, stellte dann jedoch mit Wiesenpfad wieder einen richtigen Kracher.

Das ist auch insofern eine sehr schöne Geschichte, weil Harro Remmert als Manager und Mentor dieses Pferdes gilt. Das zweite Produkt Waldmark stellte mit Masked Marvel einen Listensieger in England, zudem war er im laufenden Jahr Achter im Englischen Derby. Dann gibt es noch Waldvogel, der 13. Im Deutschen Derby wurde und aktuell Waldjagd, die Zweite im letztjährigen Diana-Trial hinter Vanjura wurde.

Die Observatory-Tochter soll für Green Forest Stables demnächst im Bremer Gruppe III-Rennen an den Start kommen. Zu erwähnen sind auch Wurftaubes Schwestern Wurfspiel (Mutterstute in Fährhof) und Wurfscheibe, die drei Gruppe III-Rennen gewinnen konnte und Mutterstute in Ravensberg ist.

GaloppOnline.de: Das heißt, Sie werden das Lebenswerk und die Passion ihres Vaters Reinhard weiter fortführen.

Johann Henrich Delius: So kann man das sagen. Mein Vater ist mittlerweile 88 Jahre alt, meine Mutter Ruth 84. Sie haben das Rennen per TV verfolgt und sich natürlich riesig über diesen Erfolg gefreut, auch wenn sie in den vergangenen Jahren nicht mehr im Tagesgeschäft involviert sind. Dieses habe ich seit einigen Jahren mehr und mehr übernommen.

GaloppOnline.de: Und die W-Linie ist damit auch aktueller denn je?

Johann Henrich Delius: Ja, es war für Ravensberg der dritte Derbysieg, der auf die Waldrun zurückgeht. Ich bin sehr froh darüber und freue mich außerordentlich, dass auch diese Linie nicht zuletzt dank führender Gestüte wie Fährhof, Brümmerhof sowie Newsells Park Stud weiterlebt.

GaloppOnline.de: Gibt es noch jüngere Geschwister von Waldpark?

Johann Henrich Delius: Wurftaube fohlte in Isarland Waldpark ab, wurde anschließend von Desert Prince gedeckt. Das Fohlen kam dann leider tot zur Welt, , so dass wir die Stute nicht gedeckt haben. Im Folgejahr 2010 nach erneuter Bedeckung durch Desert Prince ging die Frucht im Juli verloren. Dann haben wir uns entschlossen, sie Ende Juli nochmals von Desert Prince decken zu lassen. Vor wenigen Tagen wurde schließlich ein putzmunterer Fuchshengst geboren. Wurftaube hat die späte Geburt sehr gut überstanden. Sie ist jetzt achtzehn, und wir hoffen vielleicht noch ein oder zwei Fohlen zu bekommen.

GaloppOnline.de: Warum fiel Ihre Wahl auf Dubawi als Partner von Wurftaube?

Johann Henrich Delius: Wir haben schon immer gut mit Franziska Schaertlin von Darley zusammengerbeitet, auch auf den fachmännischen Rat von Ronald Rauscher höre ich sehr gerne. In diesem Fall habe ich mir den Dubai Millennium-Sohn allerdings selbst ausgesucht, der meines Erachtens von einem Ausnahmepferd stammt. Wir wollten Pfeffer in diese Steherlinie bringen, Spritzigkeit und Frühreife und suchten einen Hengst, der auf der Meile bis 2000 Meter zu Hause war. Außerdem sollte es ein leichteres Modell sein.

GaloppOnline.de: Wie geht es nun mit Ravensberg weiter?

Johann Henrich Delius: Ich denke, dass wir eine ganz praktische Größe mit unseren drei Mutterstuten haben. Die überschaubare Zucht hat ein Bleiberecht, zumal wir nach langen Jahren auch mal wieder eine Fohlengeburt auf Ravensberg hatten. Die ‚Zuchtabteilung‘ in Ravensberg wird von Frau Habenstein mit viel Sachkenntnis und Liebe geleitet, auch sie hat einen gewaltigen Anteil an dem Derbysieg. Der Derbyerfolg ermöglicht es uns, dies in dieser Form weiter fortzuführen. Persönlich freut es mich auch ganz besonders, dass unser Trainer mit seiner Frau zwei Mutterstuten hier bei uns hat, die haben dann auch gleich Spielgefährten. Das ist schon eine schöne Sache.

GaloppOnline.de: Wie haben Sie den Derbyabend verbracht?

Johann Henrich Delius: Im kleinen Familienkreis haben wir etwas gefeiert, die Mannschaft war schon auf dem Rückweg, zumal das Team am folgenden Morgen um 5 schon wieder auf der Matte stehen musste. Allerdings konnten wir uns am Montag auf dem Rückweg in Ravensberg bei den Beteiligten persönlich bedanken und mittlerweile hat dort auch ein zünftiges Grillfest mit dem gesamten Team stattgefunden.

GaloppOnline.de: Wie wird es mit Waldpark weitergehen?

Johann Henrich Delius: Es ist eine spannende Zeit für meine Familie und mich. Die nächste Startmöglichkeit steht wohl in Baden im dortigen Großen Preis an. Der Hengst hat das Derby im Übrigen hervorragend verdaut und stand direkt an der Krippe.

GaloppOnline.de: Sie wurden häufiger angesprochen, warum Eddie Waldpark nicht geritten hat?

Johann Henrich Delius: Ja, das stimmt. Eddie hatte die Wahl. Grundsätzlich geniessen beide Jockeys unser vollstes Vertrauen. Und so völlig falsch gelegen hat Eddie ja auch nicht. Und für Jozef freut es mich natürlich auch sehr.

GaloppOnline.de: Wie fanden Sie seinen Ritt?

Johann Henrich Delius: Blitzsauber, ganz cool, nach Order ohne ein bißchen nervös zu sein. Einfach perfekt. Und das kann dem Jozef keiner mehr nehmen, wird immer in den Geschichtsbüchern zu finden sein.

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