Mit Ian Ferguson

GaloppOnline.de: Sie haben mit Vallera Ihr erstes Gruppe-Rennen gewonnen. Was waren Ihre Gefühle?

Ian Ferguson: Ich war schon ziemlich zuversichtlich in das Rennen gegangen, hatte uns eine Riesenchance eingeräumt. Zum ersten Mal saß ich auf der Stute. Herr Ostmann gibt einem kleine Tipps, aber keine unbedingte Order. Er hat mir gesagt, ich sollte sie aus der Maschine heraus nicht schicken, wenn es schnell sei, könnte ich etwas von hinten kommen. Wir hatten fünf Pferde vor uns, lagen hinter der führenden Gruppe. Auf Videos hatte ich gesehen, dass Vallera pullen kann. Doch diesmal galoppierte sie relaxed. Ich wusste, dass sie einen gewaltigen Speed besitzt und habe spät angegriffen. Es war toll, wie sie angezogen hat.

GaloppOnline.de: Was trauen Sie Vallera noch zu? Und wie sind Sie eigentlich an den Ritt gekommen?

Ferguson: Das ist schwer zu sagen, da ich ja nicht jeden Tag Gruppe-Pferde reite. Aber in ihr steckt noch einiges. Herr Ostmann hat mich zwei Wochen vorher gefragt, ob ich Vallera mit 54 Kilo reiten könnte. Denn Andreas Boschert hatte mit Daytona schon einen Ritt für Ittlingen.

GaloppOnline.de: Wie ist Ihr Verhältnis zu Uwe Ostmann?

Ferguson: Dieses Jahr haben wir schon öfter zusammengearbeitet. Auch in Baden-Baden bin ich einige Male für ihn im Einsatz. Das hat alles sehr gut geklappt. Wir waren schon zweimal Zweiter mit Anolitas im Gruppe-Rennen, jetzt versuchen wir es am Freitag in Baden-Baden wieder.

GaloppOnline.de: Wie läuft die Zusammenheit mit Werner Baltromei?

Ferguson: Die Arbeit mit ihm ist hervorragend. Ich fühle mich sehr wohl. Er ist sehr professionell, bringt mich weiter und ist eine große Hilfe, was auch für seine Familie gilt.

GaloppOnline.de: Es ist nicht das erste Mal, dass Sie für ihn reiten?

Ferguson: Ich war 1999 schon einmal für sechs Monate bei ihm. Leider habe ich es wegen meiner Ex-Freundin hier nicht lange ausgehalten und bin wieder in den Norden, bei Hannover, gezogen. Bei Angelika Glodde später in Halle war ich nicht so glücklich. Ich habe Werner getroffen, wir haben diskutiert. Und dann hat er mir noch einmal ein Angebot gemacht, wofür ich sehr dankbar bin.

GaloppOnline.de: Wie sieht es mit Ihrem Gewicht aus?

Ferguson: 54 Kilo ist mein niedrigstes Gewicht. Nächste Woche reite ich aber ausnahmsweise 53,5 Kilo für Herrn Ostmann, wenn ich Glad Lion in Düsseldorf in einem Altersgewichtsrennen steuere.

GaloppOnline.de: Wie hoch schätzen Sie den neuen Steher-Crack Soterio ein?

Ferguson: Er ist ein großer Aufsteiger, aber immer noch nicht am Ende angelangt. Ich bin gespannt, wie weit er noch kommt. Dabei ist er sehr einfach zu reiten, wie ein Kinderreitpferd. Ich fahre mit viel Mumm nach Baden-Baden.

GaloppOnline.de: Wer übernimmt Ihr Management?

Ferguson: Das mache ich selbst. Im Vorjahr hat der Trainer hier viel für mich bewegt. Es ist nicht einfach, da weniger Renntage stattfinden, und meistens kämpfen die Jockeys um die selben Ritte. Aber zum Glück habe ich einen Stall mit fast vierzig Pferden im Rücken. In dieser Saison habe ich schon einige bessere Rennen gewinnen können.

GaloppOnline.de: Was sind Ihre Hoffnungen für Baden-Baden?

Ferguson: Ich hoffe, dass die Pferde aus unserem Stall gut laufen werden. Allzuviel haben wir nicht am Start. Am wichtigsten ist natürlich Soterio im Steher-Cup.

GaloppOnline.de: Vor einigen Jahren waren Sie nach diversen Problemen auf einem Tiefpunkt. Wie sehen Sie das rückblickend und wie haben Sie sich aus diesem Tal wieder nach oben gekämpft?

Ferguson: Es war ein Riesenfehler, den ich gemacht habe. Man merkt das aber erst so richtig, wenn man jetzt zurückschaut. Das ist im wahrsten Sinne des Wortes aber Schnee von gestern. Man muss sich mit dem ganzen Sport beschäftigen, sich im Computer die Formen anschauen. Mit Geduld ging es wieder aufwärts. Von alleine kommt nichts, nur peu a peu. Es ist ganz wichtig, dass der Trainer und die Besitzer hinter mir stehen.

GaloppOnline.de: Wie sind Sie eigentlich zum Rennsport gekommen?

Ferguson: Ein Freund der Familie hatte Reitpferde. Als ich fünfzehn war, wusste ich nicht einmal, was ein Jockey ist. Er hat mich eingeladen, das Reiten hat mir direkt viel Spaß gemacht. Ein paar Wochen später habe ich per Brief bei einem Trainer angefragt, fünf Wochen war ich an seinem Stall. Danach hat er mich auf die Racing School geschickt. 1989 habe ich mein erstes Rennen gewonnen. Seit neun Jahren reite ich in Deutschland.

GaloppOnline.de: Was machen Sie in Ihrer Freizeit? Sind Sie mit anderen Jockey-Kollegen befreundet?

Ferguson: Ich wohne fünf Auto-Minuten von der Rennbahn in Mülheim entfernt. Ich bin häufig alleine, habe derzeit keine Freundin oder Familie. Öfter fahre ich nach Köln, spiele mit Terry Hellier Squash. Zweimal in der Woche trete ich gegen Trainer Bruce Hellier im Tennis oder Squash an. Ansonsten jogge ich oder gehe ab und zu ins Kino.

GaloppOnline.de: Was werden Sie im Winter machen – Urlaub oder im Ausland reiten?

Ferguson: In der Vergangenheit hatte ich für den Stall immer viel zu tun auf Sand. Im letzten Jahr hat mir der Trainer nach harten Wochen einen Monat Urlaub gegeben, so etwas würde ich wieder gerne machen. Wenn allerdings ein Angebot kommt, im Winter auch im Ausland zu reiten, würde ich es sicher nicht ablehnen.

GaloppOnline.de: 432 Siege stehen jetzt auf Ihrem Konto – haben Sie einen speziellen Traum?

Ferguson: Nicht unbedingt. Ich bin glücklich, wenn es so weiter läuft. So langsam rollt es an. Ich hoffe, dass das auch in Zukunft so bleibt.

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