Mit Horst Steinmetz

GaloppOnline.de: Glückwunsch zum Derby-Sieg. Was war eigentlich schwerer, das Rennen zu verfolgen oder die anschließenden Stunden?

Horst Steinmetz: Ich war selbst erstaunt, wie gelassen ich das Rennen gesehen habe. Erleichtert wurde dies natürlich auch dadurch, dass das Pferd sofort eine fantastische Lage inne hatte und Jockey Davy Bonilla eine tolle Haltung auf dem Pferd einnahm. Etwas schummrig wurde mir allerdings, als Night Tango immer besser ins Rennen kam, doch letztendlich war es schon ein sehr sicherer Sieg. Was danach kam, war Freude pur, nicht nur bei mir oder dem Anhang, sondern auch beim Publikum, das großartig mitgegangen ist und die Note eins verdient.

GaloppOnline.de: Wo haben Sie das Rennen verfolgt?

Horst Steinmetz: Ich stand auf der Tribüne und konnte in Höhe des Zielfotos fast alles verfolgen. Außerdem stand da ja noch die große Leinwand, so dass ich gute Sicht auf das Geschehen hatte.

GaloppOnline.de: Ist das Rennen so verlaufen, wie Sie es sich gedacht hatten oder sogar besser?

Horst Steinmetz: Das Rennen hat sich schon so entwickelt, wie ich mir das in etwa vorgestellt hatte. Es war natürlich toll zu sehen, mit welcher Spritzigkeit Nicaron aufwartete und wie die Reaktion auf den Peitscheneinsatz ausfiel. Er drehte im Stile eines großen Rennpferdes auf und hat dann auch verdient gewonnen.

GaloppOnline.de: Wann waren Sie sich sicher, gewinnen zu können?

Horst Steinmetz: Hoffnungen durfte ich ja von Anfang an haben, zumal er sofort eine so gute Lage besaß und hervorragend marschierte. Des Sieges sicher war ich mir allerdings erst einhundert Meter vor dem Ziel, auch wenn Night Tango eine starke Schlussleistung ablieferte.

GaloppOnline.de: Sind Sie emotional mitgegangen oder mehr oder weniger ruhig geblieben?

Horst Steinmetz: Ich bin immer ruhig geblieben. Emotionen kam hoch, als mein Sohn kam und mir gratulierte. Danach begann das große Beglückwünschen. Von allen Seiten kamen die Gratulanten, bekannte und unbekannte Personen, die sich mit uns freuten. Unvergessliche Minuten, wie wildfremde Menschen mich ansprachen und gratulierten. Noch einmal: Ein großes Kompliment an das Hamburger Publikum, das so viel Beifall gespendet hat.

GaloppOnline.de: Wo steht Nicaron in der Liste Ihrer vielen guten Pferde?

Horst Steinmetz: Ohne Wenn und Aber ganz oben, das ist klar. Nicaron ist ein großartiges Pferd mit einem tollen Charakter. Immer umgänglich, zu Neckereien und Spielereien stets aufgelegt. Diese jugendliche Albernheit, wie ich das nenne, sind für mich Eigenschaften eines Rennpferdes.

GaloppOnline.de:Hat er das Rennen gut weggesteckt?

Horst Steinmetz: Das Derby hat er absolut gut überstanden. Wie meine langjährige Reisefuttermeisterin Annett Deutsch mir mitteilte, hat sich Nicaron leichter getan als bei seinem Longchamp-Start in dem Listenrennen, wo auch der Boden gegen ihn war. Noch in der Nacht zu Montag wurde Nicaron in Richtung Neuss verladen, um dem starken Verkehr, der ja tagsüber herrscht, aus dem Weg zu gehen. Um halb fünf in der Frühe war er wieder in seiner angestammten Box.

GaloppOnline.de: Wo stellt er sich demnächst dem Publikum vor?

Horst Steinmetz: Wir denken daran, ihn am 14. August in dem Gruppe I-Rennen über 2400 Meter in Köln wieder an den Start zu bringen. Auf Wunsch von Dr. Joyeux und Herrn Zellmann vom Internationalen Club in Baden-Baden haben wir zudem eine Nachnennung für den Großen Volkswagen – Preis von Baden am 4. September abgegeben.

GaloppOnline.de: Mit der Familie Imm hat es ein langjähriger Besitzer verdientermaßen geschafft, oder?

Horst Steinmetz: Sicherlich haben Ursula und Jürgen Imm aufgrund ihres Engagements als Besitzer und Züchter einen derartigen Sieg verdient. Doch verdient haben es eigentlich alle Besitzer, die sich für den Rennsport engagieren. Der Stall Nizza, hinter dem die Familie Imm steht, hat mich durch dick und dünn begleitet. Er hat auch dann Verständnis gezeigt, als die Pferde nicht so liefen, wie wir uns das gewünscht hatten. Somit ist es nur allzu verständlich, dass man sich mit ihnen über den Sieg freut.

GaloppOnline.de: Ein Wort zu Davy Bonilla. Wie fiel dessen Reaktion aus?

Horst Steinmetz: Er war natürlich happy. Schließlich hatte er das Pferd vorher noch nie geritten. Er hatte sich allerdings vorher bei Dominique Boeuf, der Nicaron in Longchamp geritten hatte, Tipps geholt, was sich ausgezahlt hat. Zum Glück hatten wir eine äußere Startbox erhalten, so dass Nicaron ständig außen ungestört marschieren konnte, was innen wohl nicht möglich gewesen wäre. Dies hat der Jockey großartig umgesetzt, zumal es in Silent Wind ein willkommenes Führpferd gab.

GaloppOnline.de: War es auch dessen erster Derby-Sieg?

Horst Steinmetz: Ja, wie er mir mitteilte, war Nicaron sein erster Derbysieger. Daher auch die große Freude.

GaloppOnline.de: Bleibt er auf dem Pferd, wenn er frei ist?

Horst Steinmetz: Das wird nicht immer klappen. Schließlich ist er beim französischen Kollegen Freddy Head angestellt. Ist er frei und die deutschen Jockeys, die ansonsten für mich reiten, nicht, dann kommt er natürlich zum Einsatz. In Frankreich wird er sowieso mein Mann sein, wenn verstärkt im Herbst wieder Pferde starten werden. So haben wir für Royal Fantasy mit dem Prix du Pomone eine Gruppe II-Prüfung in Deauville ins Auge gefasst, auch Song of Night und Lüttis Champ werden demnächst wieder in Frankreich laufen, da wir für sie hier nicht genügend passende Rennen finden.

GaloppOnline.de: Wurde kräftig gefeiert ?

Horst Steinmetz: Ich habe zwar etwas vollmundig davon gesprochen, dass wir jetzt auf den Putz hauen werden. Doch das war natürlich übertrieben. Im Hotel der Familie Imm in der Nordheide haben wir, meine Familie und Davy Bonilla, uns abends zusammengesetzt und im kleinen Kreis gefeiert. Zum Abendprogramm gehörte auch der Fernsehbeitrag im NDR über das Derby, wo wir das Geschehene mit einigen Stunden Abstand noch einmal verfolgen konnten, ein vergnüglicher Abend. In dem Zusammenhang muss ich noch einmal das enorme Medieninteresse, das rund um das Derby herrschte, hervorheben. So viele Menschen wie an diesem Tag habe ich bei einer Pressekonferenz auf einer Galopprennbahn noch nie gesehen.

GaloppOnline.de: Wann waren Sie am Montag im Stall?

Horst Steinmetz: An dem Tag war ich überhaupt nicht am Stall, was bis dahin auch noch nie vorgekommen war. Wir haben im Norden übernachtet, dann unseren Sohn Bernd in Hannover abgeliefert, einen Abstecher zu unseren Mutterstuten und Jährlingen in der Gegend gemacht und waren am späten Nachmittag in Neuss. Dort erwartete uns eine Flut an Faxen.

GaloppOnline.de: Wie fiel die Reaktion zu Hause aus?

Horst Steinmetz: Überwältigend. Auch hier nur Glückwünsche von allen Seiten. Am Stall erwartete uns ein Team des WDR, dessen Beitrag am Abend in der Sendung Aktuelle Stunde gesendet wurde. Auch der Rennverein hat gratuliert. Über die vielen Faxe, die zu Hause bei uns angekommen waren, haben sich Leute gemeldet, die ich mehr als zwanzig Jahre nicht mehr gesehen oder gesprochen habe. Bei der Gelegenheit habe ich erfahren, dass neben dem von Georg Zuber trainierten Tarim mit Herero noch ein zweiter Derbysieger schon in Neuss trainiert wurde, was ich nicht gewusst habe.

GaloppOnline.de: Abgesehen von Nicaron. Wie fiel Ihre Hamburg-Bilanz aus?

Horst Steinmetz: Die Bilanz ist nicht schlecht ausgefallen, so hat Alte Rose immerhin zwei Rennen gewonnen. Natürlich hätte ich mir den ein oder anderen Sieg mehr gewünscht. Es wäre auch mehr möglich gewesen, wenn Südsturm und Song of Night nicht so schlechte Rennverläufe gehabt hätten. Die Stute war doch im „Langen Hamburger“ Opfer von Herrn Johansson, der dafür sorgte, dass sie böse Stopps hinnehmen musste. Das war mehr als ärgerlich, zumal sie sich auch auf dem unpassenden Boden prima bewegt hat.

GaloppOnline.de: Ist unter den jetzigen Zweijährigen einer, der in die Fußstapfen von Nicaron treten kann?

Horst Steinmetz: Ja, den gibt es. Ich habe da ein außergewöhnliches Pferd, dessen Namen ich allerdings nicht verraten werde. Am heutigen Morgen hat er sich ein Eisen abgetreten, so dass er lahm vom Training zurück kam und mit einem ständigen Reiter, der total geschockt war. Er liebt das Pferd und sagt immer wieder, dass er Pferde von dieser Art zwanzig Stück am Tag reiten möchte. Somit wird es auch nicht zu einem baldigen Start kommen, wahrscheinlich erst in Iffezheim. Das nächste Derby kann aus jetziger Sicht kommen, in Hamburg, denn nach meinen Erfahrungen am Sonntag kann man nur sagen, Hamburg ist dafür genau der richtige Ort.

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