GaloppOnline.de: Wie haben Sie die Operationen überstanden?
Steinmetz: Im Grunde recht gut. Es hatte bei der ersten Operation etwas Probleme mit Nachblutungen ergeben, weshalb ich zweimal operiert werden musste. Dadurch wurde die Sache etwas komplizierter. Aber davon habe ich erst später erfahren, nur so dauert auch die Rekonvaleszenz etwas länger. Drei Stunden hat der erste Eingriff gedauert. Ich bin problemlos eingeschlafen und wieder problemlos aufgewacht.
GaloppOnline.de: Wie war die Behandlung in der Klinik?
Steinmetz: In der Herzklinik in Duisburg bin ich sehr gut versorgt worden. Das ist ja schon fast ein Fabrikbetrieb mit rund 35.000 Operationen innerhalb von fünfzehn Jahren. Speziell werden hier Bypass-Operationen durchgeführt. Das ist ein sehr routinierter Betriebsablauf.
GaloppOnline.de: Was wurde bei Ihnen genau gemacht?
Steinmetz: Ich hatte ein Herzklappen-Problem, von dem ich schon lange wusste. Ein früherer Besitzer von mir hatte das festgestellt. Mit herkömmlichen Methoden war es nicht zu erkennen, zumal ich immer ein gutes EKG hatte. Erst bei einem Ultraschall wurde das Ganze offensichtlich. Im vergangenen Jahr wurde dann das EKG schlechter, so dass ich mich dem Eingriff unterziehen musste. Die alte Herzklappe wurde rekonstruiert, die Sehnen durch Kunststofffäden ersetzt. Wichtig ist, dass die Blutgefäße nicht verstopft sind. Mein Arzt hat gesagt, dass meine Blutgefäße ganz sauber seien. So etwas hätte er in meinem Alter noch nie erlebt. Und ich könnte damit hundertfünfzig Jahre alt werden.
GaloppOnline.de: Was hatten Sie für Beschwerden?
Steinmetz: Ich habe nicht mehr so gut Luft bekommen wie früher. Mein Hausarzt hat gesagt, jetzt gibt es kein Warten mehr. Sechs Wochen liegen die Operationen nun zurück. Und es ist eine deutliche Besserung festzustellen. Ich unterziehe mich einer ambulanten Reha in Düsseldorf. Das ist nur zehn Minuten Fahrzeit, meine Frau bringt mich hin und holt mich ab. So kann ich morgens und abends im Stall vorbeischauen.
GaloppOnline.de: Auch während Ihrer Abwesenheit war der Stall ausgesprochen erfolgreich, man denke vor allem an die Derby-Woche in Hamburg. Wie ließ sich das realisieren?
Steinmetz: Meine Mitarbeiter haben ganz tolle Arbeit geleistet, haben meine Anweisung hervorragend umgesetzt. Ich habe auch von Besitzern und Kollegen viel Zuspruch erhalten. Zahlreiche Telefonanrufe habe ich bekommen, Kollegen aus Iffezheim haben mir Karten geschickt. Das war schon beeindruckend. Mein Sohn Ralf hat sich um die Nennungen und Reiterverpflichtungen gekümmert, meine Frau war fast jeden Tag im Stall. Die Reha hat schon viel Gutes bewirkt. Ich denke, dass ich in sechs Wochen das Gröbste hinter mir habe. Auf der Rennbahn bin ich beim Satteln noch auf die Hilfe von Freunden angewiesen.
GaloppOnline.de: Sie sind jetzt 71 und haben schwere Operationen hinter sich. Denken Sie ans Aufhören?
Steinmetz: Daran habe ich noch keinen Gedanken verschwendet. Ich habe mich der Operation unterzogen mit dem Hintergedanken, noch etwas aktiv zu sein. Eine Grenze habe ich mir nicht gesetzt. So lange die Besitzer mir ihre Pferde anvertrauen und ich so tolle Besitzer habe, mache ich weiter.
GaloppOnline.de: Mit Royal Fantasy haben Sie in diesem Jahr ein Wechselbad der Gefühle erlebt.
Steinmetz: Wir wollten in Köln der Parade ausweichen, das hat aber die Rennleitung nicht zugelassen. Als Pferde an ihr vorbeigaloppiert sind, hat die Stute Panik bekommen und ist in die Stadt gelaufen. Zum Glück war wenig Verkehr, und es ist nichts passiert. Ein Motorradfahrer ist ihr hinterhergefahren, es handelt sich um einen Bekannten von Peter Schiergen. Er hat sich verantwortlich gefühlt und Royal Fantasy zurückgebracht. Dafür bin ich sehr dankbar. Dass sie in Baden-Baden Probleme machte, war auch für mich nicht nachvollziehbar. Sie ist durch die Maschine gerannt. Dabei hatte zu Hause, wo wir mit Reiter geübt hatten, alles funktioniert. In Düsseldorf mussten wir schließlich vor der Rennleitung eine Prüfung ablegen. Das war schon eine ungewöhnliche Maßnahme, aber die Vereine hatten damals natürlich Wettausfälle und wollten jetzt dieser Sache Rechung tragen. In Frankreich hat es dann geklappt.
GaloppOnline.de: Ging in Maisons-Laffitte im Prix Maurice de Nieuil alles reibungslos?
Steinmetz: Leider durfte meine Mitarbeiterin nicht mit zur Startmaschine. Beim ersten Mal ist die Stute gestiegen, hat William Mongil abgesetzt, war aber unter Kontrolle. Er ist wieder aufgesessen, und man hat sie vorsichtig reinbugsiert. Im Rennen hat sie dann als Zweite eine phantastische Leistung gezeigt. Auch wenn sie nur drei Gegner hatte, waren Pferde der europäischen Spitzenklasse vertreten. Das Rennen wurde von 2800 auf 3000 Meter verlängert. Auch das hat sie ohne Probleme gemeistert.
GaloppOnline.de: Wie sind die weiteren Ziele mit Royal Fantasy?
Steinmetz: Sie bestreitet jetzt am 7. August den Prix de Pomone, ein Gruppe II-Rennen in Deauville für dreijährige und ältere Stuten, die noch kein Gruppe I-Rennen gewonnen haben. Albanova ist nach ihrem Düsseldorfer Sieg jetzt nicht mehr startberechtigt, aber es sind noch starke Gegnerinnen drin. Weitere Optionen haben wir auf den Grand Prix in Baden-Baden, den Prix Vermeille, den Prix de l´Opera oder den Preis von Europa. In Deauville wird auf alle Fälle wieder William Mongil im Sattel sitzen, zumal an diesem Tag im Westen keine Rennen sind und er frei ist. Alles Weitere muss man sehen.
GaloppOnline.de: Liquido haben Sie aus dem Düsseldorfer Gruppe I-Rennen gestrichen. Warum?
Steinmetz: Er war nicht hundert Prozent auf dem Posten. Die Arbeitsleistungen haben mich nicht überzeugt, dabei waren sie acht Tage vor dem Rennen noch super. Sein Bewegungsablauf wirkte etwas gestört. Er hat eine Nennung im Badener Steher-Cup, den er vor einem Jahr gewinnen konnte, und im Großen Preis von Baden.
GaloppOnline.de: Was sind Ihre anderen Hoffnungsträger?
Steinmetz: Lüttis Champ hat sich in Frankreich ebenfalls sehr gut geschlagen. Der Dreijährige ist ein Pferd für weite Wege, geht nun in Bremen in ein 22.000 Euro-Rennen über 2600 Meter und anschließend wahrscheinlich ins St.Leger. Mit Oakboy steuern wir danach das Auktionsrennen in Baden-Baden an. Bei den Zweijährigen dürfte Arrow in Hoppegarten der erste Starter sein, ein Dashing Blade-Sohn aus der Anemoni. Im August rechne ich mit dem Debut von Nicaron, einem Bruder von Nicolaios und Nicolaia.
GaloppOnline.de: Was ist eigentlich aus Er geworden, dem Dritten aus dem Preis des Winterfavoriten 2003?
Steinmetz:Im Frühjahr hat er Wachstumsprobleme bekommen. Erst seit vierzehn Tagen ist er wieder unter dem Sattel. Er hat ein Engagement im Preis des Casino Baden-Baden. Ich hoffe, das klappt, sonst fällt er möglicherweise für die ganze Saison aus.
GaloppOnline.de: Sie orientieren sich mit vielen Pferden stark in Richtung Ausland. Zwangsläufig?
Steinmetz: Man muss das machen, wenn man das Hickhack in Deutschland sieht. Viele Renntage fallen aus. Manchmal hat man monatelang kein passendes Rennen für bestimmte Pferde. Außerdem locken natürlich die höheren Geldpreise. Und bisweilen ist es in Frankreich und Italien nicht allzu schwer, an das Geld zu kommen.
GaloppOnline.de: Wie sehen Sie die Zukunft des deutschen Galopprennsports angesichts der drastischen Umsatzeinbrüche?
Steinmetz: Das ist eine bittere Sache. Und, ehrlich gesagt, sehe ich momentan kein Land. Man ist sich mit den Buchmachern dermaßen uneinig. Die Buchmacher versuchen, eine Vereinbarung hinauszuzögern, und dann wird von unserer Seite nicht mit einer Zunge gesprochen. Für mich ist das ein Abklatsch der Politik, wenn man sich Regierung und Opposition anschaut. Es wird sehr schwer, aus diesem Sumpf herauszukommen. Ich befürchte, dass wir belgische Verhältnisse bekommen. Dort blühte vor zwanzig Jahren der Rennsport noch. Und schauen Sie, wo er jetzt gelandet ist.