Mit Horst Steinmetz

GaloppOnline.de: Glückwunsch, Herr Steinmetz. Ist das St. Leger neuerdings ein Steinmetz-Rennen?

Horst Steinmetz: Das ist natürlich leicht übertrieben. Sicher sind die Erfolge eine feine Sache, doch ´mein` Rennen ist es deswegen nicht. Ich hätte aber nichts dagegen, wenn es in diesem Sinne weiter ginge. Ich zähle diesbezüglich auf meine Zweijährigen, denn sie sind gut, ich hoffe, nächstes Jahr wieder dabei zu sein.

GaloppOnline.de: Wie hat die Stute das Rennen weggesteckt?

Horst Steinmetz: Royal Fantasy ist bestens in Schuss, hat das Rennen sehr gut überstanden und es problemlos weggesteckt.

GaloppOnline.de: Ist definitiv Saisonende?

Horst Steinmetz: Da möchte ich mich nicht einhundertprozentig festlegen. Die Chancen, dass sie in diesem Jahr noch einmal antritt, stehen bei 50:50. So wäre beispielsweise Frankfurt am 2. November noch eine Option. Sie trägt noch kein Winterhaar, was auch noch für einen Start sprechen könnte. Aber wir stehen nicht unter Druck, werden in aller Ruhe uns beratschlagen und dann entscheiden.

GaloppOnline.de: Haben Sie mit einem derartigem Erfolg gerechnet?

Horst Steinmetz: Ganz eindeutig, ja. Ohne die anderen Teilnehmer auch nur im Entferntesten abwerten zu wollen, habe ich Royal Fantasy schon im Vorfeld als das Pferd mit der größten Klasse betrachtet, wurde ja auch im Rennen hinlänglich bestätigt. Dann wurde am Sonntag die vorgegebene Taktik von Jockey Hammer-Hansen sehr gut umgesetzt, der das getan hat, was bereits der Kollege Pedroza vorher beim Listen-Sieg in Bremen getan hatte. Pedroza hätte die Stute eigentlich auch im St. Leger reiten sollen, stand als Stalljockey von Andreas Wöhler, der ihn in Hannover benötigte, aber nicht zur Verfügung.

GaloppOnline.de: Wie ist die Stute zu beschreiben?

Horst Steinmetz: Royal Fantasy ist ein vom Charakter her angenehmes Pferd, dessen Angst vor der Startmaschine anfangs das Hauptproblem darstellte. Dies galt es zu lösen, worauf wir uns entschlossen haben, die Stute einer speziellen Behandlung durch Andrea Kutsch, die die Monty-Roberts-Methode anwendet, zu unterziehen. Damit wurde der Grundstock zu einer ´anderen` Royal Fantasy gelegt, die jetzt, wie mir die Jockeys bestätigten, mittlerweile ohne jedes Theater die Box bezieht und dort auch brav stehen bleibt. Wir beantragen für die Stute, die auf Warten geritten werden muss, immer noch die Außenbox.

GaloppOnline.de: Handelte es sich dabei um den ersten Sieg ihres Besitzers in einem klassischen Rennen?

Horst Steinmetz: Das stimmt. Es war der erste Erfolg in einem Klassiker für den Besitzer, der sich ja auch in der Zucht seit langem engagiert. Erfreulicherweise war er nun persönlich vor Ort und konnte den Triumph miterleben. Oft gestaltete es sich ja so, dass er angereist war und dann Nackenschläge einstecken musste. Umso schöner, dass der Sonntag mit diesem Ergebnis endete.

GaloppOnline.de: Wie kam der Besitzer an die Stute?

Horst Steinmetz: Das geschah auf mein Anraten im Spätsommer des letzten Jahres. Damals bekam ich Pferde vom Stall Elite. Als ich Royal Fantasy zum ersten Mal gesehen hatte, hat es sofort gefunkt. Da sie zum Verkauf stand, habe ich sie Jürgen Imm vom Stall Nizza empfohlen und ihm gesagt, damit kaufen Sie etwas Gutes. Er hat auf meinen Rat gehört und ist per saldo damit gut gefahren.

GaloppOnline.de: Wie unterscheidet sie sich von ihrem Vorgänger Liquido?

Horst Steinmetz: Bei ihr handelt es sich um ein Pferd mit viel Kampfeswille, der aber gedrosselt werden muss, während Liquido sich wie ein Auto fahren lässt. Wenn man Royal Fantasy am langen Zügel reitet, kann der Jockey mit ihr schalten und walten, wie es ihm beliebt.

GaloppOnline.de: Hat sich Royal Fantasy also vom Sorgenkind zur klassischen Siegerin gewandelt?

Horst Steinmetz: Ja, so kann man es ausdrücken. Ich habe früh ihr Talent erkannt, nie das Vertrauen in sie verloren und schon im Frühjahr gesagt, es wäre ein Riesenjammer, wenn es mit ihrer Entwicklung in die Hose ginge.

GaloppOnline.de: Im Las-Vegas-Slenderella-Rennen lief sie groß, aber unglücklich.

Horst Steinmetz: Schon dieses Rennen hätte sie eigentlich gewinnen müssen, wenn der Jockey außen und nicht innen gegangen wäre. Sie zeigte damals Riesenspeed, endete als Fünfte unter Wert geschlagen und ohne Geld. Es hatte wohl nicht sein sollen.

GaloppOnline.de: In der ´Diana` hatte sie aber nichts zu bestellen, oder?

Horst Steinmetz: An dem Tag kam alles Negative zusammen. Da stimmte das Wetter nicht, der Boden war überschwer, und sie verfügte noch nicht über die Kraft wie heute. Ein Laufen, das im Grunde zu streichen ist.

GaloppOnline.de: Haben Sie dennoch immer an die Stute geglaubt?

Horst Steinmetz: Ja, absolut. Ich habe nie den Glauben an Royal Fantasy verloren. Sie ist ein Traumpferd, das man nicht alle Tage bekommt. Schon gar nicht ein Stall in der Größenordnung wie meiner. An ihr dürften wir noch viel Freude haben.

GaloppOnline.de: Ist mit dem zweiten Platz in Köln Mitte Juli der Knoten geplatzt?

Horst Steinmetz: Sicher war dies eine gute Vorstellung, dennoch hätte sie auch an diesem Tag gewinnen müssen, denn sie wurde leider wieder auf der inneren statt der äußeren Spur gebracht. Offensichtlich haben die Jockeys den Vorfall vom April, als sie in Köln in äußerer Spur ihren Reiter abgeworfen hatte, im Gedächtnis und sich an die inneren Spuren gehalten.

GaloppOnline.de: Ist die Stute auf irgendeinen Bodenzustand angewiesen?

Horst Steinmetz: Absolut nicht. Sie kann guten bis weichen Boden, wie es jenseits von 5,4 allerdings aussieht, muss man erst einmal abwarten. Das Dortmunder Geläuf mit der phantastischen Grasnarbe war jedenfalls der ideale Untergrund für die Stute mit ihrer leichtfüßigen Galoppade.

GaloppOnline.de: Wird sie zukünftig nur auf den langen oder auch auf etwas kürzeren Distanzen zum Einsatz kommen?

Horst Steinmetz: Unser Konzept sieht Starts über Strecken von 2200, 2400 bis 2800 Metern vor. Am allerwichtigsten sind mir persönlich jedoch schnell gelaufene Rennen, in denen sie sich nicht verpullt, um dann mit ihrem Speed aufzutrumpfen. So war auch das St. Leger im Grunde für sie noch zu langsam gelaufen worden.

GaloppOnline.de: Gibt es schon einen Plan für 2004, auch Auslandsstarts?

Horst Steinmetz: Jetzt, wo mit der Startmaschine alles klar ist, peilen wir alle besseren Rennen in Deutschland an. Wir greifen auf gehobenem Parkett überall an, egal wo. Das schließt Auslandsstarts nicht aus.

GaloppOnline.de: Gibt es Verwandtschaft von Royal Fantasy in Ihrem Aufgebot?

Horst Steinmetz: Es gibt einen Zweijährigen, der von Platini stammt, ein riesengroßes Pferd. Der Hengst verfügt über einen Super-Charakter und ist eine große Hoffnung. Er heißt Royal Power und könnte seinem Namen Ehre machen. Dem traue ich zu, dass er sich für seine Besitzer, die ihn auf der letztjährigen Herbst-Auktion in Baden-Baden gekauft haben, als Schnäppchen erweist.

GaloppOnline.de: Ist Royal Fantasy die Beste unter den Stuten, oder gibt es noch eine talentiertere?

Horst Steinmetz: Sie ist die Beste, doch dahinter tut sich einiges. So wird z. B. mit Antique Rose, die während des Sommers mit einer Allergie zu tun hatte, demnächst zu rechnen sein. Sie verfügt über echte Klasse und soll in einer Woche in Köln laufen, hat Optionen im Steher-Cup und im Ausgleich III, den ich persönlich favorisiere.

GaloppOnline.de: Welche Stellung nimmt Royal Fantasy eigentlich in Ihrem Stall ein?

Horst Steinmetz: Sie steht ganz weit oben, man kann schon sagen an erster Stelle. Bei Liquido habe ich im Preis von Europa gesehen, dass er sich in Gruppe-I-Rennen platzieren kann. Ich sehe ihn noch nicht am Ende seines Leistungsvermögens, zumal er ja schonend behandelt wurde und noch nicht allzu viele Starts absolviert hat.

GaloppOnline.de: Kann man sagen, dass die Stute für die Jockeys Christian Czachary (Sturz am 21. 4. in Köln) und Andreas Helfenbein Schicksal gespielt hat?

Horst Steinmetz: In gewisser Weise stimmt das. Im Fall von Andreas Helfenbein möchte ich aber noch einmal betonen, dass wir eine gute Zeit mit vielen Erfolgen gehabt haben, was man nicht vergisst. Wir begegnen uns trotz allem ohne Ressentiments, haben immer die schönen Zeiten im Hinterkopf.

GaloppOnline.de: Wird es 2004 wieder einen Stalljockey geben?

Horst Steinmetz: Nein, definitiv nicht. So hat unser Stall z. B. weniger Jährlinge bekommen. Zudem gestaltet sich die wirtschaftliche Lage derzeit so, dass man keinen Jockey benötigt, zumal es immer weniger Rennen gibt. Somit sind auch mehr Reiter frei, die ihrerseits ja auch Geld verdienen wollen. Einen guten Mann wird man wohl immer finden. Zudem verfüge ich über eine gute Mannschaft, die die Pferde in die bestmögliche Verfassung bringt.

GaloppOnline.de: Sind Sie mit dem Saisonverlauf zufrieden?

Horst Steinmetz: Ein klares Nein, es hätte besser sein können. Doch im Sommer lief nicht viel zusammen. So gab es die Ausfälle der Herbst-Pferde Chato`s Girl, Song of Nice und Nice Hush, den ich verkauft habe. Mittlerweile sieht die Situation wieder erfreulicher aus. Doch bin ich zu lange dabei, habe genügend Hochs und Tiefs in der Karriere erlebt, um mich dadurch von meiner Linie abbringen zu lassen. Das Problem sind die Personalkosten, denn wenn es nicht läuft, tut das dann richtig weh.

GaloppOnline.de: Ihre Pferde scheinen gerade die Dortmunder Bahn zu mögen. Wie ist das zu erklären?

Horst Steinmetz: Dass es gerade in Dortmund so gut lief, ist mehr oder weniger reiner Zufall. Ich verfüge eben über viele Pferde, die gut galoppieren und daher Bahnen mit Linien lieben. Aus diesem Grund werden Plätze wie Dortmund, Köln oder auch Krefeld bevorzugt.

GaloppOnline.de: Ist in den nächsten Wochen noch ein derartiger Erfolg zu erwarten, z. B. durch Liquido im italienischen St. Leger?

Horst Steinmetz: Liquido ist unverändert prima auf dem Posten, wird sich dort auch sicherlich gut verkaufen. Wir haben zudem noch einiges in petto bei den Zweijährigen, so dass man von ihnen in dieser Hinsicht kaum schon alles gesehen haben dürfte. Doch die ganz großen Ziele gibt es nicht mehr, dafür ist der Zug bereits abgefahren.

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