Mit Heike Bischoff-Lafrentz

GaloppOnline.de: Zwölf Siege in diesem Jahr, dazu mehrere Black-Type-Platzierungen. Die Saison 2012 übertrifft die vorangegangenen für Ihr Gestüt bei weitem. Was sind die Gründe dafür?

Heike Bischoff-Lafrentz: Das liegt erst einmal sicher auch daran, dass wir unsere Philosophie etwas geändert haben. Früher haben wir so gut wie alle Pferde verkauft. Die meisten gingen ins Ausland, sodass wir hierzulande eigentlich gar nicht richtig wahrgenommen wurden. Zum Beispiel hatten wir mit Musketier in Kanada den Champion bei den älteren Pferden. So konnte es nicht weitergehen. Das haben wir nun geändert und eben dadurch auch mehrere Pferde im Rennstall. Leider gehen auf der Auktion auch weiterhin die meisten Pferde ins Ausland, was schon schade ist, auch für den deutschen Rennsport.

GaloppOnline.de: Dennoch kann man sagen, dass das Ergebnis für Ihr Gestüt in dieser Saison bemerkenswert ist.

Heike Bischoff-Lafrentz: Ja, das hat sicher mehrere Gründe. Es steckt ein großes Team hinter diesen Erfolgen. Da sind zum einen unsere Trainer Markus Klug, Waldemar Hickst und Andreas Wöhler, die einen sehr guten Job machen. Auch die Tierärztin Ietje Leendertse, mit der wir sehr intensiv zusammenarbeiten und die auch schon für Schlenderhan, Ittlingen, die Queen oder den Aga Khan tätig war, möchte ich erwähnen. Wichtig ist natürlich auch die Aufzucht im Gestüt. Hier haben wir mit unserer Gestütsmeisterin Claudia Kästner (ihr Mann Albert Kästner ist inzwischen in Rente gegangen) und Herrn Meese auch sehr gute Mitarbeiter. Das passt alles sehr gut.

GaloppOnline.de: Bei den Pferden im Rennstall handelt es sich auschließlich um Stuten. Ist das Zufall?

Heike Bischoff-Lafrentz: Alle Pferde sind bei uns zu verkaufen, aber von den Hengsten trenne ich mich eher als von den Stuten. Dennoch muss auch der Preis stimmen. Einen von Sea The Stars stammenden Jährling aus der Sanwa, einer rechten Schwester von Samum, Schiaparelli und Salve Regina, haben wir in England nicht verkauft, weil wir nicht den Preis bekamen, den wir uns vorgestellt haben. Er wird nun in den Rennstall gehen, zu welchem Trainer, das steht aber noch nicht fest.

GaloppOnline.de: Uns ist bei der Stallparade im Frühjahr aufgefallen, dass einige Ihrer Pferde relativ spät ins Training gekommen sind. Was ist der Grund dafür?

Heike Bischoff-Lafrentz: Die Pferde werden bei uns schon antrainiert, sodass der Übergang vom Gestüt in den Rennstall, der ja kein unerheblicher ist, für sie dann nicht so groß ausfällt. Gemeinsam mit Frau Leendertse entscheiden wir für jedes Pferd individuell, wann der richtige Zeitpunkt ist, es ins Training zu geben. Manchmal kommt ein Pferd aber auch wegen dem ein oder anderen Problem einfach etwas später in den Rennstall.

GaloppOnline.de: Kommen wir zu den Rennpferden. Was passiert mit Moi Lolita, Soprana, Registara und Berlin Berlin, die allesamt auf Listen- oder sogar Gruppe-Parkett platziert waren? Bleiben sie im Rennstall, oder gehen sie in die Zucht?

Heike Bischoff-Lafrentz: Sie sind erst einmal alle ins Gestüt zur Winterpause, aber sie werden alle wieder in den Rennstall einrücken. Das gilt auch für Goldschätzchen, die sicher auch auf höherer Ebene hätte mitmischen können. Das hat jedenfalls ihr Trainer Waldemar Hickst gesagt. Leider konnte sie aber wegen einer in Hamburg erlittenen Verletzung und der Sperrung der Kölner Bahn nicht laufen. Sie hätte im Preis der Diana sicher eine Chance gehabt.

Das Pferd mit dem meisten Potenzial ist sicher Berlin Berlin, die ja auch schon auf Gruppe-Parkett platziert war. Registara hatte sich leider beim letzten Start in der Maschine eine Verletzung am Fesselkopf zugezogen. Das ist aber inzwischen alles wieder okay, auch sie sollte uns im nächsten Jahr noch viel Freude machen. Soprana hat sich auch schön weiter entwickelt, auch sie ist ein interessantes Pferd.

GaloppOnline.de: Wer sind die Hoffnungen unter den jetzigen Zweijährigen?

Heike Bischoff-Lafrentz: Natürlich schon die beiden Pferde, die bereits gewonnen haben. Giulietta, die bei Waldemar Hickst steht, war in Frankfurt beim Debüt erfolgreich. Sie ist eine großrahmige Stute mit einer Riesengaloppade und eine Black Type-Hoffnung für das nächste Jahr. Auch die von Silvano stammende Maricel, die von Andreas Wöhler trainiert wird, konnte gleich beim Einstand gewinnen. Daher sind natürlich auch Erwartungen da. Von den noch nicht gelaufenen Pferden könnte man den Hengst Barcelona nennen, einen Shirocco-Sohn aus der Bravo Görl, aber da muss man natürlich noch abwarten.

GaloppOnline.de: Ins Gestüt ist inzwischen die Gruppesiegerin Prakasa zurückgekehrt. Steht schon fest, wer ihr erster Partner sein wird?

Heike Bischoff-Lafrentz: Unser Wunschkandidat ist Pivotal, doch steht das noch nicht fest, hier müssen wir noch verhandeln.

GaloppOnline.de: Einen eigenen Deckhengst haben Sie nicht mehr. Bestehen Überlegungen, das wieder zu ändern?

Heike Bischoff-Lafrentz: Nein, daran ist nicht gedacht. Es hat sich bei unserem letzten Stallion Sternkönig gezeigt, dass der Standort unseres Gestüts, das ja doch recht weit weg vom Schuss ist, dafür nicht ideal ist. Das ist ein Nachteil, deshalb haben wir keinen Hengst aufgestellt.

GaloppOnline.de: Haben Sie auch noch Pferde in England oder Frankreich im Training?

Heike Bischoff-Lafrentz: Nein, ausschließlich in Deutschland. Es ist uns ja auch ein Anliegen, dass es mit dem Sport hierzulande weitergeht, deshalb ist das für uns kein Thema.

GaloppOnline.de: Sie haben sich bei der German Racing Concept Challenge engagiert, waren dort auch Mitglied der Jury. Wie ist hier der aktuelle Stand der Dinge?

Heike Bischoff-Lafrentz: Das Konzept des Gewinner-Teams aus Göttingen soll nun umgesetzt werden. Derzeit wird von den Master-Studenten der European Business School in Oestrich-Winkel der dazu gehörende Business Plan erstellt. Das wird vom Direktorium begleitet, so dass das Konzept schon bald in die Tat umgesetzt werden kann. Der studentische Ideen-Wettbewerb war auf jeden Fall ein großer Erfolg. Die 20- bis 30-Jährigen sind die Zukunft des Rennsports, hier muss etwas passieren.

Es ist doch toll, dass sich aus der Aktion auch die erste ernst zu nehmende Jugendorganisation des Deutschen Galopp-Rennsports gebildet hat: „GERMAN RACING – Next Generation“. Erster Schritt nach dem Wettbewerb war die Bildung des Syndikats „Stall just4turf“. Ihr Pferd Humor hat ja gleich beim Debüt gewonnen. Besser geht’s doch nicht.

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