GaloppOnline.de:
Gratulation zum 1000. Erfolg. Welche Bedeutung hat dieser Treffer für Sie persönlich?
Harro Remmert:
Wir hatten eigentlich schon letztes Jahr darauf hingearbeitet. Damals lief es aber gar nicht gut. Manchmal gibt es eben Schranken. Hat man ein Ziel vor Augen, dann will es einfach nicht klappen. Umso mehr freut es mich, dass es nun soweit war.
GaloppOnline.de:
Wie haben Sie die ersten Momente des Triumphes erlebt?
Harro Remmert:
Alle, die um mich herumstanden, haben mir gratuliert. Zuschauer, Trainer und Jockeys. Klaus-Jörg Tuchel und andere haben mich über die Sandbahn gehoben. Herr Dr. Berglar hat mich hinter Templerin vor die Tribüne gebracht. Es gab tollen Applaus, angefeuert durch Manfred Chapman. Das war ein Riesen-Erlebnis für mich. Auch im Führring wurde mir zugejubelt. Herr Glasmacher hat mich dann kurz interviewt.
GaloppOnline.de:
Haben Sie denn noch gefeiert?
Harro Remmert:
Ja, direkt noch auf der Bahn. Danach sind wir nach Hause gefahren. Aber im Stall wird es noch eine Feier geben.
GaloppOnline.de:
Vor 25 Jahren haben Sie als Trainer begonnen, nachdem ihre Jockey-Karriere durch den schweren Unfall, der sie seither an den Rollstuhl bindet, ein jähes Ende fand. Wie hat als Coach alles angefangen?
Harro Remmert:
Zu Beginn hatte ich in Neuss sieben Pferde im Stall. Mein erster starter war gleich ein Sieger – am 3. Juli 1977 gewann Schiljaka mit Jupp Kappel ein Rennen in Neuss. Das war am Parallelrenntag zum Derby. Der Neusser Präsident Herr Dr. Heitzmann hatte mir zuvor einen frei gewordenen Stall angeboten. Eine wichtige Siegerin für mich im ersten Jahr war Twistlady. Sie gewann direkt ein Rennen in Baden-Baden, holte sich später den Araq-Junioren-Preis. Ludovico und Odenat sorgten ebenfalls für einen versprechenden Start.
GaloppOnline.de:
Welche Personen waren – neben Sven von Mitzlaff, dessen Stall Sie 1987 in Köln übernahmen – denn wichtige Leitfiguren in Ihrem Umfeld?
Harro Remmert:
Sicher das Ehepaar Bresges, Herr Delius aus Ravensberg, Herr Dr. Heitzmann, Herr Pferdmenges, Dr, Klaus Lorenzen vom Stall Spontan. Es waren viele Leute, die mir ein Sprungbrett gaben. Mir ist übrigens der Wechsel damals nach Köln nicht leicht gefallen. Da war schon einiger Druck erforderlich, denn ich wollte meine ersten Gefährten aus Neuss nicht im Stich lassen.
GaloppOnline.de:
Sie haben es immer verstanden, mit Ihrer Behinderung gut umzugehen, sich durchzubeißen…
Harro Remmert:
In unserem Sport gibt es kein Mitleid. Da zählen nur die Erfolge. Das weiß jeder, der hier arbeitet. Mir geht das nicht anders.
GaloppOnline.de:
Sie werden von vielen als “Stuten-Trainer” bezeichnet, da sie viele große Rennen mit Ladies gewonnen haben. Stimmen Sie diesem Beinamen zu?
Harro Remmert:
Mein Sohn hat einmal eine Statistik angefertigt. Dabei konnte man feststellen, dass ich eigentlich mehr bedeutende Siege mit Hengsten erzielt habe als mit Stuten. Ich denke zum Beispiel an All My Dreams, Komtur, Katmai, Ludovico, Kai, um einige zu nennen.
GaloppOnline.de:
Werden Stuten anders trainiert als Hengste?
Harro Remmert:
Jedes Pferd ist anders, eben ein Individuum. Man muss die Pferde einfach jeden Tag aufs Neue beobachten. Sie haben unterschiedliche Charaktere. Erfahrung über so viele Jahre spielt da eine wichtige Rolle. Es ist wie bei den Männern und den Frauen, die Stuten sind manchmal sensibler als die Hengste.
GaloppOnline.de:
Wer sind Ihre aktuellen Aushängeschilder? Ihr Lot ist bedeutend kleiner als noch vor einigen Jahren.
Harro Remmert:
Midnight Angel ist eine sehr gute Stute, wie man in der Diana gesehen hat. Wenn sie jetzt alles gut verträgt, läuft sie im großen Hamburger Stutenrennen, ansonsten bekommt sie eine Pause. Ich habe noch einige hoffnungsvolle dreijährige Stuten. gerade in La Dane steckt einiges Potenzial, wahrscheinlich aber über kürzere Wege. Sehr bedauerlich war für uns das Schicksal von National Academy. Mit ihm hatte ich große Pläne. So ist das aber manchmal im Sport. An einem Tag freut man sich noch, am nächsten ist schon alles zu Ende. Unser Lot besteht aus 46 Pferden, ist leider etwas zusammengeschmolzen.
GaloppOnline.de:
Welches Ziel haben Sie nach dem Treffer Nummer 1000 vor Augen?
Harro Remmert:
Ich habe jetzt eigentlich alles erreicht, was ich erreichen wollte. Das Derby und 1000 Rennen zu gewinnen, war immer mein Wunsch. Alles weitere muss sich zeigen. So lange ich gesund bleibe und es mir weiter Spaß macht, möchte ich aber weitermachen.