Mit H. v. Finck

GaloppOnline.de: Mit der klassischen Siegerin Kali, der Gruppe-Siegerin Prakasa oder auch Eminem und Wheredreamsare war Ihre Zucht auch 2010 wieder mit zahlreichen ausgezeichneten Pferden vertreten. Hatten Sie schon vor der Saison 2010 mit einem solch tollen Jahr gerechnet?

Helmut von Finck: Nein, das habe ich nicht. Unsere Zucht hatte in der vergangenen Saison zahlreiche Blacktype-Pferde. Darauf sind wir natürlich stolz und sind für solche Erfolge dankbar, zumal ja auch die Jahre zuvor mit Pferden wie Precious Boy, Flamingo Fantasy schon sehr gut verlaufen waren.

GaloppOnline.de: Wie steht es dieses Jahr um Ihren Rennstall? Wer sind die Hoffnungsträger bei den Drei- und wer bei den Zweijährigen?

Helmut von Finck: Bei den Dreijährigen lasse ich mich wie im Vorjahr überraschen. In 2010 hätten wir zu diesem Zeitpunkt auch nicht mit Kalis Sieg in den klassischen 1000 Guineas gerechnet. Bei den Zweijährigen ist eine Stute von Soldier Hollow aus der Diana-Siegerin Flamingo Road meine größte Hoffnung.

GaloppOnline.de: Wie viele Pferde werden Sie 2011 im Training haben und von welchen Trainern werden die Wiedinger Pferde in diesem Jahr trainiert?

Helmut von Finck: Momentan sind achtzehn Pferde auf die Trainer Waldemar Hickst, Jutta Mayer, Wolfgang Figge, Roland Dzubasz und Sascha Smrczek aufgeteilt.

GaloppOnline.de: Und mit wie vielen Mutterstuten züchten Sie aktuell und wer sind die Flaggschiffe Ihrer Herde?

Helmut von Finck: Es sind noch fünfzehn Mutterstuten. Davon werden wahrscheinlich zehn Stuten gedeckt. Eine Nummer 1 gibt es nicht. Mit Flamingo Road haben wir eine Diana-Siegerin und Mutter des Gruppe I-Pferdes Flamingo Fantasy, mit Khalua und Pretty Su klassische Vererberinnen und auch Diana‘s Quest, Pepples Beach, Quelle Amie und Waky Tara haben schon Gruppepferde gebracht. Jede Linie ist auf ihre Art und Weise daher interessant.

GaloppOnline.de: Wie ist Ihr Stallion Soldier Hollow in den ersten Jahren vom Start gekommen?

Helmut von Finck: Soldier Hollow hat in den ersten drei Jahren rund 140 Stuten gedeckt und hatte somit einen guten Start. Nicht nur die Quantität, vor allem die Qualität wusste dabei zu gefallen. Es ist zudem sehr erfreulich, dass das Gestüt Röttgen den Hengst toll mit unterstützt und voll hinter Soldier Hollow steht.

GaloppOnline.de: Mit wie vielen Stuten rechnen Sie in diesem Jahr für Soldier Hollow und mit welchen Stuten werden Sie den Hengst unterstützen?

Helmut von Finck: Park Wiedingen wird im vierten Jahr, welches bekanntlich als das schwierigste eines jungen Stallions gilt, mit vier Top-Stuten, Quelle Amie, Wakytara, Karena und Smaranda, zu Soldier Hollow gehen. Insgesamt hoffen wir auf rund 40 Stuten.

GaloppOnline.de: Die Jährlinge von Soldier Hollow haben sich sehr gut verkauft und im Schnitt ein Vielfaches seiner Decktaxe erzielt. Haben Sie schon etwas aus den Rennställen gehört, wie sich die jetzigen Zweijährigen präsentieren?

Helmut von Finck: Ich glaube, es ist zu früh, die Trainer dazu zu befragen. Das Erscheinungsbild der Jährlinge auf der Auktion war meiner Meinung nach aber so positiv, dass man davon ausgehen kann, erfolgreiche Soldier Hollow-Nachkommen – vielleicht sogar schon zweijährig – zu erleben. Soldier Hollow trat als kerngesundes Pferd ab, war eisenhart, hatte Frühreife und Speed und ein echtes Deckhengst-Pedigree. Er bringt also alles mit, was einen tollen Deckhengst auszeichnet und ich bin sehr gespannt auf seine ersten Starter.

GaloppOnline.de: Welche Stallions werden die Park Wiedinger Stuten in diesem Jahr neben Soldier Hollow noch aufsuchen?

Helmut von Finck: Bisher stehen hier nur Areion und Lord of England sicher fest, alle weiteren Stallions, die ich im Auge habe, sind noch nicht final entschieden.

GaloppOnline.de: Seit einigen Jahren ist Park Wiedingen als kommerzielles Gestüt aufgestellt, was bedeutet, dass Sie Ihre Jährlinge in Baden-Baden und auch privat zum Verkauf anbieten. Wie ist Ihr bisheriges Zwischenfazit dieser neuen Strategie?

Helmut von Finck: Ich finde, wir haben das in diesen Zeiten ganz gut hinbekommen. Es werden Jährlinge in Baden-Baden sowie Rennpferde aus dem Rennstall verkauft und unsere Empfehlungen an unsere Kunden kommen immer gut an. Das hat sich in den letzten Jahren sehr zufriedenstellend entwickelt, wenn man überlegt, dass Pferde wie Precious Boy, Flamingo Fantasy oder auch Kalis Mutter Kahlua allesamt im Auktionsring in Baden-Baden angeboten worden sind. Aktuellstes Beispiel ist Quelle Amore, welche das Gestüt Fährhof als Jährling kaufte, mit ihr Grupperennen gewann, um sie im letzten Dezember in Newmarket für 300.000 Guineas nach Japan zu verkaufen.

GaloppOnline.de: Sie haben aber ja auch Pferde aus dem Rennstall heraus erfolgreich verkauft. Pferde wie Engai, Eminem oder auch Figo haben dabei eine erstaunliche Entwicklung hingelegt. Wie erklären Sie sich dieses?

Helmut von Finck: Die Pferde wurden von uns in München behutsam aufgebaut, dann Freunden empfohlen und dann auch verkauft. Es ist eine Freude, den Erfolg dieser Pferde zu sehen.

GaloppOnline.de: Im letzten Jahr hatten Sie mit Where-
dreamsare eine Derbyhoffnung, die dann doch nicht in Hamburg gestartet ist. Wie geht es ihm und wie sind die Pläne mit ihm?

Helmut von Finck: Wheredreamsare ist in der Union schlecht gelaufen, das Derby haben wir ihm erspart. Das Pferd hat sich in München im Stall von Trainer Wolfgang Figge bestens erholt. Die Entwicklung des Pferdes gibt zu Optimismus Anlass.

GaloppOnline.de: Welche Pferde der letztjährigen Zweijährigen haben Ihnen besonders gefallen und sind für Sie Kandidaten für das Deutsche Derby 2011?

Helmut von Finck: Der Fährhofer Quinindo hat mir bei seinem Sieg gefallen. Ich hätte ihn allerdings nicht in Frankreich laufen lassen und zweifele auch etwas an seinem Stehvermögen. Für mich ist der Derbysieger 2011 noch nicht gelaufen.

GaloppOnline.de: Wie kam es im vergangenen Jahr zu dem Verkauf Ihrer klassischen Siegerin Kali nach Japan?

Helmut von Finck: Nach dem zweiten Platz von Kali hinter Frankreichs bester Stute im Prix de Sandringham in Chantilly hatte ich mehrere Angebote. Bekanntlich ist das Yoshida-Unternehmen sehr aktiv und hat dann auch hier den Zuschlag bekommen. Die Yoshida-Familie hat in letzter Zeit viel Geld in deutsche Linien investiert und in Japan hat sich die deutsche Zucht nicht zuletzt durch den Japanischen Derbysieger aus der deutschen Stute Moonlady immer mehr einen Namen gemacht.

GaloppOnline.de: Wie sehen Sie die Entwicklung des Rennsports in München und üben Sie selbst aktuell noch irgendeine Funktion auf Vereins bzw. Verbandseben aus?

Helmut von Finck: Ich habe sehr lange dem Vorstand des Münchener Rennvereins angehört. Der jetzige Vorstand hat einen entschuldeten Verein übernommen und versucht, die Rennbahn zu beleben. Ich kann nur hoffen, dass dies gelingt. Ich persönlich meine, dass der Münchener Rennsport hauptsächlich dem Buchmacherunternehmen Springer dient. Die Besitzer sind bei diesem Rennpreisniveau leider die Verlierer. Die Gastronomie auf der Rennbahn ist nach wie vor nicht gut und es muss sich noch einiges auf der Bahn tun. Ich wünsche dem Münchner Team aber natürlich alles Gute, dass es wieder vorwärts in Riem geht.

GaloppOnline.de: Wie beurteilen Sie die allgemeine Situation im Rennsport und die Performance von German Racing im Speziellen?

Helmut von Finck: Die allgemeine Situation im Rennsport ist Besorgnis erregend, ehrlich gesagt, weiß ich immer noch nichts mit German Racing anzufangen. Leider hat man es versäumt, vor Jahren RaceBets.com selbst ins Leben zu rufen und musste nun mit viel Geld auf diesen Zug aufspringen. Das war wirtschaftlich sicher ein guter Schachzug, darf aber keinesfalls das einzige im Rettungsplan bleiben. Denn ansonsten sehe ich von German Racing momentan keine großen Fortschritte.

GaloppOnline.de: Wie beurteilen Sie den Start von Baden Racing im letzten Jahr?

Helmut von Finck: Baden Racing gefällt mir sehr. Hier wird innovativ gearbeitet. Baden Racing ist der große Hoffnungsschimmer für den gesamten Rennsport.

GaloppOnline.de: Welche Ziele im Rennsport hat ein Besitzer wie Sie, der fast schon alle großen Rennen gewonnen hat, zahlreiche Champions sein eigen nennen durfte?

Helmut von Finck: Jeder Klassiker oder ein Gruppe I-Rennen ist ein sensationeller Erfolg, den man sich für Pferde aus eigener Zucht immer wieder wünschen möchte. Das ist in jedem Jahr auf ein Neues so und das Fieber für die großen Rennen bricht stets wieder aufs Neue aus. Für die Zukunft plane ich auch einige Partnerschaften aufzubauen, sowohl im Rennstall als auch in der Zucht, um meine Rennsportaktivitäten noch effektiver aufzustellen.

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