Mit H.-H. Miebach

GaloppOnline.de: Wie beurteilen Sie die aktuelle Akzeptanz der Winterrennen bei den Aktiven und wird es diese aus Ihrer ganz persönlichen Sicht auch in Zukunft weiter geben?

Hans-Hugo Miebach: Das hoffe ich natürlich sehr. Aus vielen Gesprächen weiß ich, dass wir Besitzern und Trainern auch in Zukunft diese Rennen bieten müssen. Als wir uns im Jahr 1981 entschlossen haben, in Dortmund eine solche Anlage nach amerikanischem Vorbild zu bauen, waren das Investitionen um die 5 Mio DM. Die Anlage stand und steht unter Denkmalschutz, da hat auch die Stadt Dortmund über eine Hürde springen müssen. Verglaste Tribünen, die beheizt sind, garantieren eine sehr gute Sicht auf das Geschehen.

Hans-Hugo Miebach: Die Rennbahn Meadowlands, wo wir uns umgeschaut hatten, diente dabei als Vorbild. Die ebenso beheizte Wetthalle und eine vielfältige Gastronomie sind sicher weitere Pluspunkte, auch wenn die altehrwürdige Anlage in die Jahre gekommen ist. Andererseits ist der Weg natürlich nicht selten etwas beschwerlicher zu uns zu finden, und der Winter in der Regel etwas härter. Aber dafür können wir nun wirklich nichts.

GaloppOnline.de: Wer trägt das wirtschaftliche Risiko und mit welchen Umsatzzahlen wären Sie als Veranstalter in Wambel zufrieden?

Hans-Hugo Miebach: Wenn wir einen Schnitt von 18 – 19.000 Euro pro Rennen halten können, bin ich schon zufrieden. Wichtig wäre, dass die Zahlen nicht weiter nach unten gehen. Abgerechnet wird mit den DVR-Wirtschaftsdiensten, die auch das wirtschaftliche Risiko tragen.

GaloppOnline.de: Seit September wird Dortmund-Wambel auch hinsichtlich anderer Nutzungsmöglichkeiten von einer neuen Vermarktungsagentur neu aufgestellt. Wie kam es zu diesen Überlegungen?

Hans-Hugo Miebach: Wir suchen natürlich auch stets nach alternativen Einnahmequellen. Neben der Golfanlage, den stattfindenden Ausstellungen und dem Trödelmarkt auf der Bahn, bietet die Rennbahn auch für andere Events vielfältige Möglichkeiten. Strategie X ist eine Agentur, die sich systematisch um die Vermarktung des Rennbahngeländes kümmert. Andere Events bieten sich in den großräumigen Gebäuden, wie gesagt, geradezu an und das lässt sich auch sehr gut an.

GaloppOnline.de: Meldungen besagen, dass Sie als Präsident des Dortmunder Rennvereins demnächst nicht mehr zur Verfügung stehen werden. Können Sie unseren Lesern Aktuelles zur Situation im Dortmunder Rennverein mitteilen?

Hans-Hugo Miebach: Ja, das stimmt. Nach 38 Jahren ist es an der Zeit. Aber ich stehe auch in Zukunft, wenn man mich braucht, noch beratend zur Verfügung. Mein designierter Nachfolger heißt Wolfgang Sträter, ein Rechtsanwalt aus Dortmund. Er ist bereits seit geraumer Zeit Vorstandsmitglied und auch den Gremien des Sports bereits bekannt. Er kommt wie seine Familie auch aus dem Reitsport, kennt sich bestens aus. Er ist bereits gewählt mit Wirkung der nächsten Mitgliederversammlung im April 2010.

GaloppOnline.de: Glauben Sie, dass die Dortmunder Rennbahn von den Geschehnissen am vergangenen Wochenende in Neuss profitieren wird. Nicht wenige Kritiker sagen, dass nun nur noch Dortmund die Bezeichnung Winterrennbahn in Deutschland verdient?

Hans-Hugo Miebach: Das vermag ich nicht zu beurteilen. Ich war nicht vor Ort in Neuss, bin allerdings etwas erstaunt. Oft ist der Anfahrtsweg zu uns etwas länger und beschwerlicher je nach Härte des Winters, aber das können wir halt nicht beeinflussen. Da hoffe ich auch, dass uns ein harter Winter nicht die Petersilie verhagelt. Aber in punkto Gastronomie haben wir noch die ein oder andere Verbesserung geplant. Ein großes Plus ist die beheizte Glastribüne, die hoffentlich wieder gut angenommen wird.

GaloppOnline.de: Seit vielen Jahren wandeln Sie mit Ihrem Gestüt Wittekindshof in Rüthen-Kneblinghausen auf der Erfolgsspur. Verraten Sie uns das Erfolgsrezept?

Hans-Hugo Miebach: Die Zucht war immer die Motivation für meine Passion Galopprennsport, die allerdings keine Formeln kennt. Ein Erfolgsrezept ist mit Sicherheit Karl Jörg, der seine guten Kontakte, ausländische Hengste mit guten deutschen Mutterlinien zu paaren, früh zu nutzen wusste. Das Foalsharing ist so etwas wie seine Erfindung und gerade heute in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten hat dies einen ganz besonders wichtigen Stellenwert.

Jörg ist mit ganzer Seele und seinen Augen in jedem Augenblick auf die Pferde gerichtet. Schnelles Handeln und das Kind beim Namen zu nennen sind seine Markenzeichen. Dieses ständige am Ball sein ist ein Erfolgsrezept und vor allen Dingen Glück, der Rest erledigt der liebe Gott. Ohne dies geht gar nichts. Gerne erinnere ich mich an unseren Tiger, als wir die Stute The Filly zu Danehill nach Coolmore brachten, zu einem Zeitpunkt, als dieser Hengst noch erschwinglich war und nicht den Bekanntheitsgrad hatte. Dies ist nur ein Beispiel.

GaloppOnline.de: Sie waren nie ein Freund von eigenen Hengsten. Warum wurde in Wittekindshof selten ein eigener Hengst aufgestellt?

Hans-Hugo Miebach: Elektrant war einmal eine Ausnahme, den wir allerdings früh, vielleicht zu früh abgeschrieben haben. Immerhin taucht er ja auch in Manduros Pedigree auf. Grundsätzlich sehe ich in einem Gestüt mit 60 Mutterstuten auch einen Ruhewohnsitz. Das wäre eben mit sehr viel Unruhe verbunden, wenn dort ein Hengst stehen würde. Next Desert stand ja auch weiter im Westen. Ich habe übrigens größte Hochachtung vor den Züchtern, die warten können. Vielleicht schreiben wir heute die Hengste oft zu schnell ab.

GaloppOnline.de: Sind Sie zufrieden mit der Saison der Wittekindshofer und mit welchen Pferden verbinden Sie die größten Erwartungen für 2010?

Hans-Hugo Miebach: Zwei Gruppesiege, Ostland zähle ich dazu, und Le Big, da muss man doch zufrieden sein. Oft haben wir gute Zweijährige, bei denen man nicht immer damit rechnen kann, dass sie auch noch drei-bzw. vierjährig diese Leistungen abrufen. Meine persönlichen Favoriten sind aktuell Elle Shadow und Nordfalke, wobei natürlich besonders ein Nachkomme der einzigartigen Elle Danzig mich besonders berührt.

GaloppOnline.de: Kein Interview, in dem nicht über die Situation des Deutschen Galopprennsports gesprochen wird. Was sagt jemand, der wie Sie, Herr Miebach, die Geschicke eines Rennvereins seit vielen Jahren lenkt. Wie beurteilen Sie persönlich die aktuelle Situation und wohin wird das Schiff Galopprennsport in den nächsten Jahren aus Ihrer ganz persönlichen Sicht hinsteuern?

Hans-Hugo Miebach: Ich hoffe in eine bessere. Herr Woeste verdient unserer aller Hochachtung, mit welcher Einstellung und Motivation er die Dinge angeht. Ich habe in all den Jahrzehnten schon viele Probleme des Rennsports kennengelernt. Ich glaube, dass die aktuellen der letzten 5 Jahre die schwierigsten sind, die ich persönlich in all den Jahren so wahrgenommen habe. Die Entwicklung der abfließenden Wetten im Internet hat uns geradezu überfahren. Ich hoffe, dass unsere eingeleiteten Maßnahmen greifen.

GaloppOnline.de: Werden Sie mit der Neugestaltung des Deutschen Galopprennsports involviert sein?

Hans-Hugo Miebach: Ich kaufe Anteile, weil ich vom Gelingen der Maßnahme überzeugt bin.

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