Mit H. Gutschow

GaloppOnline.de: Haben Sie den Erfolg von Earl of Tinsdal am letzten Sonntag im Frühjahrspreis des Frankhauses Metzler live in Niederrad verfolgt?

Hannes Gutschow: Das ging leider nicht, in der Nacht zum Sonntag kam bei uns ein Fohlen zur Welt. Da musste ich auf dem Gestüt bleiben.

GaloppOnline.de: Alles gutgegangen mit der Geburt?

Hannes Gutschow: Sehr gut, es kam ein Hengstfohlen von Sholokhov aus der All Our Luck zur Welt.

GaloppOnline.de: Und wo haben Sie am Sonntag die Rennen verfolgt?

Hannes Gutschow: Ich bin nach Hamburg-Bahrenfeld auf die Trabrennbahn gefahren. Dort ist ein Buchmacher.

GaloppOnline.de: Wie haben Sie das Rennen in Frankfurt erlebt?

Hannes Gutschow: Nun, Earl of Tinsdal ist vorne gegangen und ich hatte immer gehofft, dass er nach Hause kommt. So war es dann auch, aber wenn man schon 50 Jahre dabei ist, da weiß man, dass auch kurz vor dem Ziel immer noch ein Räuber kommen kann. Aber Trainer Andreas Wöhler war schon vor dem Rennen sehr zuversichtlich. Er ist ja ein vorsichtiger Mensch, was Prognosen angeht. Aber wenn er Mumm hat, dann liegt er meistens richtig.

GaloppOnline.de: Earl of Tinsdal blieb ungeschlagen, jetzt soll es im Bavarian Classic weitergehen?

Hannes Gutschow: So ist meine Information. Es bietet sich auch an, Earl of Tinsdal hat in München zwei Rennen gewonnen, darunter das Auktionsrennen. Eine gewisse Vorliebe für den Münchner Kurs scheint er zu haben

GaloppOnline.de: Und dann kommt das Derby?

Hannes Gutschow: Soweit sind wir noch lange nicht. Aber es wäre natürlich schön, wenn wir in Hamburg im Blauen Band einen Starter hätten. Es wäre der erste Derby-Starter für die Gutschows.

GaloppOnline.de: Sind Sie allein der Besitzer von Earl of Tinsdal?

Hannes Gutschow: Nein, nicht alleine. Meine Tochter Jana, meine Ehefrau Gisela und eine Freundin meiner Frau gehören dazu.

GaloppOnline.de: Die Frage muss ja kommen, ist Earl of Tinsdal und somit einer der Mitfavoriten für das Deutsche Derby auf dem Markt?

Hannes Gutschow: Nein, wir sind zwar ein marktorientiertes Gestüt, aber in diesem Fall und jetzt ist der Hengst nicht auf dem Markt. Als Jährling habe ich Earl of Tinsdal auf der BBAG-Herbst-Auktion angeboten, da ging es nur bis zu 7.000 Euro. Niemand wollte ihn haben.

GaloppOnline.de: Und warum verkaufen Sie jetzt nicht?

Hannes Gutschow: Ganz einfach, die Frauen wollen nicht. Wir hatten bereits im letzten Herbst Angebote für Earl of Tinsdal bekommen, aber er war schon damals nicht mehr zu kaufen. Es ist auch jetzt kein Thema.

GaloppOnline.de: Earl of Tinsdal stammt von Black Sam Bellamy, der damals im Gestüt Fährhof stand. Wie kam es dazu, das sie Earthly Paradise für Black Sam Bellamy buchten?

Hannes Gutschow: Es ist dieser Erfolgscross, den ich immer wieder gesucht habe. Dashing Blade-Stuten mit Söhnen von Sadler’s Wells. Das passt sehr, sehr gut zusammen. Da Black Sam Bellamy in Fährhof stand und dort sehr nette Leute arbeiten, habe ich Earthly Paradise zu diesem Sadler’s Wells-Sohn geschickt. Die Hengstlinie von Sadler’s Wells lebt auf hohem Niveau immer weiter. Am letzten Samstag siegte Frankel in den 2000 Guineas, er ist über seinen Vater Galileo ein Enkel von Sadler‘s Wells.

GaloppOnline.de: Vor wenigen Wochen kam ein Bruder von Earl of Tinsdal zur Welt. Der Vater ist wieder ein Sadler’s Wells-Sohn?

Hannes Gutschow: Genau, es ist Sholokhov. Und Aktuell ist die Mutter von Earl of Tinsdal in England, wurde von New Approach im Dalham Hall Stud gedeckt.

GaloppOnline.de: Sheikh Mohammeds Epsom Derby-Sieger ist kein Hengst für den kleinen Geldbeutel?

Hannes Gutschow: Wie erwähnt sind wir ein marktorientiertes Gestüt. Sie können heute nur noch Pferde verkaufen, wenn sie entsprechende Papiere haben. Wir haben drei Stuten, da können wir uns diese Investition erlauben. Unsere Rechnung ist meistens aufgegangen, wir leben seit 50 Jahren von der Pferdezucht.

GaloppOnline.de: Bieten Sie ihre Pferde auf den Auktionen an?

Hannes Gutschow: Selten, meistens werden Sie bei uns von der Koppel gekauft. Wir haben mittlerweile viele Fans, die uns die Pferde zeitig abkaufen.

GaloppOnline.de: Wie zum Beispiel Manuela Sohl, die Besitzerin von Ever Strong, der am letzten Sonntag in Düsseldorf in zukunftsträchtiger Manier siegte?

Hannes Gutschow: Ja, Frau Sohl ist eine treue Kundin. In ihren Farben siegte Easy Way im Zukunfts-Rennen, wurde aber leider von der Rennleitung disqualifiziert. Frau Sohl hat schon einige sehr gute Pferde bei uns gekauft.

GaloppOnline.de: Ein Jährling von Arc-Sieger Hurricane Run und somit ein Halbbruder von Ever Strong tummelt sich auf den Koppeln in Kerbella. Sind schon Interessen an den jungen Burschen dran?

Hannes Gutschow: Ich denke, er steht kurz vor dem Verkauf.

GaloppOnline.de: Was kostet solch ein Jährling?

Hannes Gutschow: Darüber spreche ich nicht.

GaloppOnline.de: Wie geht es mit Ever Strong weiter?

Hannes Gutschow: Wir Hamburger sagen: „immer sutsche“. Das heißt auf deutsch: Immer schön langsam. Ich könnte mir vorstellen, dass Ever Strong ein Auktionsrennen bestreiten wird. Bis 2000 Meter kommt er sicherlich.

GaloppOnline.de: Auf wessen Liste steht in diesem Jahr Ever Strongs Mutter?

Hannes Gutschow: Sie wird von Areion gedeckt. Für mich ist der jetzt in Auenquelle stationierte Hengst der Nachfolger von Big Shuffle. Das habe ich aber bereits früher gesagt, nicht seit er im letzten Jahr Champion wurde. 2010 waren allein aus unserem Gestüt vier Stuten bei Areion. Als Züchter ist es gut, wenn man gewisse Dinge vorausahnt.

GaloppOnline.de: Die famose Mi Emma steht ja auch bei Ihnen auf Kerbella. Wie geht’s es ihr?

Hannes Gutschow: Sehr gut, sie hat hier nach Soldier Hollow abgefohlt und ist dann nach Irland zur Bedeckung gereist. Ihr Partner ist Duke of Marmalade.

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