GaloppOnline.de:
Wie kam es zu Ihrem Engagement als Stalljockey bei Erika Mäder?
Gary Hind:
Ich habe im vergangenen Jahr schon den einen oder anderen Sieger für sie geritten, als ich in Deutschland war. Es lief damals sehr gut, auch zwei Gruppe-Rennen konnte ich gewinnen (Anm. d. Red.: Mit Soave den Großen Buchmacher Springer-Sprint-Preis und mit Terre de L´home den Preis der Deutschen Einheit). Während meiner Zeit in Dubai schickte mir Rüdiger Alles eine Email. Ich habe mich ohnehin mit der Frage beschäftigt, was ich im Sommer machen sollte. Wenn man in England keinen Stall hinter sich hat, ist es schwer. Ich habe eine neue Herausforderung gesucht. Deutschland ist eine gute Chance. Ich habe dann mit Rüdiger gesprochen und wir wurden uns einig.
GaloppOnline.de:
Sie hatten aber auch ein Angebot aus Singapur. Warum haben Sie Deutschland Asien vorgezogen?
Gary Hind:
Ich hatte mir diese Option zunächst noch offen gehalten. Singapur ist ein toller Platz für einen Jockey. Ich habe mich mit einigen Kollegen unterhalten, wie Gary Carter oder Darryl Holland, doch letztlich war ausschlaggebend, dass dort nur einmal in der Woche Rennen stattfinden. Auch die Kosten im täglichen Leben sind in Singapur ziemlich hoch. Ich habe mich per Fax bedankt und abgesagt. Mein Stall aus Dubai (Anm. d. Red.: Trainer Alan Smith) hätte in Singapur eigentlich zwei Starter gehabt, aber wegen SARS wurde das storniert.
GaloppOnline.de:
Mit Ransom O´War, dem Zweitplatzierten aus dem Preis des Gestüts Wiesenhof, steht auch ein hoffnungsvoller Dreijähriger zur Verfügung. Wie sehen Sie seine Möglichkeiten?
Gary Hind:
Ich habe Ransom O´War schon in der Arbeit geritten. Ein sehr interessantes Pferd. Gemeinsam mit Lutz Mäder habe ich mir Videos von seinen Starts in England angesehen, als er noch unter der Regie von Mark Johnston antrat. Um einen Klassiker zu gewinnen, muss er sich natürlich weiter steigern. Die großen Ställe sind in diesen Prüfungen natürlich schwer zu schlagen. Die Vorbereitung läuft jedenfalls bei uns sehr gut.
GaloppOnline.de:
Wie häufig kommen Sie nach Deutschland?
Gary Hind:
Jedes Wochenende komme ich nach Deutschland. Ich habe mein Wort gegeben. Erika Mäder hat ein tolles Team, von den Erfahrung eines Lutz Mäder im deutschen Rennsport kann ich nur profitieren.
GaloppOnline.de:
In England scheinen Sie ziemlich out. Am Montag hatten sie am Bank Holiday Day mit sieben Bahnen nur zwei Ritte in Newcastle. Warum ist ein Mann wie Sie mit über 800 Erfolgen auf der Insel so wenig beschäftigt?
Gary Hind:
Im englischen Rennsport hat sich sehr viel verändert. Viele Jockeys bleiben jetzt auch über Winter zu Hause, wir haben sehr viele Auszubildende, die in den Sattel steigen. Und es gibt immer mehr kleine Quartiere mit 15 bis 40 Pferden. Diesen Ställen steht auch weniger Geld zur Verfügung. Ich bin erst in der letzten April-Woche aus Dubai zurückgekommen. Und dann hat John Gosden Newmarket verlassen, ein Stall mit 200 Pferden, hat jetzt an anderer Stelle ein privates Trainingszentrum. In der Morgenarbeit reite ich zur Zeit nicht.
GaloppOnline.de:
Dubai scheint fast so etwas wie eine zweite Heimat für Sie geworden zu sein. Werden Sie wieder im Wüstenemirat reiten?
Gary Hind:
Ich war jetzt zweimal Champion in Dubai, habe auch in Bahrein und Qatar den Titel geholt, hatte einen tollen Stall im Rücken. Ende Oktober möchte ich dort wieder in den Sattel steigen. Man hat in Dubai schon ein sehr angenehmes Leben, hat auch viel Zeit für sich.
GaloppOnline.de:
Haben Sie eigentlich Kontakt zu Jimmy Quinn, der ja einige Monate hier tätig war?
Gary Hind:
Als ich mit 16 Lehrling war, hatte Jimmy seinen ersten Job als Jockey. Er ist einer der wenigen Reiter, die mich während meiner Dubai-Zeit angerufen haben.
GaloppOnline.de:
Werden Sie auch in Zukunft zwischen England und Deutschland pendeln?
Gary Hind:
Ja, ich wohne mit meiner Frau in Newmarket. Reisen ist kein Problem, In England muss man täglich viel fahren. Ich wohne nur eine halbe Stunde vom Flughafen entfernt. Wir haben auch ein Haus in Prag. Da tut man sich nicht leicht, nach Deutschland zu ziehen.
GaloppOnline.de:
Haben Sie schon eine bevorzugte Bahn in Deutschland?
Gary Hind:
Ich war am vergangenen Sonntag sehr beeindruckt von der Rennbahn in Köln, konnte auch mit Herrn Baron von Ullmann sprechen. Es gibt hier sehr viele schöne Bahnen, auch vom Umfeld, mit großem Baumbestand außenherum. Das ist ähnlich wie in England.
GaloppOnline.de:
Wie läuft Ihr Management in Deutschland?
Gary Hind:
Jens Hirschberger ist mein Manager. Er informiert mich regelmäßig per E-Mail. Wir wollen uns noch in diesen Tagen treffen. Ich kann 53 Kilo reiten, nach Ansprache auch 52.
GaloppOnline.de:
Wie halten Sie sich fit?
Gary Hind:
Vor allem durch Golf spielen. Da passt es natürlich, dass Krefeld eine tolle Anlage hat. Ich bin auch großer Fußball-Fan. Mein Verein ist Middlesborough. Selbst spiele ich allerdings nicht, da das Verletzungsrisiko doch sehr hoch wäre.
GaloppOnline.de:
Welche Verdienstmöglichkeiten sehen Sie für Jockeys in Deutschland?
Gary Hind:
Andreas Suborics und Andrasch Starke haben schon sehr gute Jobs, verdienen gutes Geld und können anständig leben. Deutschland kommt zugute, dass die Zucht einen enormen Sprung vollzogen hat.
GaloppOnline.de:
Haben Sie im Jockey-Kreis schon Freundschaften geschlossen?
Gary Hind:
Auf meinen Reisen habe ich viele getroffen, wie Lennart Hammer-Hansen, Andrasch Starke, Andreas Suborics und Filip Minarik.
GaloppOnline.de:
Was waren Ihre größten Erfolge bzw. die besten Pferde, die Sie bislang geritten haben?
Gary Hind:
Ich habe circa 800 Rennen gewonnen. Der wichtigste Sieg war die Racing Post Trophy mit Medaaly 1996. In diesem Gruppe I-Rennen haben wir mit Benny the Dip den Derbysieger geschlagen. Weitere Klassepferde waren Halling, den ich schon als Maidenpferd geritten habe, Presenting, Flemensfirth, ein vielfacher Gruppe- und auch Gruppe I-Sieger, oder Decorated Hero, den ich zwei- bis vierjährig geritten habe, und Leger-Sieger Shantou, auf dem ich in einer der besten King George saß. Es siegte Swain, Zweiter war Helissio, Vierter Singspiel. Wir sind auf der weichen Bahn außen gegangen, leider geriet mein Pferd ziemlich gegen die Rails. In Baden-Baden habe ich mit Cezanne, der später die Irish Champion Stakes an sich brachte, ein Gruppe III-Rennen gewonnen. Im Training saß ich auch auf Lammtarra. Ich habe immer Glück gehabt.
GaloppOnline.de:
Können Sie sich später auch einen Wechsel ins Trainerlager vorstellen?
Gary Hind:
Trainer haben aus meiner Ansicht einen sehr schweren Job, stehen enorm unter Druck. Und dann ist es immer schwieriger, gutes Stallpersonal zu bekommen. Ich bin in meinem Job als Jockey sehr glücklich, komme in die verschiedensten Länder.