Mit G. Sch?ningh

GaloppOnline.de: Wie laufen die Vorbereitungen für die Saison. Steht das Jahresprogramm 2011 endgültig und wie sieht es im Vergleich zum Vorjahr aus?

Gerhard Schöningh: Wir erhöhen die Zahl der Renntage von 9 auf 10, die Rennpreise von 705.000 auf 969.000 Euro. Der Große Preis von Berlin am 24. Juli das erste Gruppe I-Rennen in Hoppegarten, mit 175.000 Euro ist es das vierthöchst dotierte deutsche Rennen.

Daneben sind das Diana-Trial am Pfingstsonntag, in 2010 nach 2009 wieder das Stutenrennen mit dem besten Rating in Deutschland, und der Westminster Preis der Deutschen Einheit mit erstmals 75.000 Euro die Gruppe-Highlights. Westminster hat den Ehrgeiz, mit einer Dotierung, die über der der meisten Gruppe- II- Rennen liegt, auch sportlich dahin zu kommen.

Hoppegarten ist eine Bahn des Spitzensports, aber auch des attraktiven ‚Basissports’. Daher investieren wir auch in hoch dotierte Handicaps. Am Grossen Preis-Tag gibt es einen Top-Ausgleich I über 1800 Meter mit 80.000 Euro, wir werden an den grossen Tagen ausserdem acht Superhandicaps mit Dotierungen von 12.000 bis 22.000 Euro haben.

Vier Ausgleiche IV, einen Ausgleich III, drei Ausgleiche II. Wir hoffen auf große Felder und attraktive Viererwetten. Die Sprintserie über 1200 m mit Finale am 3. Oktober, acht Vorläufen und einem Halbfinale ist nahezu unverändert, wir haben zwei Ausgleiche IV und einen Ausgleich II über 1400 Meter Gerade Bahn als attraktive zusätzliche Möglichkeiten für die Sprinter geschaffen.

GaloppOnline.de: Vor allem durch Ihren Namen steht Hoppegarten für innovative Bewegungen. Sind Sie mit dem aktuellen Stand zufrieden oder möchten Sie das Tempo lieber erhöhen?

Gerhard Schöningh: Ich bin ein ungeduldiger Mensch und daher mit dem aktuellen Stand nicht immer zufrieden, manchmal zum Leidwesen meiner Mitarbeiter.

GaloppOnline.de: Risiken einzugehen zählte schon früher als Finanzdienstleister zu ihrem Job. Wie hoch waren oder sind immer noch die Risiken, die Sie in Hoppegarten eingegangen sind.

Gerhard Schöningh: Ich glaube an den Markt für Galopprennen in Berlin-Brandenburg, ohne jede Abstriche, und wir sind auf einem guten Weg, diesen zu erschließen. Am meisten Sorge machen mir die Rahmenbedingungen des Wettgeschäfts. Was Themen wie eine klare, schlüssige Positionierung unseres Sports und ein gezieltes Lobbying angeht, sind wir weit hinter anderen Sportarten.

Unsere Wettprodukte, die Fernsehbilder und unser Vertriebsnetz haben große Defizite, ebenso die Medien- und besonders Fernsehpräsenz. Ich hoffe sehr, dass das DVR beim Angehen dieser Probleme seine bisherige Form stark verbessert.

GaloppOnline.de: Sie sind Eigentümer der Rennbahn in Hoppegarten, in Baden-Baden ist eine Privatisierung der Anlage über die Bühne gegangen. Krefeld ist lediglich Betreiber der Rennen, nachdem die Stadtnahe „Bau GmbH“ als Eigentümer auftritt. Ist dies das Zukunftsmodell, können die Bahnen heirzulande auf Dauer nur so überleben?

Gerhard Schöningh: Entscheidend ist, dass die Rennbahnen einen finanzstarken Betreiber haben, der die richtigen Produkte für Besucher, Wetter und Unternehmenspartner entwickelt und vermarktungsstark ist. Viele andere Sportarten machen das vor. Natürlich gibt es auch gut geführte, gemeinnützige Rennvereine, aber das Engagement eines Betreibers, der in der Regel sicher größere Mittel und mehr Zeit investiert, ist im Durchschnitt sicher erfolgsversprechender.

GaloppOnline.de: Wie sieht die Bilanz des letzten Jahres in Hoppegarten aus?

Gerhard Schöningh: Sehr positiv. Wir hatten bei der gleichen Anzahl von Renntagen ein Besucherplus von 16 Prozent und ein Plus beim Wettumsatz pro Rennen von 22 Prozent. Das war die höchste Steigerung aller deutschen Großbahnen, nach Umsatz pro Rennen lagen wir 2010 an vierter Stelle, im Jahr davor noch an sechster.

Die Entwicklung bei Eintrittsgeldern, Sponsoring- und Hospitality-Verkäufen sowie beim Catering war ebenso positiv. Sportlich hatten wir in den vier Grupperennen – zwei davon Teile des Badener Frühjahrsmeetings – mit Vanjura, Amico Fritz, Night Magic und Russian Tango wirkliche Spitzenpferde am Start.

GaloppOnline.de: Die letzte Saison hatte allein schon mit dem Super-Renntag und zwei Gruppe-Rennen an einem Tag sowie dem Empfang im Berliner „Hotel de Rome“ am Vorabend Hoppegarten tatsächlich in altem, sprich neuem Glanz erstrahlen lassen. Wird es in diesem Jahr ein ähnliches „Superwochenende“ in Hoppegarten geben oder auch die erfreulichen „Hoppegarten—Empfänge und Veranstaltungen in Baden-Baden?

Gerhard Schöningh: Eine ähnliche Veranstaltung am Samstag-Abend vor Pfingsten wird die beiden Renntage unseres Pfingstmeetings einrahmen, wir sind in Gesprächen über eine sehr attraktive Lokation. Am Abend vor dem Großen Preis am Sonntag, dem 24. Juli wird es einen Empfang geben und wir werden auch wieder in Baden-Baden präsent sein. Berlin hat ein hochattraktives touristisches Umfeld und uns ist wichtig, mit solchen Veranstaltungen unsere Besucher auch außerhalb der Rennbahn zusammenzubringen.

GaloppOnline.de: Wie läuft es in Hoppegarten aktuell auf dem Sponsorensektor. Gibt es einen Mäzen für das Gruppe-I-Rennen (Großer Preis von Berlin), das erstmals in Hoppegarten gelaufen wird?

Gerhard Schöningh: Auch 2011 werden wir wie in 2010 die Abschlüsse deutlich erhöhen, wir sind auf einem guten Weg. Zu dem Gruppe-Rennen möchte ich im Moment nichts sagen. Das Rennen wurde übrigens 1888 in Hoppegarten gegründet und die 121. Austragung ist seit 1944 die erste in der alten Heimat.

GaloppOnline.de: Wie empfinden Sie nach den ersten Jahren Ihres Engagements die Akzeptanz der Berliner Bürger zu den Hoppegartener Rennen?

Gerhard Schöningh: Die Akzeptanz steigt, doch wir haben das Potenzial der Hauptstadtregion noch nicht annähernd ausgeschöpft.

GaloppOnline.de: Wie sehen Sie die Entwicklung der Hoppegartener Trainingszentrale?

Gerhard Schöningh: Die freut mich sehr. Mit Vanjura wurde nach Antara zum zweiten Mal die beste deutsche Stute ihrer Generation von Roland Dzubasz in Hoppegarten trainiert. Dass die Besitzer seine Arbeit honorieren, sehen Sie daran, dass die Hälfte seiner Pferde Zweijährige sind, auch aus großen Quartieren. Dann freut mich der Gruppe III-Sieg von Gereon, Christian Zschache hat eigentlich in jedem Jahr ein beachtliches Pferd in seinem kleinen Stall.

Und natürlich freut mich das Engagement von Marian Ziburskes Westminster Race Horses, die mit ca. 15 Zweijährigen bei Trainer Hardy Hötger starten. Als Rennsportfan und Unternehmer mit einem klaren brandenburgischen Profil freue ich mich enorm, dass Herr Ziburske für Hoppegarten Feuer gefangen hat und den Sport als Sponsor, Besitzer und Züchter in so großem Maße unterstützt. Im Übrigen haben wir fünf Zweijährigenrennen ausgeschrieben, über 1000, 1200 und 1400 m der geraden Bahn – für diese Pferde wurde sie ja gebaut.

GaloppOnline.de: Ein Jahr nach German Racing und ein Jahr nach Baden Racing. Wie sieht Ihre persönliche Prognose für diese beiden wichtigen Neugründungen im deutschen Turf aus. Wurden die richtigen Signale gesendet?

Gerhard Schöningh: Bei German Racing stecke ich nicht so in den Details, Baden Racing verfolge ich natürlich mit großem Interesse. Der Neustart nach so kurzer Vorbereitungszeit war sehr gut, der Fokus auf Wettinnovationen gut.

GaloppOnline.de: Es kam in den letzten Jahren zu einigen Personalwechseln. Vor einigen Wochen kam es zur Trennung mit dem langjährigen Rennkommentar Hartmut Faust, was die Wellen allein aus emotionalen Gründen recht hoch schlagen ließ. Was waren die Gründe für die Trennung?

Gerhard Schöningh: In den Rennkommentar möchten wir neuen Schwung bringen. Herr Faust wird weiterhin Handicapper in Hoppegarten sein, über eine eventuell weitergehende Tätigkeit reden wir mit ihm.

GaloppOnline.de: Würden Sie gerne mehr Einfluss auf die Politik des deutschen Rennsports nehmen?

Gerhard Schöningh: Am liebsten ist mir, wenn Andere die richtigen Lösungen finden, ohne dass ich dort Zeit investiere, aber leider ist das nicht immer so.

GaloppOnline.de: Haben Sie Ihr Investement und Engagement in Hoppegarten eigentlich schon einmal bereut?

Gerhard Schöningh: Ich wiederhole meine Antwort vom Oktober 2010: Wie bei jedem großen und unsicheren Projekt gibt es Momente des Zweifels, insgesamt überwiegt aber die Freude über das bisher Erreichte und über das Potenzial, was wir für die Zukunft haben.

GaloppOnline.de: Zu Ihren Engagements als Züchter und Besitzer. Wie sieht der aktuelle Pferdebestand in Zucht und Rennstall aus?

Gerhard Schöningh: Bei Henry Cecil habe ich je drei Dreijährige und drei Zweijährige, darunter mit einer Nayef-Stute aus der Brisk Breeze das erste Produkt aus eigener Zucht, außerdem den hoffnungvollen vierjährigen Channel Squadron ein rechter Bruder des Top-Stehers Septimus. Meine beiden Mutterstuten sind im Cliff Stud in Yorkshire.

GaloppOnline.de: Sie ließen auch zu einer Zeit bei Henry Cecil Pferde trainieren, als es dort nicht so rund lief. Inzwischen ist dieses Quartier wieder absolute Spitze und mit Frankel wird dort ein neues „Jahrhundertpferd“ trainiert. Wie sieht ihr Kontakt heute zu Henry Cecil aus?

Gerhard Schöningh: Henry ist ein guter Freund, dessen Talent, Leichtigkeit und Tapferkeit ich sehr bewundere und dessen Comeback mich ungeheuer freut. Dies hat allerdings auch einen Nachteil: Da Henry heute wieder Topmaterial hat, ist es weniger wahrscheinlich, dass meine Pferde die Cracks des Stalles werden.

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