Mit G. Sch?ningh

GaloppOnline.de: Wie lautet Ihr ganz persönliches Resumee, wenn sie die letzten eineinhalb Jahre ihres Engagements Hoppegarten Revue passieren lassen? Auf welchen Schwerpunkten lag und liegt ihr Hauptaugenmerk ihrer Aktivitäten?

Gerhard Schöningh: Es war für mich im März 2008 eine Herzensangelegenheit, meinen Hut in den Ring zu werfen.Ich hätte mir Vorwürfe gemacht, wenn ich dies nicht getan hätte. Hoppegarten war ein Opfer der deutschen Teilung, indem es die besten Pferde und Rennen verlor. Ausserdem wurde die Bahn von der Hälfte ihres Einzugsgebietes, dem alten West Berlin, mit ca. 2,3 Mio Menschen abgeschnitten. Zum Glück hielten der Bahn die Menschen in Brandenburg und im Osten Berlins die Treue.

Eine Bahn mit einer solchen Geschichte wieder zur alten Bedeutung zu führen, dieses Potenzial wieder wachzurütteln ist eine Mammutaufgabe, wie sie spannender nicht sein kann. Ich bin überzeugt davon, dass wir mit unserer Politik auf einem guten Weg sind. Ob Besucherzahlen + 42 % (Wir zählen übrigens in Hoppegarten akkurat, das sind keine Schätzungen), Bahnumsatz +26 %, die erstmals seit Jahren positive Berichterstattung in den Medien oder die umfangreichen Rennovierungsarbeiten in und an den Gebäuden, die Trainierbahn hat einen Topstandard und wir werden alles Menschenmögliche tun, um die Bahn weiterhin nach vorne zu bringen.

GaloppOnline.de: Wann waren Sie erstmals auf der dortigen Bahn?

Gerhard Schöningh: Vor etwas zwanzig Jahren, drei Wochen vor dem Fall der Mauer. Damals schon war ich von der Einzigartigkeit dieser Anlage fasziniert. Sie verfügt über das beste Potenzial, was ich in Deutschland gesehen habe.

GaloppOnline.de: Es gab in den vergangenen Wochen Presseartikel, das der erfolgreichste Trainer in Hoppegarten Roland Dzubasz sich mit Abwanderungsgedanken trägt. Haben Sie Verständnis für das Suchen neuer Herausforderungen, z.B. Frankreichrennen statt Deutschlandengagements, wie es auch viele andere deutsche Trainer praktizieren, zumal die Diskrepanzen des Rennpreisniveaus dies und jenseits des Rheins oder fehlende Startoptionen, die Unternehmen der Berufstrainer dazu zwingen?

Gerhard Schöningh: Ich verstehe natürlich die Situation der Trainer. Doch ich wiederhole mich andererseits gerne: In diesem Jahr haben wir die Rennpreise bereits um fast 50% auf 600.000 Euro angehoben, wir haben neun Renntage statt sieben in 2007. Bei den Rennpreisen der Basisrennen sind wir bei den Dauerveranstaltern auf einem führenden Niveau, wir haben ein Gruppe II-Rennen neu im Programm.

Wir arbeiten hart an einer weiteren Verbesserung der Situation, nur wird dies nicht in einem grossen Kanll erfolgen, das habe ich immer und immer wieder betont. Ich verfolge die Politik, das alles auch wirtschaftlich vertretbar und nachhaltig sein muß. Und es macht überhaupt keinen Sinn, die Renntage zu verdoppeln, um im nächsten Jahr zurückzurudern. Wir sind erfolgreich aus den negativen Schlagzeilen herausgekommen, und da möchte ich auch nicht wieder rein.

Es hat sich vieles zum Positiven verändert seit sie angetreten sind. Neuestes Beispiel ist die Kooperation zwischen dem 1.FC Union Berlin und der Rennbahn Hoppegarten.

Die Idee stammt von unserem Marketingmitarbeiter Florian Dreier, der auch schon in der Sportvermarktung beim 1. FC Köln Erfahrungen gesammelt hat. Fußballgebegeistert wie er ist, hat er einen guten Draht zum 1.FC Union Berlin hat. Berlin sieht sich bekanntlich auch als Sporthauptstadt.

Da liegt es nahe, die Vereine dem Rennsport näher zu bringen, dafür bietet sich die Galopprennbahn als ideale Plattform an, ob für Fans, Spieler oder Unternehmenspartner. Dabei stehen wir allerdings noch am Anfang mit dieser Kooperation. Weitere Pläne liegen in der Schublade.

Wie wollen uns mit dem aufstrebenden 1.FC Union Berlin besser vernetzen, soll heißen es werden Eintrittskarten, die für den Fußball gelten auch für den Renntag am Samstag Gülltigkeit haben, sogenannte 2 for 1-Tickets. Daneben wirbt der Fußball auch auf der Galopprennbahn, so dass wir den Fans dem jeweils anderen Sport näher bringen.

GaloppOnline.de: Auch in der Presse-und Öffentlichkeitsarbeit gibt es verstärkt Bestrebungen den Namen Hoppegarten auch überregional wieder in den Medien regelmäßig zu positionieren. Hat man in diesem Zusammenhang auch gezielt Artikel an die Redaktionen lanciert, die das Bild dieser einzigartigen Rennbahn wieder verstärkt in den Fokus der Öffentlichkeit bringen sollen?

Gerhard Schöningh: Lanciert haben wir nichts. Doch ist der Name Hoppegarten nachwievor in den Köpfen der Leute verankert. Hier rufen Medienvertreter an, die neugierig sind und wir versuchen den Journalisten gute Inhalte zu liefern. Das fängt mit griffigen Schlagzeilen an und hört bei Stars zum Anfassen auf. Wir möchte die Personen verstärkt vorstellen, die für den Sport stehen wie zuletzt Peter Schiergen, Andreas Suborics oder Katharina Werning. Das heißt auch im Winter den Pressevertretern und der Öffentlichkeit Themen anbieten. Einige Medienvertreter haben richtig Feuer gefangen. Ich schätze mal, dass wir die Veröffentlichungen und Publikationen in diesem Jahr gegenüber dem Vorjahr verdreifachen konnten.

GaloppOnline.de: Sie leben in London, einer Weltstadt mit zahlreichen Galopprennbahnen in der Umgebung. Nutzt Gerhard Schöningh auch privat die Gelegenheit, die Rennen vor Ort zu schauen bzw. gibt es noch andere Sportarten, die Sie faszinieren?

Gerhard Schöningh: Ich hätte gerne mehr Zeit, um meine Pferde in Newmarket bei Henry Cecil zu sehen oder auf die Rennbahn zu gehen. Früher konnte ich das deutlich öfter! Aber es ist schon so, das der Galopprennnsport für mich enorm wichtig ist. Für andere Sportarten habe ich weniger Interesse.

GaloppOnline.de: Wie bewerten Sie die Stellung des Rennsports auf der Insel im Vergleich zu Deutschland?

Gerhard Schöningh: Insgesamt hat der Engländer eine tief verwurzelte Tradition und Liebe zum Galopprennsport. In einer normalen Tageszeitung sind den Rennen routinemäßig zwei Seiten im Sportteil gewidmet. Außerdem ist der Rennsport wesentlich besser vermarktet als bei uns. Davon konnte ich auch für Hoppegarten einiges lernen.

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