GaloppOnline.de: Das letztjährige Derby-Meeting hat dem Renn-Club im wahrsten Sinne des Wortes die Bilanz verhagelt. Wie wollen Sie aus dem Tief wieder herauskommen?
Franz-Günther von Gaertner: In der Tat hatten wir einen Jahresfehlbetrag von 295 000 Euro. Noch haben wir keine Schulden, doch ist klar, dass wir uns nicht noch einmal ein solches Ergebnis leisten können.
GaloppOnline.de: Wie wollen sie gegensteuern?
Franz-Günther von Gaertner: Zunächst einmal ist festzuhalten, dass uns im vergangenen Jahr das Wetter schwer getroffen hat. Es hat fast an jedem Renntag gestürmt und geregnet, in der Folge hatten wir zahlreiche Nichtstarter zu beklagen. Außerdem hat uns die Fußball-Weltmeisterschaft arg gestört. Letztere findet nicht mehr statt, und beim Wetter können wir nur das Beste hoffen. Deshalb kalkulieren wir sehr sparsam mit dem Ergebnis des Vorjahres.
GaloppOnline.de: In Baden-Baden hatte man im Frühjahr einen weitaus größeren Einbruch zu verzeichnen als ohnehin schon befürchtet.
Franz-Günther von Gaertner: Das hat uns schon sehr beeindruckt, insbesondere, dass die Außenwette so stark zurückgegangen ist.
GaloppOnline.de: Sicherlich eine Folge des Zwistes mit den Buchmachern.
Franz-Günther von Gaertner: Ich bin in die engeren Gespräche nicht involviert, aber sie gehen augenscheinlich nicht richtig voran. Vielleicht ist auch nicht immer geschickt verhandelt worden.
Man muss sicher beide Seiten berücksichtigen, und auch die Argumente der Buchmacher ergeben ihren Sinn. Eines ist ganz klar: Wir können während der Derby-Woche nicht auf das Geld der IFEB-Mitglieder verzichten und werden alle Anstrengungen unternehmen, um das sicherzustellen. Wenn die Bilder abgeschaltet werden sollten, können wir das für uns nicht akzeptieren.
Der Vorstand des Hamburger Renn-Clubs ist in der Verantwortung, das negative Ergebnis des Vorjahres zu korrigieren. Wir waren immer solidarisch und erwarten uns bei unserer Handlungsweise volle Unterstützung.
GaloppOnline.de: Das könnte bedeuten, dass der Hamburger Renn-Club einen Weg geht, den das Direktorium nicht gut heißen würde.
Franz-Günther von Gaertner: Die Einnahmen von den IFEB-Mitgliedern sind pro Jahr für uns ein sechstelliger Euro-Betrag. Es ist doch nur logisch, dass wir dieses Geld dringend benötigen.
GaloppOnline.de: Sie haben in diesem Jahr die Rennpreise gekürzt.
Franz-Günther von Gaertner: Sehr maßvoll. Im unteren Bereich ist der Ausgleich IV von 9000 auf 8500 Euro heruntergegangen. Damit haben wir in dieser Klasse unverändert die höchste Grunddotierung aller deutschen Rennbahnen. Das eine oder andere größere Rennen haben wir gleichfalls zurückgeschraubt. Es ist offensichtlich, dass wir für den Idee-Hansa-Preis in absehbarer Zeit keinen Gruppe I-Status bekommen. Da haben wir etwa für dieses Rennen die Konsequenzen gezogen.
GaloppOnline.de: Wie sieht es auf dem Sponsorensektor aus?
Franz-Günther von Gaertner: Wir sind nicht unzufrieden. Es gibt natürlich das eine oder andere Unternehmen, das aus wirtschaftlichen Gründen abgesagt hat. Doch das sind Einzelfälle. Neu hinzugekommen sind Hapag-Lloyd, das schon vor einigen Jahren unser Partner war, und die Schwartauer Werke. Insgesamt haben wir während der Derbywoche 22 Veranstaltungen mit fünfzig bis dreihundert Leuten. Es zeigt sich immer wieder, dass die Art unserer Sponsorenbetreuung sehr gut angenommen wird. Die Leute kommen sehr gerne auf die Bahn.
GaloppOnline.de: Der Vertrag mit BMW läuft jedoch aus.
Franz-Günther von Gaertner: Während der Derby-Woche werden Verhandlungen geführt, doch wird eine Entscheidung erst anschließend fallen. Es ist klar, dass Sponsorships heutzutage ganz bestimmten Gesetzmäßigkeiten unterliegen. Doch ist zu betonen, dass die Zusammenarbeit mit BMW in al den Jahren in einer ganz ausgezeichneten Atmosphäre über die Bühne gegangen ist. Und es ist sicher auch ein Vertrauensbeweis, dass der neue BMW 5er am Samstag vor dem Derby exklusiv auf der Horner Rennbahn vorgestellt wird.
GaloppOnline.de: Das Gelände in Horn ist Eigentum der Stadt. Da hat es in der Vergangenheit immer wieder Probleme gegeben.
Franz-Günther von Gaertner: Die Stadt ist vertraglich verpflichtet, die Rennbahn zu pflegen, doch hat sie das in der Vergangenheit nicht in vollem Umfang gemacht. Es sind pro anno in den letzten Jahren um die 80 000 Euro in die Pflege der Bahn geflossen, das kann auf Dauer natürlich nicht so weitergehen.
GaloppOnline.de:Wie könnte eine Lösung aussehen?
Franz-Günther von Gaertner: Es wird seit einiger Zeit eine Erbpachtregelung angedacht. Die Vorstellung der Stadt ist, dass der Hamburger Renn-Club die Bahn voll zur Pflege unter zwei Prämissen bekommt. Zum einen muss die Derby-Woche voll erhalten bleiben. Und zum anderen muss der Park auch außerhalb der Rennwoche der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Das sind Thesen, die wir seit Jahren vertreten.
Wir würden möglicherweise weiteres Gelände für Investitionen in Erbpacht bekommen. Das wäre Grund in der Verlängerung des Hotels, das im Übrigen fabelhaft ausgelastet ist, auch wenn es oft kritisiert wird. Auf diesem Boden könnten Büros und Wohnungen entstehen. Wo jetzt der Derby-Club steht, ist in gleicher Höhe eine feste Halle angedacht, die außerhalb der Rennwoche als Mehrzweckhalle genutzt werden könnte. All dies würde uns Einnahmen bescheren, die zur Pflege der Bahn aufgewendet würden. Im Jahr benötigen wir dafür rund 300 000 Euro. Ich hoffe, dass wir das alles in den nächsten zwei, drei Jahren realisieren können.
Festzuhalten ist, dass die Zusammenarbeit mit der Stadt ausgezeichnet ist. Sie können von uns alles haben, nur kein Geld, sagt uns Wirtschaftssenator Uldall immer wieder. Sollte eine Erbpachtsregelung zustande kommen, würden wir einen symbolischen Euro pro Jahr bezahlen. Natürlich müssen wir vorher einen entsprechenden Investor finden.
GaloppOnline.de: Viele Jahre waren sie auch Präsident des Direktoriums. Die Arbeit dort ist aktuell nicht einfacher geworden, weil halt die Lage schwierig ist. Wie sehen Sie den Stand der Dinge?
Franz-Günther von Gaertner: Die Gesamtsituation bedrückt mich schon mehr. Doch wenn man nicht mehr aktiv ist, dann sollte man sich jeder öffentlicher Kritik enthalten. Ich bin traurig, das ich nicht 15 Jahre jünger bin. Mich würde schon sehr reizen, in Köln noch einmal anzutreten.
GaloppOnline.de: Was würden Sie ändern?
Franz-Günther von Gaertner: Ins Detail will ich an dieser Stelle nicht gehen, aber ich halte eine strukturelle Änderung des Direktoriums auf Dauer für notwendig. Die Vorständer der Besitzervereinigung und auch der BGG sind einfach zu groß, um effektiv arbeiten zu können. Dreiköpfige Vorstände wären ideal, eventuell mit einem Aufsichts- oder Verwaltungsrat. In der Konsequenz gäbe es dann einen dreiköpfigen Direktoriumsvorstand, bestehend aus einem bezahlten Manager, dem Präsidenten der Besitzervereinigung und einem Vertreter der Rennvereine.
GaloppOnline.de: In Hamburg sind Sie noch zwei Jahre im Amt. Wie sehen Sie die Zukunft im Vorstand des Renn-Clubs?
Franz-Günther von Gaertner: In den Monaten nach dem Derby-Meeting werde ich das eine oder andere Gespräch führen. Ich bin sicher, dass wir ein junges Team zusammenbauen werden, in dem heutige Vorstandsmitglieder wie Eugen-Andreas Wahler, Dr. Andreas Jacobs und Dr. Wilhelm Jenkel eine Rolle spielen werden, aber sicher auch der eine oder andere neue Kandidat. So ganz aus der Verantwortung möchte ich mich nicht stehlen, vielleicht gibt es für mich ja noch eine Verwendung in einer Art Aufsichtsrat oder in der Sponsorenbetreuung.