Mit Filip Minarik

GaloppOnline.de: Wie fällt Ihre bisherige Bilanz aus?

Minarik: Es war ganz wichtig, einen guten Start zu haben. Das ist das A und O. Hier war alles bestens organisiert für mich. Mein Manager, ein Assistenztrainer bei einem australischen Coach, hat ausgezeichnete Arbeit geleistet. Ich habe ja nicht einen festen Stall im Rücken, sondern steige für verschiedene Quartiere in den Sattel.

GaloppOnline.de: Hatten Sie sich für den Neujahrstag Chancen ausgerechnet?

Minarik: Ich hatte wirklich gute Ritte. Es war mein bester Tag, kaum etwas ist schief gegangen. Meine Erwartungen wurden erfüllt. Ich hatte in beiden Fällen eine halbe Länge Vorsprung. Das ist in Macau schon viel. Hier wird in jedem Rennen hart gekämpft.

GaloppOnline.de: Wird anders geritten als bei uns?

Minarik: Völlig anders. Gerade beim Peitschengebrauch wird wenig Rücksicht genommen. Ich muss zugeben, dass ich mich da schnell angepasst habe.

GaloppOnline.de: Wie hart ist der Erfolgsdruck?

Minarik: Es hat sich gegenüber früher offenbar viel geändert. Das sieht man auch daran, dass Alessandro Schikora in diesem Jahr nicht richtig ins Geschäft gekommen ist und es auch für Jean-Pierre Carvalho schwer war. Ich hatte das Glück, einen Top-Manager zu bekommen, der keinen Fehler gemacht hat.

GaloppOnline.de: Wie wichtig war Ihr Titel in Deutschland, um in Macau Fuß zu fassen?

Minarik: Das war natürlich eine große Werbung für mich. Ich bin anerkannt worden, habe direkt gute Ritte bekommen. Und der Start bedeutet nun einmal alles hier. Wenn man an den ersten drei Renntagen nichts gewinnt, ist eigentlich die ganze Sache schon gelaufen. Ich habe am zweiten Tag das Hauptrennen an mich gebracht und jetzt umgerechnet rund 130.000 Euro für die Besitzer verdient.

GaloppOnline.de: Lohnt sich die Sache auch finanziell?

Minarik: Man macht sein Geld mit Siegen. Dann bekommt ein Jockey zehn Prozent vom Preisgeld. Bei einem zweiten oder dritten Platz sind es fünf Prozent. Als Vierter oder Fünfter gibt es nichts mehr- Ich habe fast immer acht oder neun Ritte. Die Reitgelder sind gut. Da komme ich auf circa tausend Euro pro Renntag.

GaloppOnline.de: Wie ist der Kontakt zu den Kollegen?

Minarik: Ich habe schnell einen guten Draht bekommen zu Eric Legrix, Brett Doyle und den beiden brasilianischen Jockeys, die in der Statistik vorne sind. Das war kein Problem.

GaloppOnline.de: Wie wohnen Sie in Macau?

Minarik: Ich habe eine Wohnung zusammen mit Alessandro Schikora und seiner Frau. Sie sind ein Wochenende vor mir hierher geflogen. ich bin ihnen sehr dankbar für alles. Sie haben sich um alles gekümmert. Wir haben hier Kabelfernsehen und Internet. Eigentlich habe ich alles auf dem Silbertablett serviert bekommen. Bis zum 28. Februar werde ich hier bleiben.

GaloppOnline.de: Bei ihrem letzten Asien-Trip nach Singapur lief es wesentlich schlechter für Sie. Was ist in Macau anders?

Minarik: Es ist für mich hier viel einfacher als in Singapur. Ich hatte gehofft, dass es gut anlaufen würde. Privat gefällt es mir hier auch. Asien hat mich schon immer interessiert. Ich war auch schon ein paarmal in Hong Kong. in Singapur war das Klima fast unerträglich. Ich war dort auch selten gut drauf.

GaloppOnline.de: Sie reiten nahtlos durch. Wie haben Sie den Stress des Championatskampfes abgeschüttelt?

Minarik: In den ersten beiden Wochen hier bin ich in ein Loch gefallen. Irgendwie war ich müde nach dem Stress beim Titelkampf, der etwa sechs Wochen gedauert hat. Mir hat da auch zunächst die Motivation gefehlt. Aber das ist jetzt anders, nach dem tollen Start bin ich guter Dinge. Urlaub kann ich immer noch machen. Die Rennleitung verhängt hier harte Sperren. Ich rechne damit, dass es mich auch einmal treffen wird. Dann kann ich ein paar Tage Urlaub in Asien machen.

GaloppOnline.de: Was machen Sie hier in Ihrer Freizeit?

Minarik: (scherzt): Es gibt hier ja genügend Casinos und Nightclubs. Ich schaue mir öfters in Hong Kong die Rennen an. Ich war ganz fasziniert, als ich zum ersten Mal die Bahn in Sha Tin gesehen habe. Als nächstes habe ich vor, nach Happy Valley zu fahren. Auch nach China würde ich gerne reisen, um dort einzukaufen. Ansonsten relaxe ich viel am Swimming Pool. Das Essen ist phantastisch. Ich mag die chinesische Küche, aber auch Sushi.

GaloppOnline.de: Haben Sie schon eines der vielen Casinos besucht?

Minarik: Ja, aber gespielt habe ich nicht. Roulette und Black Jack ist nicht mein Fall. Ich habe lieber in Hong Kong ein paar Pferde gewettet. Außerdem lohnt es sich, Christophe Soumillon zu beobachten. Er macht dort unglaublich viel Dampf. Ich glaube, er hat in sechs Wochen achtzehn Rennen gewonnen.

GaloppOnline.de: Wie läuft ein normaler Arbeitstag für Sie ab?

Minarik: Ich arbeite eigentlich nur zweimal in der Woche morgens richtig. Dann bin ich um fünf Uhr auf der Bahn, reite acht bis zehn Pferde. Um acht Uhr bin ich in der Eegel fertig. Um die Organisation kümmert sich mein Manager. Über das Training oder das Handicap-System kann ich noch nicht so viel sagen, da muss ich noch einiges lernen.

GaloppOnline.de: Wie informieren Sie sich für das Geschehen in Deutschland?

Minarik: Ich habe meinen Laptop dabei. Da man hier viel Freizeit hat. bin ich ständig im Internet. Ich lese alle Texte auf GaloppOnline.de, sehe mir auch sämtliche deutschen Rennen über einen Livestream an, das ist bei uns immer nachts.

GaloppOnline.de: Haben Sie auch den Sieg von Encinas aus Ihrem Stall in Dubai mitbekommen?

Minarik: Natürlich, ich habe das Rennen gesehen. Bei uns war da gerade Mitternacht. Und William Mongil ist hier bestens bekannt. Um fünf Uhr morgens, als ich beim Training war, wusste schon jeder von seinem Erfolg.

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