Mit Filip Minarik

GaloppOnline.de: Sie sind ohne einen Erfolg aus Singapur zurückgekehrt. Woran lag das?

Minarik: Ich habe 50mal geritten, war nur einmal Zweiter und fünfmal platziert. Meine Pferde standen am Toto immer sehr hoch, oft sogar über 1000:10. Ich musste alles selbst organisieren, habe viel für Lucky Stables geritten. Hätte Herr Wöhler nicht den Kontakt für mich hergestellt, wäre ich nach zwei Wochen schon zurück gewesen.

GaloppOnline.de: Bereuen Sie den Trip nach Singapur?

Minarik: Nein, das war eine wichtige Erfahrung. Sonst hätte ich ja nach wenigen Wochen schon die Heimreise antreten müssen. Jetzt war ich zwei Monate und eine Woche da. Ich werde auch im nächsten Winter bestimmt wieder im Ausland zu reiten versuchen.

GaloppOnline.de: Ist der Konkurrenzkampf sehr groß?

Minarik: Es gibt drei bis vier gute Jockeys, die übrigen sind nicht besonders talentiert. Aber auch sie gewinnen ihre Rennen. Man sieht sie eigentlich nur im Schlussbogen, wenn sie an einem vorbeiziehen. Es ist in Singapur einfach ein anderes Geschäft. Keiner braucht dich wirklich.

Und wenn man in den ersten Wochen nichts bewegen kann, wird man schnell abgeschrieben. Die Rennen werden ganz anders gelaufen. Die Pferde springen schnell ab, dann wird das Tempo herausgenommen, und es entwickelt sich ein Sprint auf den letzten drei- bis vierhundert Metern.

GaloppOnline.de: Hatten Sie auch Kontakt zu anderen Jockeys?

Minarik: Jockey ist dort ein hartes Geschäft. Man geht da nicht zusammen aus. Darryll Holland ist noch vor Weihnachten gegangen, auch Oscar Urbina war nach zwei Monaten weg. Mit dem Franzosen Miguel Blancpain ist jetzt nur noch ein Ausländer vor Ort, aber er ist auch offiziell eingeladen worden. Mir ist in Deutschland ja aber nichts weggelaufen.

GaloppOnline.de: Wie war das Leben in Singapur? Sind Sie mit dem Klima zurechtgekommen?

Minarik: Singapur ist eine tolle Metropole, und vor allen Dingen eine sehr saubere Stadt. Auf Dauer wollte ich allerdings nicht dort leben. Die Sonne sieht man nur selten. Es regnet eigentlich jeden Tag, mindestens für eine halbe Stunde. Auch bei Regen ist es sehr schwül bei rund 32 Grad. Wenn man wie ich sechs Tage in der Woche arbeitet, fühlt man sich manchmal schon sehr übel. Es kann einem auch schnell langweilig werden.

GaloppOnline.de: Wird in Singapur eigentlich anders trainiert als bei uns?

Minarik: Ganz anders. Die Pferde gehen viel schwimmen und traben. Im allgemeinen sind die Pferde wahnsinnig schlecht. Die Qualität ist eine einzige Katastrophe. Es gibt fünf Renntage im Monat, jeden Freitag und zum Monatsende noch am Samstag oder Sonntag. Und wir Europäer sind nicht sehr beliebt. Das ist schon ein Nachteil.

GaloppOnline.de: Was macht eigentlich Ihr Kollege Peter Braem? Er ist schon länger nicht mehr in Singapur in den Sattel gestiegen.

Minarik: Er macht eine Pause, ich glaube, dass seine Lizenz jetzt auch zu Ende ist. Im übrigen hat man auch in Singapur zunehmend Probleme. Man braucht 1000 Pferde, hat derzeit aber nur 700 zur Verfügung. Die Besitzer und Trainer haben ihre eigenen Jockeys, da fällt nicht viel ab. Einigen Wirbel gab es, als John Sadler, der in Dubai auch einmal für Glad Master verantwortlich war, urplötzlich Singapur verlassen hat, ohne auch nur einen Starter gehabt zu haben. Er ist nach Australien gewechselt.

GaloppOnline.de: Können sich Jockeys denn auf der Bahn relativ frei bewegen?

Minarik: Das ist fast schon ein wenig wie im Knast. Man wird ständig kontrolliert über Chipkarten, steht immer unter Beobachtung. Ich bin auch der Ansicht, dass häufig Pferde zurückgehalten werden. Wenn in einem Rennen drei Favoriten starten, gewinnt auch fast immer einer von ihnen.

GaloppOnline.de: Ihr Start auf der Sandbahn mit drei Siegen am ersten Wochenende war bemerkenswert. Werden Sie jetzt durchreiten?

Minarik: Auf jeden Fall. Ich habe gesagt, ich muss direkt wieder anfangen. Ich musste mir selbst ja auch erst wieder beweisen, dass ich das Reiten nicht verlernt habe. Sehr froh war ich darüber, dass man mich gleich wieder sehr stark unterstützt hat. Für einen Urlaub ist es jetzt zu spät. Wir haben bei Peter Schiergen sehr versprechende Pferde am Stall. Ich denke, dass es ein gutes Jahr wird. Ich möchte jetzt aber keine bestimmten Kandidaten herausgreifen.

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