Mit Filip Minarik

GaloppOnline.de: Sie treten in Kürze ein mehrmonatiges Engagement in Singapur an. Wann geht der Trip los?

Minarik: Ich fliege am nächsten Donnerstag, habe eine Lizenz ab dem 1. Dezember. Mein erster Renntag ist der 5. Dezember. Ich weiß nicht, ob ich da schon Ritte habe. Es sind in Singapur nur fünf Renntage im Monat. Ich habe eine Lizenz bis zum 1. März für insgesamt 15 Renntage.

GaloppOnline.de: Wie kamen Sie an die Lizenz? Wie sind Ihre Kontakte dort?

Minarik: Ich habe mich selbst beworben, beim Direkrorium hat sich Herr Schmanns sehr für mich eingesetzt. Ich musste einen Antrag ausfüllen, alle meine Ergebnisse in Listen- und Grupperennen hinfaxen. Das Comitee hat getagt, und schließlich war ich dabei. Ich wollte schon immer so etwas machen, probiere das jetzt mal. Die Konkurrenz ist allerdings nicht ohne. Und auch Peter Braem hat bislang erst sechs Rennen gewonnen.

GaloppOnline.de: Die Alternative wäre gewesen, über Winter in Deutschland um zumeist karge Geldpreise auf den Sandbahnen zu kämpfen.

Minarik: Im deutschen Rennsport geht es einfach nicht vorwärts. Man muss selbst die Initiative ergreifen, sonst kommt man nicht weiter. ich lebe und atme für und mit dem Rennsport. Was bei uns passiert, macht schon richtig depressiv. Es ist gut, einmal etwas anderes zu sehen. Ich habe Kontakt zu Peter Braem, der schon länger in Singapur tätig ist. Er hat mir auch eine Unterkunft organisiert. Andreas Wöhler hat mit den Lucky Stables einen Besitzer aus Singapur, der dort 100 Pferde sein eigen nennt. Er hat mir die Nummer von dem Racingmanager gegeben. Natürlich muss ich als Freelancer alles selbst zahlen, Unterkunft und Flug.

GaloppOnline.de: Was sind Ihre Ziele?

Minarik: Ich habe kein konkretes Ziel vor Augen. Gerne möchte ich die drei Monate gut überleben, finanziell kein Minus machen und auch auf meine Kosten kommen. Wichtig ist auch, von Leuten wie Darryll Holland, der kürzlich an einem seiner ersten Renntage gleich drei Rennen gewonnen hat, zu lernen. Kontakte spielen eine große Rolle. Darryll ist allerdings auch der einzige Gastjockey, der eine Einladung von einem Trainer hat, voll gesponsert wird.

GaloppOnline.de: Wie kommen Sie mit dem Klima zurecht? In Singapur ist es meist sehr warm, verbunden mit einer hohen Luftfeuchtigkeit.

Minarik: Darin sehe ich kein Problem, daran werde ich mich mit der Zeit gewöhnen. Ich war auch schon einmal sechs Monate in Florida, bei 30 Grad und 90 Prozent Luftfeuchtigkeit. Und Heimweh kenne ich nicht, denn ich reite schon seit acht Jahren im Ausland, war in Frankreich, den USA. So richtig weiß ich nicht mehr, wo ich zu Hause bin.

GaloppOnline.de: Asien ist ein Paradies für Jockeys. Sehen Sie das auch so?

Minarik: Die Geldpreise sind schon sehr gut, in Singapur sind allerdings wenig Renntage. Und ich muss bei Null anfangen. Einfach wird das nicht. Doch ich möchte noch einmal betonen, wie wichtig es ist, sich immer wieder neu zu orientieren und nach vorne zu schauen.

GaloppOnline.de: Hat Ihr Trainer Peter Schiergen Sie in der Entscheidung, diese Chance anzunehmen, bestärkt?

Minarik: Er hat gesagt, das musst du machen. Zumal er selbst auch schon drei Monate in Hong Kong war. Es ist nie verkehrt, wenn man dazulernt.

GaloppOnline.de: Einige Ihrer Kollegen kehren Deutschland komplett den Rücken. Könnte das auch bei Ihnen der Fall sein?

Minarik: Das kann ich mir nicht vorstellen. Ich fühle mich sehr wohl in Deutschland und habe einen tollen Job. Natürlich hängt vieles von der Situation im deutschen Rennsport ab. Ich bin bei Peter Schiergen Jockey am Stall, verstehe mich blendend mit Andreas Suborics. Er und Lennart Hammer-Hansen haben mir auch in der Vorbereitung auf Asien sehr viel geholfen, mir wertvolle Tipps gegeben. An der Reiter-Konstellation bei uns wird sich im nächsten Jahr nichts ändern, außer dass Lennart Hammer-Hansen nicht mehr dabei sein wird, da sein Vertrag bei Helmut von Finck nicht verlängert wurde.

GaloppOnline.de: Was waren die Highlights und die Flopps in 2003?

Minarik: Die Stallform bei uns war nicht so gut, ich hatte aber dennoch einen Super-Lauf, bin zur Zeit Zweiter in der Statistik, habe drei Gruppe-Rennen mit Flambo, Soldier Hollow und Zarewitsch gewonnen. Der Tiefpunkt war natürlich die knappe Niederlage mit Saldentigerin in Italien.

GaloppOnline.de: Mit dem Gewicht haben Sie doch keine Probleme?

Minarik: Nein, allerdings muss ich in Singapur wahl 50 Kilo reiten, da dort alle sehr leicht sind. Ich laufe auch viel, das ist der einzige Sport, den ich nebenbei mache.

GaloppOnline.de: Was versprechen Sie sich von 2004? Wer sind die Cracks am Stall?

Minarik: Im Derby-Jahrgang haben wir rund zehn sehr versprechende Kandidaten, von denen zwei über Derby-Distanz ganz oben mitmischen sollten. Ein Pferd wie Saldentigerin ist sicher auch ein Grund für mich, nach Deutschland zurückzukehren. Wir haben eine ganz große Auswahl an guten Pferden. Es sieht viel besser aus als in der zu Ende gehenden Saison.

GaloppOnline.de: Haben Sie privat inzwischen die Frau fürs Leben gefunden?

Minarik: Noch nicht, ich lebe für den Rennsport, bin seit vier Jahren mit dem Stall Asterblüte verlobt.

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