Mit Engelbert Halm

GaloppOnline.de: Ende September wurde die Zusammenarbeit mit dem Investor Race-O bekanntgegeben, von dem 30 Millionen Euro fließen sollten. Seitdem hat die Turf-Öffentlichkeit jedoch kaum mehr etwas über die Strukturreform erfahren. Dagegen gibt es Renntagsabsagen und der Frankfurter Rennklub meldet Insolvenz an. Es gibt sogar das Gerücht, dass der Investor ausgestiegen ist. Wie ist der Stand der Dinge?

Engelbert Halm: Die Verträge sind paraphiert und zur Unterschrift bereit. Die notarielle Beurkundung geschieht in der kommenden Woche. Niemand ist ausgestiegen.

Was die Insolvenz in Frankfurt angeht, sind Direktorium und Besitzervereinigung in Gesprächen mit der Stadt Frankfurt, um die Interessen der Besitzer und Aktiven zu vertreten sowie ihren Einfluß für die Erhaltung dieses enorm wichtigen Rennsportstandortes geltend zu machen.

GaloppOnline.de: Ist denn schon Geld von Seiten des Investors geflossen? Wenn ja, wozu wird es verwendet, oder ist es verwendet worden? Gibt es einen Zeitplan über weitere Zahlungen?

Engelbert Halm: In einer festgesetzten, kurzen Frist nach der notariellen Beurkundung ist eine Summe von drei Millionen Euro zahlbar. Verwendet werden kann das Geld erst, wenn behördlicherseits grünes Licht dafür da ist. Danach sind mit einer bestimmten Frist auch die restlichen 27 Millionen Euro zahlbar. Für die Verwendung gibt es einen detaillierten Geschäftsplan. Dazu gehört im Gegensatz zu gegenteiligen Darstellungen eine siebenstellige jährliche Summe zum Ausgleich des Ertragsrückgangs, den die Rennvereine auf Grund der reduzierten Buchmacher-Außenwette erlitten haben.

GaloppOnline.de: Können Sie uns näheres zu den nächsten Schritten des Investors sagen? In welcher Form wird er versuchen, Wettumsatz zu generieren?

Engelbert Halm: Das Thema Wetten ist ein sehr wichtiges und für den Rennsport existenzielles. Deshalb steht es im Focus der Geschäftstätigkeit, Für die Verlautbarung von Einzelheiten ist es aber noch zu früh.

GaloppOnline.de: Das Winterprogramm ist stark ausgedünnt, selbst Traditionstermine wie der zweite Weihnachtstag oder Silvester sind nicht mehr vorgesehen. Ist das nicht ein falsches Zeichen?

Engelbert Halm: Im vergangenen Jahr gab es größte Probleme mit der Besetzung gerade dieser geplanten Renntage Ende Dezember, so daß es mißlicherweise zu späten Absagen kam. Solches wollen wir in diesem Jahr durch eine andere Planung verhindern. Was die Anzahl an Rennen (nicht Renntage) im Winter angeht, streben wir im übrigen eine Anzahl nicht weit unter Vorjahresniveau an.

GaloppOnline.de: Viele Aktive sind verunsichert, auch weil niemand genau weiß, wie es weitergeht, man wünscht sich von dieser Seite eine bessere Informationspolitik. Können Sie das nachvollziehen?

Engelbert Halm: Das große Informationsbedürfnis kann ich sehr gut nachvollziehen, aber ich muß um Verständnis dafür bitten, daß wir nicht jeden einzelnen Schritt einer Geschäftsstrategie der Öffentlichkeit bekanntgeben. Das kann ein Unternehmen nicht tun. Aber jetzt und auch in Zukunft geschieht nichts, was nicht den Interessen des Rennsports entspricht, denn dieser hat organisatorisch die volle Kontrolle darüber.

Wenn Sie in diesem Zusammenhang „Wünsche“ ansprechen, möchte ich aber auch einen äußern, der sehr naheliegend ist: Ich wünsche mir ein normales, vernünftiges und konstruktives Verhalten aller Beteiligten, das zum Beispiel dazu führt, daß die höchst bemerkenswerte Tatsache des Vorhandenseins eines Investors, der 30 Mio. in den deutschen Rennsport fließen läßt, nicht ständig kleingeredet bzw. zerredet wird.

GaloppOnline.de: Die zentrale Veranstaltungsgesellschaft, das einstige Kernelement der Strukturreform, wurde inzwischen aufgegeben. Was war der Grund dafür?

Engelbert Halm: Sie wurde keineswegs aufgegeben, sondern ist Kernbestandteil des Joint Venture-Vertrages. Es ist rätselhaft, was einen einzelnen Rennvereinsvertreter dazu veranlaßt, eine gegenteilige Behauptung zu verbreiten. Allerdings ist es richtig, daß nicht alle Veranstaltungen gleichzeitig übernommen werden, sondern daß die Zentralvermarktung nach einem Stufenplan realisiert wird.

GaloppOnline.de: Am vergangenen Wochenende hat ein großer Buchmacher (Springer) in einigen Filialen keine Bilder von den deutschen Rennen gezeigt, wie ist der Stand der Verhandlungen mit den Buchmachern diesbezüglich?

Engelbert Halm: Wir sind mit den Buchmachern seit langem im Gespräch über die grundsätzliche Frage und Form der künftigen Zusammenarbeit. Wir möchten weiterhin mit Buchmachern zusammenarbeiten und haben ihnen ein Modell vorgelegt, das eine Zusammenarbeit in diesem Sinne eindeutig möglich macht. Dies wurde von Buchmacherseite auch bestätigt. Darauf aufbauend werden den Buchmachern fertig ausformulierte Vertragsangebote in Kürze zugeleitet. Der angesprochene Schritt eines Buchmachers hat uns nach der positiven Vorgeschichte sehr erstaunt.

GaloppOnline.de: Die Internetbilder sollen nun angeblich das 20fache des ursprünglichen Preises kosten. Im Vergleich Veranstaltungen zu Preis wären die deutschen Bilder für die Buchmacher die kostspieligsten. Wird die Attraktivität der Bilder erhöht?

Engelbert Halm: In diesem Zusammenhang überraschen mich einige Aussagen von Buchmacherseite nun aber wirklich ganz besonders. Als wir den Internetbuchmachern das Angebot für die künftige Zusammenarbeit vorlegten, wurde es lebhaft positiv kommentiert. Das erhöhte Entgelt wird sehr stark dadurch relativiert, daß der Buchmacher durch Mehrvermittlung in den Totalisator schnell sehr spürbare Boni erwerben kann.

Unser Ziel ist es, Umsatz in den Totalisator zu bekommen. Nachdem das von uns vorgelegte Modell auf Anhieb als akzeptabel und zukunftsweisend bezeichnet wurde, rechnen wir damit, daß es von den Buchmachern angenommen wird.

Die Attraktivität der Übertragungen ist bereits in diesem Jahr, u.a. durch eine völlig neue grafische Aufbereitung, erhöht worden. Auf diesem Gebiet wird künftig weiter investiert werden. Weitere Verbesserungen gehören zu den Schwerpunkten künftiger Maßnahmen nach dem Geschäftsplan.

GaloppOnline.de: Weiterhin beschweren sich viele Wetter darüber, dass die Quoten zu unattraktiv geworden sind. Sind Senkungen der Abzüge geplant, um das Produkt „Wetten“ wieder attraktiver zu machen?

Engelbert Halm: Ja. Eine Neukonzeption der Abzüge wird konkret diskutiert und von mir befürwortet. Anzustreben ist zielorientierte Vereinheitlichung der völlig unübersichtlichen bisherigen Prozentsätze, die sich nicht nur von Bundesland zu Bundesland, sondern sogar von Bahn zu Bahn, und dann noch einmal übermäßig stark in den verschiedenen Wettarten, unterscheiden.

Auf diesem Gebiet ist es höchste Zeit für ein neues Konzept. Was aktuelle Quoten angeht, wird die Diskussion allerdings manchmal nicht sachlich genug geführt. Klarstellen möchte ich, daß es in den letzten zwei Jahren keine Veränderung bei den Abzügen gegeben hat. Man muß nun einmal sehen, daß in Zeiten erheblich kleiner gewordener Pools die Auswirkung von Zufallstreffern und –entwicklungen größer geworden ist.

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