Mit Dirk Fuhrmann

GaloppOnline.de: Es war Ihr erster Ritt in der Großen Pardubitzer und Ihr erster Sieg. War das der größte Erfolg Ihrer Karriere?

Dirk Fuhrmann: Gerade nach einer Duststrecke wie in den letzten sechs, sieben Monaten in Italien, in der unserem Stall (Anm. d. Red.: bei Francesco Contu) wenig gelungen ist, war das richtige Erleichterung. Immerhin hatte ich in Deutschland einen Lauf. Man kann den Sieg vergleichen mit den Erfolgen im Gran Premio in Meran, doch ist das Rennen in Pardubitz wesentlich spektakulärer.

GaloppOnline.de: Was macht die Atmosphäre auf dieser Bahn aus?

Dirk Fuhrmann: 30.000 Leute waren vor Ort. In den ersten Rennen habe ich noch gedacht, so besonders ist das alles hier gar nicht. Aber das war bei der großen Steeplechase ganz anders. Ich durfte Autogramme und Interviews geben. Es gab eine Pressekonferenz.

Der Tschechische Präsident war erstmals in der Geschichte des Rennens da. Schon beim Aufgalopp haben die Besucher gejubelt und applaudiert. Das hört man auf dem Pferd. Es waren auch viele Engländer und Deutsche da, wie die Familie Schnakenberg, Marion Rotering oder Reinhard Ording.

GaloppOnline.de: Haben Sie am Abend noch gefeiert?

Dirk Fuhrmann: Ich war auf das Schloss eingeladen, habe dort einen weiteren Ehrenpreis, eine Kristallschüssel, bekommen. Anschließend war ich mit der Familie des Besitzers und deren Freunden in einem Pub und in der Disco. Am Montag musste ich die Zeit noch etwas totschlagen, da ich auf Jiri Kamenicek gewartet habe. Ich hatte die Gelegenheit, mir die Schlossanlage und die Stadt anzuschauen. Wir sind abends um neun Uhr gefahren und waren um vier Uhr morgens in Meran.

GaloppOnline.de: Haben Sie sich auf den Ritt speziell vorbereitet?

Dirk Fuhrmann: Peter Gehm hatte mir schon früher gesagt, es mache Spaß, in Pardubitz zu reiten. Eigentlich sollte ich schon im Vorjahr Maskul steuern, aber damals habe ich das nicht gemacht, da ich die Bahn noch nie zuvor gesehen hatte und es schon ein besonderer Kurs ist. Jetzt wollte man mich vorher ein- bis zweimal holen.

Zunächst hatte das nicht geklappt, da ich in Baden-badne war, aber vor drei Wochen habe ich hier vier Rennen geritten auf verschiedenen Kursen und die Bahn dabei kennengelernt. Außerdem habe ich die Videos der letzten zwei, drei Pardubitzer Steeplechases studiert. Das hat mir sehr weitergeholfen.

GaloppOnline.de: Hatten Sie keinen Bammel vor den berüchtigten Sprüngen?

Dirk Fuhrmann: Mein Pferd war elf Jahre alt und sehr erfahren. Ich konnte ihn mit vollem Vertrauen reiten. Angst hatte ich vor dem Taxisgraben, da hier viele Pferde, aber auch schon Reiter gestorben sind.

Ich habe schon eine Gänsehaut gehabt, als ich den kleinen Friedhof in der Nähe gesehen habe mit drei Grabsteinen von tödlich verunglückten Reitern. Da fragt man sich schon, ist das richtig, was du da machst? Aber dann war der Taxis-Sprung für uns eines der leichtesten Hindernisse, ähnlich wie ein Wassergraben.

GaloppOnline.de: Wie war Ihr Rennverlauf mit Maskul?

Dirk Fuhrmann: Ich sollte im Vordertreffen mitgehen. Das muss man auch, sonst kann zuviel passieren, wenn Pferde vor einem stürzen. Ich hatte viel Glück. Am zweiten Sprung ist Registana gefallen, lag direkt vor uns. Mein Pferd ist über sie gesprungen. Ich war eigentlich schon auf einen Abflug eingestellt, aber dann ging alles gut aus. Nach dem vierten Hindernis hatten wir eine gute Position an dritter Stelle. Dort bin ich bei dem hohen Tempo zunächst geblieben. Tausend Meter vor dem Ziel war der Pilot geschlagen, ich lag hinter Decent Fellow auf der Lauer.

Maskul ist ein faules Pferd, das man immer wieder anpacken muss. Am letzten Sprung lagen wir eine dreiviertel Länge hinter ihm, haben ihn auf den letzten Metern noch mit einer halben Länge verdrängt. Vierhundert Meter vor dem Pfosten wurden die Pferde sehr müde, das Ziel scheint immer weiter weg zu sein. Eigentlich braucht Maskul weichen Boden, das Geläuf war aber hart. Und trotzdem hat es geklappt.

GaloppOnline.de: Wie schwierig ist das Rennen nach Ihrer Erfahrung?

Dirk Fuhrmann: Das hängt vom Pferd ab, es muss Erfahrung mitbringen. Von den Sprüngen her gab es keine Probleme. Aber es war auf jeden Fall von der Anstrengung her das härteste Rennen in meinem Leben. Hinter den Sprüngen sind häufig Gräben. Der Wall und die Doppelsprünge sind zu bewältigen. Es ist wie bei einem Cross-Country-Rennen. Die Pferde müssen sieben Jahre als sein, sonst dürfen sie in dieser Prüfung gar nicht antreten.

GaloppOnline.de: Das Rennen steht bei Tierschützern stark in der Kritik. Sind diesmal gravierende Zwischenfälle passiert?

Dirk Fuhrmann: Es sind natürlich zahlreiche Pferde gefallen oder reiterlos geworden. Aber ich habe nicht gehört, dass etwas Ernsthaftes gewesen wäre. Und das, obwohl das Rennen ungemein schnell gelaufen wurde. Es gab eine neue Rekordzeit.

GaloppOnline.de: Hatten Sie nach dem Triumph schon Kontakt zu Peter Gehm?

Dirk Fuhrmann: Ich hatte versucht bei ihm anzurufen, aber da hat etwas mit der Nummer nicht funktioniert. Das werde ich aber bald wieder probieren.

GaloppOnline.de: Wie ist Ihr Erfolg in Italien aufgenommen worden?

Dirk Fuhrmann: Die Gazzetta dello Sport und Lo Sportsman haben große Berichte gebracht. Das war schon bemerkenswert.

GaloppOnline.de: Wie fällt bislang Ihre Saisonbilanz aus?

Dirk Fuhrmann: In Deutschland lief es sehr gut, vor allem in Bad Harzburg und Baden-Baden. Schön war auch, dass ich den Ritt auf Ladrina im Listenrennen in Iffezheim bekommen habe. Das Jahr in Italien war durchwachsen. das Vorjahr mit 66 Italien-Treffern ist kaum zu toppen. Aktuell habe ich siebzehn Siege auf meinem Konto, 2004 waren es zu diesem Zeitpunkt schon über dreißig.Das deutsche Championat müsste in trockenen Tüchern sein, in Italien bin ich auch noch bei der Spitze. Auch hier ist der Titel noch möglich.

GaloppOnline.de: Wie häufig kommen Sie beruflich nach Deutschland? Sind Sie auch beim Sales & Racing-Festival in Baden-Baden?

Dirk Fuhrmann: Vor allem zu den Meetings. Am 1. November reite ich auch in München. In Baden-Baden werde ich im Einsatz sein, schon am Donnerstag komme ich zur Auktion.

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