GaloppOnline.de: Hatten Sie mit einer solchen Ausbeute gerechnet? Sie hätten ja auch in Italien in den Sattel steigen können.
Dirk Fuhrmann: Mit einem guten Laufen von Schattenmann hatte ich gerechnet. Ich hätte am Sonntag in Meran reiten können, aber die Ritte dort wären nicht vernünftig gewesen. Ich bin dann lieber in Baden-Baden geblieben, habe mir auch den Reisestress erspart.
GaloppOnline.de: Ist Ihre Familie mitgekommen?
Dirk Fuhrmann: Nein, zum ersten Mal seit fünfzehn Jahren bin ich alleine hier. Meine Frau muss in Hannover arbeiten. Und ihre Schwester wollte mit unserem Kind nicht kommen.
GaloppOnline.de: Die Rennpreise in Italien sind teilweise stark zurückgefahren worden. Wie groß ist das Ausmaß der Kürzungen?
Dirk Fuhrmann: Das betrifft speziell das Frühjahrsmeeting in Meran. Normalerweise wurde um neun Prozent gestrichen, hier hat man die Rennpreise um die Hälfte gekürzt. Ein wenig wurde wurde zwar inzwischen wieder nachgebessert, aber das trifft die Aktiven schon hart.
GaloppOnline.de: Was sind die Gründe für diese Entwicklung?
Dirk Fuhrmann: Das hat politische Gründe. Der Dachverband Unire ist mit Meran nicht mehr so ganz einverstanden, da die Wettumsätze gering sind. Oft werden die Bilder nicht mehr übertragen von dieser Bahn, da sonntags Mailand und Rom häufig im Vordergrund stehen. So etwas wirkt sich natürlich negativ auf das Wettverhalten aus. Aufgrund der geringeren Anzahl an Rennen sind die Prüfungen teilweise besser besetzt. Man hat es doch am Mailänder Gruppe-Renntag gesehen, als pro Rennen meistens über zehn Pferde gelaufen sind.
GaloppOnline.de: Wie oft waren Sie bereits Champion in Italien? Ist das auch ein Ziel für diese Saison?
Dirk Fuhrmann: Ich habe jetzt dreimal in Folge den Titel geholt. 2005 haben die drei führenden Jockeys zwölf Siege, ich bin mit elf Treffern dichtauf. In der Regel machen das Championat vier Jockeys unter sich aus. Große Sorgen mache ich mir nicht. Entweder es klappt oder es klappt nicht.
Ich bin da viel gelassener geworden. Unser Stall gewinnt vor allem in der zweiten Saisonhälfte seine Rennen. Ich bin bei Francescu Contu beschäftigt, der die letzten beiden Jahre ebenfalls Champion wurde. Er hat allerdings nie Wert auf die Anzahl der Siege gelegt, sondern sich an der Gewinnsumme orientiert.
GaloppOnline.de: Wie oft kommen Sie nach Deutschland? Wo leben Sie in Italien?
Dirk Fuhrmann: ich komme oft genug nach Deutschland. Jedes oder zumindest jedes zweite Wochenende bin ich in Hannover. Meine Lebensgefährtin Elke Krischke kommt mich besuchen oder verbringt mit unserem vierjährigen Sohn Elias Maximilian den Urlaub hier. Ich habe eine Wohnung in Meran.
Im Winter zieht unser Stall mit den Pferden nach Rom. Dann haben wir von Dezember bis Februar eine Gemeinschaftswohnung dort. Mir gefällt es in Italien sehr gut. Eigentlich ist es schöner als in meiner Heimatstadt Hannover, auch wenn meine Frau das jetzt nicht gerne hört. Aber andere machen hier Urlaub, ich lebe da.
GaloppOnline.de: Betrieben Sie in Ihrer Freizeit noch anderen Sport?
Dirk Fuhrmann: Drei Sportarten haben es mir angetan. Ich jogge zwischen den Apfelbäumen. In den Sommermonaten fahre ich Mountain Bike. Und im Winter fahre ich Ski. Vierzig Kilometer von Meran entfernt befindet sich ein Gletscher. Da kann man, außer im Mai, das ganze Jahr über fahren. Auch die Profis trainieren dort. Mir macht das jede Menge Spaß.
GaloppOnline.de: Wie beurteilen Sie die Zukunft des Hindernissports in Deutschland?
Dirk Fuhrmann: Durch das Engagement von Herrn Zimmermann vom Stall Jenny ist vieles besser geworden. Auch München hat den Hindernissport wieder entdeckt. Auch eine Rennbahn wie Mannheim engagiert sich. Oder man denke nur an die vierzehn Rennen in Bad Harzburg.
Düsseldorf hat auch eine Hindernisbahn, die benutzbar wäre. Ich verstehe aber nicht, dass man dort nicht mehr Rennen ausschreibt. In Hannover will man ebenfalls wieder anfangen. Ich habe ohnehin die Hoffnung, dass die Neue Bult mit der neuen Mannschaft wieder nach oben kommt.
GaloppOnline.de: Hätte man als Hindernisjockey in Deutschland überhaupt eine Zukunft?
Dirk Fuhrmann: Ich stand vor einigen Jahren vor der Entscheidung, soll ich aufhören oder ins Ausland wechseln. Als Profi hätte ich bei uns nicht weitermachen können.
GaloppOnline.de: Welche Bedeutung hat Baden-Baden für Sie?
Dirk Fuhrmann: Ich reite sehr gerne dort. Das Publikum ist super, die Rennen sind toll, die Rennen werden schön gelaufen.
GaloppOnline.de: Gibt es ein Ziel, das Sie in 2005 erreichen möchten?
Dirk Fuhrmann: Die Pferde von Francesco Contu sind häufig in den großen Rennen am Start. Das Wichtigste ist, dass man gesund bleibt. Der Rest kommt dann schon von alleine. 2004 war ein Traumjahr für mich. Ich habe 66 Rennen in Italien gewonnen, sieben in Deutschland und drei in Frankreich.
Das waren 76 Treffer insgesamt. So etwas kann man eigentlich nicht wiederholen. Gut finde ich, dass ich nicht von einem einzigen Besitzer abhängig bin. Aber ich gehe die Dinge ganz locker an.