Mit A. de Vries

GaloppOnline.de: Guten Tag, wo erreichen wir Sie in diesem Moment, Herr de Vries?

Adrie de Vries: Ich bin gerade im Stall von Jan Pubben. Jan ist etwas erkältet, worauf ich ihm gesagt habe, bleib du mal zu Hause bei deiner Annie, ich werde das Füttern der Pferde übernehmen.

GaloppOnline.de: Alte Liebe rostet eben nicht, kann man da nur sagen und Glückwunsch zur Führung in der Jockeystatistik.

Adrie de Vries: Danke, es läuft aber auch wirklich gut in letzter Zeit. Man weiß ja, wenn es läuft, dann läuft es. Dieses Gefühl hatte ich einfach, so dass ich mir im Vorfeld bereits gedacht hatte, dass das Wochenende erfolgreich ausfallen und ich die Spitze übernehmen könnte.

GaloppOnline.de: Das gilt übrigens auch für Ihren früheren Arbeitgeber Waldemar Hickst, der zum ersten Mal in seiner Karriere in der Trainerstatistik vorne steht.

Adrie de Vries: Das ist richtig und freut mich sehr. Waldemar leistet großartige Arbeit und steht dort zu Recht.

GaloppOnline.de: Ist das Wort „Championat“ angesichts der jetzigen Situation angebracht, oder wollen Sie es eher nicht hören?

Adrie de Vries: Bald kann ich dazu mehr sagen. Ich weiß nämlich noch nicht, was die Zukunft bringt. Normalerweise folgt ja nach den Monaten in Deutschland der Aufenthalt in Katar. Die Zusage dafür liegt bereits vor, doch gibt es noch einige Dinge zu klären. Sollte es dabei zu keiner Einigung kommen, werde ich auch nicht jammern, sondern bleibe eben hier und suche meine Chance im Titelkampf.

GaloppOnline.de: Wie erklären Sie sich die Entwicklung der letzten Wochen?

Adrie de Vries: Ich glaube, es hat viel mit Vertrauen zu tun. Unser Stall, zum Beispiel, hat eigentlich nur Pferde aufgeboten, die ihre Chancen auch wahrnahmen. Das macht einen stark und gibt Vertrauen. Mit jedem Erfolg mehr, erhält man auch mehr und bessere Ritte.

GaloppOnline.de: Der Renntag in Frankfurt gestaltete sich für Sie mit vier Siegen ja ganz besonders erfolgreich.

Adrie de Vries: Eigentlich hatte ich nur vier Einsätze, von denen zwei im Vorfeld als Siege zu erwarten waren. Doch dann verletzte sich mein Kollege Andreas Suborics. Ich erhielt zwei Ritte von ihm und landete zwei weitere Treffer. Es war natürlich schön, dass es so ausgegangen ist.

GaloppOnline.de: Zu den dortigen Siegern zählte auch der Derbysieger Wiener Walzer. Welchen Eindruck hat er Ihnen vermittelt?

Adrie de Vries: Man muss natürlich realistisch sein und festhalten, dass er nicht viel zu schlagen hatte. Dennoch hat mir die Art und Weise gefallen, wie er die Aufgabe mit Spaß und Kraft gelöst hat. Ich hatte ein sehr gutes Gefühl auf ihm.

GaloppOnline.de: Auch in Dortmund lief es einen Tag später erfreulich. Besonders das Auktionsrennen scheint Ihnen zu liegen, oder?

Adrie de Vries: Stimmt, im Vorjahr habe ich es mit Prince de la Nuit gewonnen, diesmal mit Old Pal. Dabei sah es zunächst einmal gar nicht danach aus, als könnten wir eine Rolle spielen. Denn er war etwas gestolpert und folgte zwölf Längen hinter dem Feld. Peu a peu machte er dann Boden gut. Erstaunlich war, wie er dann anzog und sich dann noch leicht durchsetzte. Das kann nur ein richtig gutes Pferd, das scheint er auch zu sein.

GaloppOnline.deUnd Ihre Meinung zum St. Leger?

Adrie de Vries: Dawn Twister hat sich ausgezeichnet verkauft, so dass sich hinterher alle sehr zufrieden gaben. In der entscheidenden Phase wurde es zwar etwas eng und ich musste ihn kurz aufnehmen, doch von einer Behinderung kann man nicht sprechen. Seine Leistung kann sich allemal sehen lassen.

GaloppOnline.de: Sie haben 2011 bislang sieben Gruppe- und fünf Listen-Rennen gewonnen. Sind Sie zufrieden mit der Bilanz in den großen Rennen?

Adrie de Vries: Persönlich bin ich mit dieser Ausbeute sehr zufrieden. Doch der Stall hätte wohl gerne einen Sieg in einem Gruppe-I-Rennen, denn der fehlt noch in der Sammlung.

GaloppOnline.de: Dazu bietet der Preis von Europa am Sonntag in Köln eine gute Gelegenheit, denn dort tritt Ibicenco an. Wie sind die Erwartungen?

Adrie de Vries: Wenn er die Leistung aus Frankreich, wo er auf sehr gute Pferde traf, abruft, bin ich durchaus optimistisch. Der Hengst hat eine sehr anständige Arbeit abgeliefert, ist somit gut auf dem Posten und zudem erwachsener geworden. Ich sehe in ihm ein Pferd, das sich im kommenden Jahr weiter steigern und für Freude bei den Verantwortlichen sorgen wird.

GaloppOnline.de: Wie schwer ist die Aufgabe, die auf Guiana im Herbst-Stutenpreis wartet?

Adrie de Vries: Das wird keine leichte Prüfung für die Stute. Sie verfügt zweifellos über genügend Klasse, ist aber kein einfacher Typ. Doch an einem guten Tag ist alles möglich. Abschreiben würde ich sie auf keinen Fall.

GaloppOnline.de: Im Listen-Rennen für die Zweijährigen debütiert Payback. Kann er es Energizer nachmachen und auf Anhieb Listensieger werden?

Adrie de Vries: Schwer zu beantworten. Er arbeitet sehr vernünftig und kann durchaus mitmischen. Geld sollte auf alle Fälle herausspringen.

GaloppOnline.de: Im vierten Hauptrennen sind Sie mit Dariya engagiert. Sie ist wohl nur eine Außenseiterin, oder?

Adrie de Vries: Auf sie wartet die bislang schwerste Prüfung. Ich habe mit ihr in Hannover und Hamburg gewonnen, kenne sie also. In der Listenklasse wird es für sie in jedem Fall schwerer. Doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt.

GaloppOnline.de: Im Rahmenprogramm wird Elope für Bergheimer Interessen aufgeboten. Was lief schief beim Listen-Rennen in Hannover?

Adrie de Vries: Sie muss in ihrem Rennen sehr gute Chancen haben. In Hannover lief sie gar nicht schlecht, auch wenn sie als Letzte ins Ziel kam. Ich glaube, dass dort die Distanz etwas zu kurz für sie war. Die 2200 Meter, die in Köln verlangt werden, sollten ihr mehr zusagen.

GaloppOnline.de: Der Sonntag könnte wieder ein großer Tag für Sie werden.

Adrie de Vries: Ja, es könnte auf ein volles Programm mit sehr guten Chancen hinauslaufen. Zu denen zähle ich auch unseren Arlington, den der Trainer aus dem 2200-Meter-Rennen herausgenommen, und für das 1850-Meter-Rennen nachgenannt hat.

GaloppOnline.de: Warum lief es eigentlich im Sommer für Ihr Team nicht so gut wie im Frühjahr?

Adrie de Vries: Das war doch nur ein kurzer Hänger, hat nicht lange angedauert. Vor allem das Derby gestaltete sich aus unserer Sicht sehr unglücklich, was die Rennverläufe anbelangt. Drei Wochen später sind die Pferde doch schon wieder wie die Feuerwehr gelaufen, was auch in Iffezheim zu sehen war. Das ganze Jahr können die Pferde nicht in bester Verfassung sein.
‚Sollte ich bleben, will ich den Titel‘

GaloppOnline.de: Wie lange erleben wir Sie noch in Deutschland?

Adrie de Vries: Geplant ist auf jeden Fall bis zum Preis des Winterfavoriten. Doch wie schon gesagt, die endgültige Klarheit steht noch aus. Ich freue mich auf Katar, doch wenn es nicht klappt, geht die Welt auch nicht unter.

GaloppOnline.de: Und wann werden Sie wieder zurückkehren?

Adrie de Vries: Wenn der Aufenthalt zustande kommt, werde ich Anfang April 2012 meine Arbeit wieder aufnehmen.

GaloppOnline.de: Als Jockey für Schlenderhan bzw. Baron von Ullmann?

Adrie de Vries: Ja, das kann man sagen. Der Kontrakt ist verlängert worden, worüber ich mich natürlich sehr gefreut habe. Wir wollen die erfolgreiche Zusammenarbeit fortsetzen.

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