Mit A. de Vries

GaloppOnline.de: Wo erreichen wir Sie gerade?

Adrie de Vries: Ich lebe in einer Appartmentanlage unweit von Doha, werde allerdings gleich, wir reiten in der Mittagszeit, zum meinem Stall fahren, das heißt ich steige vornehmlich für meinen Trainer Ibrahaim Al Malki in den Sattel.

GaloppOnline.de: Wie sieht das Resumee ihres bisherigen Katar-Engagements aus?

Adrie de Vries: Unter den Umständen, es handelt sich dieses Mal um ein kleineres Quartier, für das ich in den Sattel steige, und der Tatsache, dass ich das Engagement sehr kurzfristig angenommen habe, bin ich sehr zufrieden.

So habe ich beispielsweise die Villa mit Pool gegen eine Appartmentanlage getauscht. Und bei den Rennen dürften es mittlerweile so um die 20 Siege sein, die wir gemeinsam eingefahren haben.

Mit fast jedem Pferd konnte ich zudem in der Platzierung landen. Das macht natürlich riesigen Spaß, zumal die Bedingungen hier besser nicht sein könnten. Die Bahn präsentiert sich top gepflegt wie ein Teppich. Seit einigen Wochen ist es auch nicht mehr ganz so heiß. Das kommt mir als Europäer natürlich auch bei der täglichen Arbeit sehr entgegen.

Anfang November 2010 bin ich nach Doha geflogen, mein Engagement endet zum großen Renntag hier am 31.März. Besonders schön war es natürlich, als meine Frau mit den Kindern über Weihnachten bei mir waren. Auch zuletzt ist sie noch einmal alleine für eine Woche zu mir gereist.

GaloppOnline.de: Wie sehen Sie die Entwicklung des Galopprennsports in Katar?

Adrie de Vries: Wir erleben hier seit Jahren einen stetigen Aufschwung bei den Pferderennen. Es werden von Jahr zu Jahr mehr Pferde. Die Leute investieren vornehmlich in Vollblüter und decken sich auf den internationalen Auktionen mit Pferden ein. Wenn das hier so weiter geht, muss man eine weitere Rennbahn bauen. Und was man auch sagen muss: Die Vollblüter laufen den Arabern nach und nach etwas den Rang ab, auch wenn diese noch mit ca. 60 Prozent in der Mehrzahl sind.

GaloppOnline.de: Sie gelten als intelligenter und gewiefter Taktiker im Rennen. Was muss man vor allen Dingen bei den Rennverläufen in Katar beachten?

Adrie de Vries: Da es sich hier um eine relativ kleine Bahn handelt, ist natürlich jeder bemüht, gleich vom Start weg eine gute Lage im Rennen zu haben. Hier wird deshalb von Anfang an, vom Öffnen der Boxen an von Anfang an agiert. Eine gute Position im Rennen ist deshalb oft der Schlüssel zum Erfolg. Hier werden die Rennen so gut wie nie von ganz hinten gewonnen, anders als bei den deutschen Bahnen mit Linien, wo vieles mehr möglich erscheint.

GaloppOnline.de: Ihre Ziele für die Saison 2011 in Deutschland?

Adrie de Vries: Um es vorweg zu nehmen: Ich freue mich sehr auf meine Heimat Sevenum und die neue Grasbahnsaison in Deutschland. Mit Jens Hirschberger telefoniere ich regelmäßig. Wir haben in Schlenderhan einige sehr talentierte Dreijährige mit Potenzial, auf die ich wirklich sehr gespannt bin.

GaloppOnline.de: Gibt es auch wieder einen Ruf für Jan Pubben in Sevenum?

Adrie de Vries: Jan kenne ich seit ich fünfzehn bin. Bereits mein Vater hatte bei ihm Rennpferde im Training. Und in jungen Jahren habe ich für Jan Pubben bereits gearbeitet. Er zählt zu meinem engsten Freundeskreis und natürlich werde ich für ihn auch in Zukunft Ritte ausführen, ganz klar.

GaloppOnline.de: Werden Sie am World Cup-Tag in Meydan dabei sein?

Adrie de Vries: Das hängt davon ab, ob unser Stall-Aushängeschild Joshua Tree eine Einladung für das Sheema Classic erhalten wird. Es wäre natürlich das Größte auf dieser sensationellen Rennbahn wie im vergangenen Jahr reiten zu dürfen. Der Sieg mit Jaafer im Dubai Kahayla Classic aus hinteren Regionen vor dieser Kulisse war eines meiner schönsten Erlebnisse im Rennsattel. Joshua Tree hat außerdem noch eine Option in einer Gruppe I-Prüfung in Doha am 31. März, die mit umgerechnet 1 Million Euro dotiert ist, die aber vom Renomee eine deutlich leichtere Aufgabe sein wird.

GaloppOnline.de: Sehen Sie Chancen für Joshua Tree, falls er in Meydan an den Start kommen sollte?

Adrie de Vries: Natürlich zählen wir wohl nicht zu den ersten Anwärtern, falls es mit Dubai klappen sollte. Über Klasse verfügt der Hengst jedenfalls. Man sollte ihn nicht gänzlich abschreiben. Er gewann ja bekanntlich in Woodbine das Canadian International auf Gruppe I-Ebene. Vor dem Siegrennen in Doha verlor er bei seinem zuvor gezeigten Start ein Eisen. Die Form ist also zu streichen. Aber ich rechne mir schon etwas mit Joshua Tree aus, sollten wir die Gelegenheit in Meydan an den Start zu kommen, erhalten.

GaloppOnline.de: Ihr erster Start in Deutschland?

Adrie de Vries: Da habe ich mir den 3. April in Köln ganz dick angekreuzt. Der Grand Prix Aufgalopp hat schon etwas. Freunde, Bekannte und die Rennsportfans in Köln wieder begrüßen zu können, darauf freue ich mich ganz besonders.

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