GaloppOnline.de: Eigentlich wollten Sie mit dem Rennsport doch gar nichts mehr zu tun haben.
Dietrich von Mutius: Stimmt. Acht Jahre lang war ich Geschäftsführer in Krefeld. Den letzten Arbeitstag hatte ich am 26. November 1997. Das Datum weiß ich auswendig. Der Abgang war natürlich nicht sehr angenehm.
GaloppOnline.de: Der Verein ist damals schlichtweg Pleite gegangen. Gibt es noch Kontakte zum damaligen Präsidenten Dr. Dieter Gobbers?
Dietrich von Mutius: Nein. Ich hege aber nicht gegen den geringsten Groll auf ihn. Letztlich ist es sein Verdienst, dass es die Anlage im Stadtwald in dieser Form gibt. Am Ende des Tages ist er leider sehr unglücklich gescheitert und musste die Zeche zahlen.
GaloppOnline.de: Was haben Sie dann beruflich getan?
Dietrich von Mutius: Ich habe mir eine eigene Unternehmensberatung in Hamburg aufgebaut. Mit dem Rennsport wollte ich im Grunde nichts mehr zu tun haben. Es waren aber sehr lehrreiche Jahre für eine weitere Tätigkeit im Rennsport, denn ich habe gelernt, wie andere Unternehmen strukturiert sind.
GaloppOnline.de: Und das wollen Sie jetzt in Bremen umsetzen?
Dietrich von Mutius: In den letzten 18 Monaten hatte ich eine beratende Tätigkeit, bin aber mehr und mehr in das operative Geschäft miteinbezogen worden. Für das kommende Jahr ist eine Art Doppelspitze geplant: Michael Göbel, der Geschäftsführer der Rennbahn Gmbh, kümmert sich insbesondere um den Bereich Politik und Verwaltung, für andere Dinge bin ich verantwortlich. Wir haben inzwischen in Bremen ein ausgesprochen schlagkräftiges Team: Klaus Martin, Manuela Greene und Silke Günther sind jeder für einen Bereich zuständig und leisten hervorragende Arbeit. Das ist mit dem Zustand von vor zwei Jahren nicht zu vergleichen.
GaloppOnline.de: Wie fällt die Bilanz 2004 aus? Sie haben insbesondere im sportlichen Bereich noch einmal zugelegt.
Dietrich von Mutius: Wir haben neue Rennen geschaffen, haben teilweise die Ausschreibungen geändert. Man muss zugestehen, dass Einiges nicht gelungen ist. Fangen wir mit den drei Gruppe-Rennen an. Die Quantität stimmte immer, im Frühjahr bekommt man ohnehin immer genügend Starter. Das Rennen wurde von Olaso gewonnen, der anschließend ein Gruppe II-Rennen gewann. Auch wenn er später nach England verkauft wurde, sollte das Rating stimmen. Das Stuten-Rennen im Sommer war ohne Fehl und Tadel.
Ein tolles Rennen, mit Vallera eine tolle Siegerin. Der ‚Große Preis‘ vom letzten Sonntag bereitet in Bezug auf das Rating schon leicht Kopfzerbrechen, denn reelle 95 Kilo konnten in diesem Feld doch nur ein, zwei Pferde. Ich hoffe aber, dass wir es weiter als Gruppe-Rennen behalten können.
GaloppOnline.de: Wie sieht es eine Klasse tiefer aus?
Dietrich von Mutius: Mit den Listenrennen hatten wir nicht so viel Freude. Das Stutenrennen im April müssen wir noch einmal überdenken. Es waren Pferde vorne, von denen man im Verlauf des Jahres nicht mehr so viel gesehen hat. Es gab zeitgleich auch ein ähnlich strukturiertes Rennen in Köln. Das Listenrennen im Mai für Dreijährige war in Ordnung, auch das Walther Jacobs-Rennen, das in die Landschaft passt und stets ein sehr gutes Nennungsergebnis hatte.
Dr. Andreas Jacobs will im Übrigen im kommenden Jahr das Gruppe-Rennen im August übernehmen, die SWB übernimmt den Juni-Renntag. Das Sprintrennen an diesem Tag wird wahrscheinlich auf den Freitag davor gezogen, um den Abstand auf Hamburg zu wahren. Einen Blackout gab es im August, als wir in einem Vorbereitungsrennen für das St. Leger trotz einer Dotierung von 20 000 Euro mit drei Startern bedacht wurden. Das Rennen wird es nicht mehr geben.
GaloppOnline.de:Kommen wir zu den Handicaps.
Dietrich von Mutius: Im ablaufenden Jahr hat es in Bremen einen Ausgleich I gegeben, der wurde auch einigermaßen angenommen. Wir sind trotzdem der Meinung, dass wir das Geld doch besser in die mittleren Handicaps stecken. Wir werden die Ausgleiche III und IV nach der Skala honorieren. Für ‚bessere‘ Ausgleiche gibt es mehr Geld, ausgehend von einer Grinddotierung von 3200 Euro für ein Plus-Zwölf-Handicap pro Kilo einhundert Euro mehr. Im Ausgleich III steigert sich das um zweihundert Euro.
Bei den Altersgewichtsrennen werden wir die, die nicht so angenommen wurden, streichen. Trotzdem werden wir eine kleine Serie von Altersgewichtsrennen für Rekonvaleszenten auflegen.
Aufrüsten werden wir bei den Rennen für dreijährige Sieglose.
Insbesondere im ersten Halbjahr gab es da Defizite. Weniger erfreut waren wir über das Interesse für die Zweijährigen-Rennen. Es hat sich gezeigt, dass sich die Ställe trotz der sehr guten Dotierung von 7000 Euro mit ihren jungen Pferden nicht unbedingt auf weite Reisen begeben. Da gehen wir mit der Dotierung möglicherweise herunter, was dann allerdings dem Basissport zugute kommt.
GaloppOnline.de: Wie waren Sie mit den Starterfeldern allgemein zufrieden?
Dietrich von Mutius: Man kann es kaum glauben. Wir hatten 2003 9,4 Starter pro Rennen und 2004 exakt auch 9,4 Starter. Wenn man bedenkt, dass es in Deutschland weniger Pferde im Training gibt, haben wir uns noch ganz ordentlich aus der Affäre gezogen. Doch es gilt auch für 2005: Wir müssen entsprechende Ausschreibungen vorlegen. Wenn es kein Angebot gibt, dann stellt auch keiner ein Pferd mehr in den Stall. Und noch etwas: Wir sind Bremen, kein Mega-Veranstalter.
GaloppOnline.de: Ein Segment in Bremen wird Event-Bereich genannt. Wie ist er aufgestellt?
Dietrich von Mutius: Die Grundfrage dafür lautet: Wie mache ich eigentlich eine Veranstaltung? Wir haben Vieles ausprobiert, versuchen, ein strukturiertes Entertainement zu bieten. Bei uns läuft das unter dem Stichwort ‚Bet-Tainemant‘. Die Kunden auf einer Rennbahn sind in Glücksspieler und Geschicklichkeitsspieler zu unterteilen. Wir zielen eindeutig auf den Geschicklichkeitsspieler.
Natürlich muss das Catering stimmen und es muss ein Angebot für Kinder geben. Aber die Leute sollen zum Wetten kommen. Nicht, weil das Ponyreiten so viel Spaß macht oder das Eis gut schmeckt. Wir werden durch Helmut Kappes, der in Bremen sehr gut ankommt, weiterhin eine intensive Wettberatung durchführen, diese noch überarbeiten und noch ein, zwei neue Elemente einführen.
Ganz generell: Wir veranstalten keine Galopprennen, sondern ‚Wett-Rennen‘.