Mit Christian v. der Recke

GaloppOnline.de: Fällt das Ergebnis vom Wochenende mit Siegen in Hoppegarten, München und Düsseldorf unter die Rubrik Normal- oder große Form?

Christian von der Recke: Ich nenne es gute Form. Vor allem, weil die Pferde, die verloren haben, gut gelaufen sind, nicht enttäuscht haben. Platzierungen sind okay.

GaloppOnline.de: Herausragend darunter die Leistung von Sagarmatha. Ist er der Beste unter den Zweijährigen?

Christian von der Recke: Er ist schon ein sehr gutes Pferd, imponierend vor allem die Art, wie er noch zum Sieg kam. Der Rennverlauf war so ja gar nicht geplant. Er klappte am Start etwas nach, war lange letztes Pferd. Der Jockey hat ihn auch nicht überstürzt eingesetzt, um im Einlauf außen doch noch für klare Verhältnisse zu sorgen.

GaloppOnline.de: Was für ein Typ ist Sagarmatha?

Christian von der Recke: Ein Bursche, der keine Schwierigkeiten macht. In der Arbeit stellt er sich unscheinbar an, zeigt in den Rennen dann aber seine Qualitäten. Im Training gibt er sich völlig phlegmatisch, kann mit den schlechteren Pferden gerade so mithalten. In den Rennen zeigt er ein ganz anderes Gesicht, legt seinen Turbo ein. Ich erinnere mich noch an die erste Arbeit mit Classic Croco, der den besseren Eindruck hinterließ. Auch beim Krefelder Sieg gewann er zwar Start-Ziel, zeigte sich aber noch grün.

GaloppOnline.de: Wo liegen seine Stärken?

Christian von der Recke: Auf jeden Fall in seiner Gesundheit. Den Tierarzt kennt er lediglich vom zweimaligen Impfen. Was die Rennen angeht, kommt er mit jedem Boden und jedem Tempo zurecht, lässt sich ferner leicht reiten. Das haben ja auch die letzten Siege bewiesen, als er in Krefeld über 1300 Meter von der Spitze aus gewann, um in Düsseldorf über die Meile vom letzten Platz und mit Speed, den er noch nie gezeigt hatte, nach Hause zu kommen.

GaloppOnline.de: Da stellt sich die Frage nach der besten Distanz.

Christian von der Recke: Ohne Zweifel auf Strecken von 2000 Metern und aufwärts, das lässt sich jetzt bereits sagen.

GaloppOnline.de: Wie wird er weitermachen?

Christian von der Recke: Die genaue Zukunft ist noch nicht festgelegt. Es kann sein, dass er in diesem Jahr nicht mehr an der Öffentlichkeit erscheint. Doch genauso denkbar ist, dass er noch einmal herauskommt. Schließlich gibt es noch zwei Auktionsrennen und eine Aufgabe in Hannover. Wenn alles passt, sind wir vertreten, denn ich fahre nicht dorthin, um lediglich Bier zu trinken. Für Deutschland ist alles offen. In Italien kann auch das Derby eine Option werden.

GaloppOnline.de: Warum erscheint sein Name nicht in der Liste für das Derby 2004?

Christian von der Recke: Als der Zeitpunkt für die Nennung anstand, gehörte er mir. Ich habe ihn dann dem Stall BMK Racing angeboten im Tausch gegen Sign of Nike, der für die Sprint-Rennen in St. Moritz gekauft worden war, aber nicht das geboten hatte, was wir uns erhofft hatten. Das ließ mir keine Ruhe, worauf ich den Besitzern den bei einer Deauville-Jährlingsauktion 2002 für 15.000 Euro zurückgekauften Sagarmatha empfahl. Im Frühjahr haben sie ihn sich angesehen und ihr Ja gegeben. Dabei hat man an eine Derby-Nennung nicht gedacht.

GaloppOnline.de: Warum ritt eigentlich Ian Ferguson den Hengst?

Christian von der Recke: Die Geschichte ist ein bisschen blöde gelaufen. Beim ersten Start in Krefeld hatte sich Warren O´Connor für Frankfurt und gegen den Stadtwald entschieden, worauf Jiri Palik dort den Ritt erhielt. Auch in Baden-Baden saß Palik im Sattel, der auch beim dritten Start eigentlich reiten sollte. Er musste dann aber für seinen Stall nach Mailand, wo auch O´Connor ritt, so dass Ferguson, der eine gute Saison hinlegt, die Chance erhielt. Ich habe immer gerne die Besten drauf, das erleichtert die Sache.

GaloppOnline.de: Sagarmatha ist nicht der einzige Zweijährige, der gut läuft.

Christian von der Recke: Das stimmt. Die Form der Zweijährigen ist ohne Übertreibung gut. Wir haben mit ihnen auch früh gearbeitet, im März, April auf einer eigens von ihnen genutzten Grasbahn die ersten Lektionen absolviert. Das hat sich ausgezahlt, wenngleich man sich auch mit drei Siegen nicht rühmen sollte. Doch werden wir noch einige Treffer mit ihnen landen.

GaloppOnline.de: Wieviele Zweijährige stehen in Ihrem Stall?

Christian von der Recke: 35 Youngster gehören zu unserem Aufgebot, sorgen für eine gesunde Mischung im Stall bei rund 90 Pferden. Man rechnet ja ein Drittel Ältere, ein Drittel Dreijährige sowie das letzte Drittel für die Zweijährigen.

GaloppOnline.de: 63 Flachsiege bisher – entspricht das Ihren Erwartungen?

Christian von der Recke: 63 Flach- und 8 Hindernissiege, also 71 Saisonsiege bei einem Saisonziel von 90 Treffern – das ist in Ordnung, damit sind wir im Lot. Man zählt ja nicht mehr nach Siegen, zumindest bei der Ermittlung der Championate. Doch gilt bei uns, dass jede Boxe ein Rennen gewinnen sollte.

GaloppOnline.de: Kann das Hindernis-Championat noch geholt werden?

Christian von der Recke: Nein, das ist vorbei. Mario Hofer hat einen derartigen Vorsprung, dass das nicht mehr geht. Zumal wir nur noch ein Rennen in Bremen mit einer besseren Siegdotierung haben. Durch die Regelung mit der Gewinnsumme ist dem Championatskampf allgemein viel verloren gegangen. Auch die Veranstalter hätten von einer engen Entscheidung profitiert.

GaloppOnline.de: Genießt der Hindernissport noch immer den Stellenwert wie früher?

Christian von der Recke: Man sieht es nicht zuletzt an der Anzahl der Zweijährigen, dass der Sport auf der Flachen mittlerweile etwas in den Vordergrund gerückt ist. Dennoch ist der Hindernissport deshalb nun nicht zweite Wahl. Es gibt immer noch genügend Besitzer, die mir Pferde zum Einspringen überstellen. Oft genug mit dem Hintergedanken, dass die Pferde später dank meiner guten Kontakte zum Ausland verkauft werden. Natürlich kenne ich die Stimmen, die sagen, der Recke hat einen hohen Durchlauf an Pferden. Darauf antworte ich nur, lieber einen hohen Durchlauf als gar keinen Lauf!

GaloppOnline.de: Die Gruppe-Saison 2003 nähert sich ihrem Ende. Besteht noch die Chance auf einen weiteren Erfolg nach Scapolos Kölner Treffer?

Christian von der Recke: Ja, durchaus. Ich denke dabei wieder an Scapolo, dem sich die Chance am 26. Oktober in Bremen, mit dem Großen Preis der Freien Hansestadt, bietet.

GaloppOnline.de: Reitet Warren O´Connor auch 2004 noch in und für Weilerswist?

Christian von der Recke: In dem Punkt ist noch alles offen. Tatsache ist, dass Warren kein erfolgreiches Jahr hat, mehrere Male nicht im Sattel war, wenn Pferde für uns gute Rennen gewonnen haben. Sechs Rennen für den Stall sind eine magere Ausbeute. Da darf man sich nicht wundern, wenn die Besitzer maulen. Zu seiner Ehrenrettung sei aber auch gesagt, dass er einige Siegritte infolge Krankheit verpasste. Auf Scapolo hat in der Kölner Otto-Wolff-Meile aber allen gezeigt, dass er sich durchsetzen kann. Ich bin selbst gespannt, was die Zukunft bringt.

GaloppOnline.de: Im Winter fallen zahlreiche Samstag-Veranstaltungen aus. Wie kompensieren Sie das?

Christian von der Recke: Man muss sich den Gegebenheiten stellen. Wir werden verstärkt ins Ausland reisen, werden Rennen in England und Frankreich bestreiten. Man sollte deswegen nicht in Resignation verfallen, sondern nach Auswegen wie auswärtigen Starts suchen.

GaloppOnline.de: Wie sehen Sie generell die Zukunft im deutschen Rennsports?

Christian von der Recke: Noch einmal, nicht jammern, versuchen, die derzeit herrschende miese Stimmung zu verscheuchen. Ein Schritt dazu könnte mit der Wahl von Manfred Hellwig zum Präsidenten der Besitzervereinigung getan worden sein. Der Nachfolger von Ellerbracke, der sich seine Verdienste erwarb, hat hohe Ziele und Pläne, die hoffentlich in Erfüllung gehen. Mit einem neuen Mann verbindet man auch neuen Wind, positive Signale und Impulse. Vielleicht kann auch der gerade angelaufene US-Film Seabiscuit dafür sorgen, dass unser Sport wieder etwas mehr ins Gedächtnis der Bevölkerung gelangt. Sowohl Hellwigs Wahl als auch den Film sehe ich als Ansätze zum Besserwerden, denn es muss einfach wieder aufwärts gehen.

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