Mit Chr. v. d. Recke

GaloppOnline.de:: Sie haben in Ihrer Karriere ja viel erreicht. So zählen Sie zu den Vorreitern des Deutschland-Trends im Ausland, vornehmlich nach Frankreich. Sie stellten auch den ersten deutschen Sieger in einem englischen Hindernisrennen. Aber einen derartigen Tag wie den 26. September 2010 dürften Sie doch noch nicht erlebt haben, oder?

Christian von der Recke: Ich habe immer großen Spaß, die eigenen Pferde richtig einzuschätzen und dann die richtigen Aufgaben zu finden. Es ist ja nicht nur in England gelungen – was nie einer gedacht hätte – sondern auch das Rennen von Vishnu in Polen zu finden, wo es 60.000 Euro gab, oder Mijas für Sky Crusader und Montalban, der 110.000 Euro bekam, war für mich immer etwas Besonderes. Auch das Rennen für Earlsalsa mit seinen 92,5 GAG und 34.000 Euro Sieggeld stand sehr lange auf dem Plan.

GaloppOnline.de:: Mit einigen Tagen Abstand. Welchen Stellenwert messen Sie ihm zu?

Christian von der Recke: Es ist eine Riesenleistung und vor allem durch die Klasse der Pferde doppelt hoch zu bewerten. Ermöglicht durch ein tolles Team das von A-Z hinter mir steht. So waren drei Leute vom Stall in Meran, zwei in Zürich, zwei in Dresden, zwei in Mannheim und einer in Köln. Plus all diejenigen, die zuhause die Arbeit für die nächste Woche mit den Rennplätzen Maisons-Laffitte, Longchamp, Berlin, Hannover und Honzrath gemacht haben.

GaloppOnline.de: Bei der Planung rechnet man sich ja sicher einiges aus, aber auch einen derartigen Erfolg, nämlich sechs Sieger bei elf Startern auf fünf Bahnen zu stellen?

Christian von der Recke: Mein Spruch lautet. Zum Siegen braucht man ein Pferd, das genannt sein und laufen muss. Nur dann kann man siegen, und je weiter man fährt, umso besser sollten die Chancen sein.

GaloppOnline.de:: Dies ist doch sicher Rekord für Ihren Stall oder sogar bundesweit?

Christian von der Recke: Rekord für unseren Stall sicher. Ob es vorher jemand geschafft hat, glaube ich nicht, aber eventuell findet das ja jemand heraus.

GaloppOnline.de:: Für welche Plätze waren Sie optimistisch und für welche weniger?

Christian von der Recke: Wenn ich nicht realistisch bzw. optimistisch bin, darf ich die Pferde nicht starten lassen. Neben den sechs Siegen waren wir ja auch noch Zweiter, Dritter und Vierter.

GaloppOnline.de: Sie selbst weilten in Meran, weshalb gerade da?

Christian von der Recke: Es bot sich an, da Jamie Moore, der auch großen Anteil an den zwei Siegen hatte, von München nach Meran musste. Und ehe er links als Geisterfahrer fährt, habe ich ihn in München abgeholt und zurückgebracht. Er hatte schon in Harzburg, Waregem sowie Fiepes Shuffle in Kempton für mich geritten, er ist ein Topjockey.

GaloppOnline.de: Zwei Siege dort bedeuteten eine sehr gute Ausbeute, aber was lief falsch im Hauptereignis?

Christian von der Recke: Our Hero lief in Meran besser als in Waregem. Nur wurde er am Oxer leider reiterlos, aber das ist ein Teil des Sports und nicht zu ändern.

GaloppOnline.de: Im Hindernissport, Ihrer früheren Domäne, scheinen Sie wieder besser gerüstet zu sein. Der Belgier Filip Caenepeel ist offenbar ein Förderer des Sports. Wie kam der Kontakt zu ihm zustande?

Christian von der Recke: Er wohnt in Waregem und hat in einem Verkaufsrennen Our First Chesnut gekauft, der für ihn dann auch gleich gewann, was seinen 21. Erfolg bedeutete. Er wird jetzt von Jürgen van Landtsheer mitbetreut, der seit drei Jahren am Stall arbeitet und auch der Freund von Sabrina Wandt ist.

GaloppOnline.de: Ein anderer Belgier hat an anderer Stelle Kasse gemacht. Jockey Peter Braem hat mit Earlsalsa den Grand Prix in Zürich-Dielsdorf gewonnen und den lukrativsten Treffer gelandet. Erwartet oder eher erhofft?

Christian von der Recke: Earlsalsa ist meine Antwort an diejenigen, die meinen, dass ich Pferde im Alter nicht steigern kann und er nur da läuft, wo es passt. Dieses Rennen war seit seinem Start in Avenches/Schweiz fest geplant und mit Frau von Gaertner, die Earlsalsa ihrem Mann zum Geburtstag geschenkt hatte, und der, wie man sieht, etwas ganz Besonderes ist, lange geplant.

GaloppOnline.de: Wie kamen sie ausgerechnet auf Peter Braem?

Christian von der Recke: Marvin Suerland, der am Stall tätig ist, hatte schon Pläne für Köln. Toni Castanheira ritt für Karin Suter, die im Übrigen das Pferd in ihrem Stall untergebracht und am Renntag gesattelt hat. So war nach dem Ritt auf Pennyprincess, der Zweiten aus dem Auktionsrennen in Düsseldorf, Peter Braem mein Gedanke. Er hat Riesenform in der Schweiz, war frei, da in Macau Pause ist und hat 850 Rennen gewonnen. Sein Bruder Leo Braem ist im Übrigen seit vielen Jahren eng mit unserem Stall verbunden.

GaloppOnline.de: War seine tolle Schweiz-Bilanz mit zwei Siegen, darunter mit Zatoof im Grand Prix in St. Moritz 2002, und vier Plätzen bei sieben Starts vielleicht ein Grund bei der Verpflichtung?

Christian von der Recke: Nein, mehr die Verbindung zu seinem Bruder und der Ritt in Düsseldorf auf Pennyprincess. Im Übrigen habe ich ihn schon in Dortmund für Manchester verpflichtet, wo er mir mit einem Kopf Vorsprung das bessere Geld weggenommen hat.

GaloppOnline.de: Earlsalsa wird nur ganz gezielt eingesetzt. Wann und wo wird er wieder antreten?

Christian von der Recke: Der nächste Start erfolgt in Mailand im italienischen St. Leger am 31. Oktober. Wenn Mario Esposito frei ist, reitet er.

GaloppOnline.de: Wo sehen Sie ihn unter den deutschen Stehern?

Christian von der Recke: Brusco hat ihn leicht geschlagen. Aber auch Tres Rock Danon sowie Val Mondo sind Gegner, die doch eventuell 2-3 kg über ihm stehen.

GaloppOnline.de: Einen ausgesprochen starken Eindruck hinterließ Ladoga Danon in Köln. Welche Erwartungen haben Sie an ihn?

Christian von der Recke: Er kam als Siegloser zu uns und ist als großes Pferd gezielt und vorsichtig aufgebaut worden. Da es seine erste Saison ist, glaube ich, dass er noch viel Luft nach oben hat. Er ist in Baden-Baden auf der Auktion, aber bis dahin wird mit Wilhelm Giedt, mit dem die Zusammenarbeit ganz ausgezeichnet klappt und Spaß macht, noch geklärt, wie es weiter geht.

GaloppOnline.de: Dass der Sonntag zu einem solchen Erfolgstag wurde, ist doch auch Ausdruck von bestem Teamwork, oder?

Christian von der Recke: Auf die Wichtigkeit eines funktionierenden Teams habe ich bereits hingewiesen. Jeder Chef ist nämlich nur so stark wie sein Team, worauf ich großen Wert lege. Ich allein schaffe diese Erfolge nicht.

GaloppOnline.de: Wie oft haben Sie sich die Kassetten bislang angesehen?

Christian von der Recke: Die aus der Schweiz und Italien fehlen noch. Mannheim war ohne TV-Übertragung, aber Dresden und Köln habe ich gesehen.

GaloppOnline.de: Ihr Motto lautet ja: es geht immer weiter. Hieße das, demnächst einmal Siege auf sechs Bahnen?

Christian von der Recke: Da mir bisher immer etwas Neues eingefallen ist, um das Alte zu toppen, werde ich mir noch etwas überlegen. Aber erst musste ja mal das eine geschafft sein, um das andere zu erreichen.

GaloppOnline.de: Welche Ziele verfolgt der Stall noch für 2010?

Christian von der Recke: Das nächste Ziel lautet, das vierte Championat auf der Flachen zu gewinnen. Eines zu gewinnen ist schon schwer, aber den Titel zu verteidigen noch schwerer. Außerdem will ich meinen Teil dazu beitragen, dass Kirsten Schmitt ihren Rekord von einunddreißig Siegen in einem Jahr, nämlich 2009, brechen kann, denn eine große Anzahl der Erfolge sind ihrer reiterlichen Stärke zu verdanken – nicht ohne Grund wird von dem Erfolgsteam gesprochen.

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