GaloppOnline.de: Es läuft so richtig rund in den vergangenen Wochen, Sieg um Sieg, Punkt um Punkt. Wie zufrieden sind Sie mit dem Verlauf der Saison?
Andre Best: Es ist ein gutes Jahr, keine Frage. Ob mit Lady of Budysin im Frankfurter Auktionsrennen für Andreas Löwe oder auch mit Rosello im Badener Listenrennen für Sarah Weis und nicht zuletzt dank der aktuellen Erfolge in Deauville mit Al Malek oder Dschahan habe ich mich wieder mehr ins Gespräch gebracht, auch auf den heimischen Winterbahnen sind unsere Pferde bestens in Schuss. Ich merke dies vor allen Dingen aufgrund der Anfragen von fremden Ställen. Ein gutes Gefühl.
GaloppOnline.de: Das heißt, an Urlaub ist augenblicklich nicht zu denken?
Andre Best: Nein, vielleicht Mitte Februar mit meiner Freundin nach New York zu reisen, wäre ein mögliches Ziel. Aber augenblicklich läuft es so gut, dass ich durchreiten werde.
GaloppOnline.de: Ist das Trainer-Championat für Mario Hofer noch ein Thema?
Andre Best: Abgerechnet wird erst am 31.12. Und wenn ich mir die Lottafel so anschaue, sind die Pferde sehr gut in Schuss. Es wird schwer, ist aber nicht unmöglich. Wenn wie zuletzt ein Lauf von zwei oder drei Siegen an einem Renntag drin ist, dann kann dies auch noch mal spannend werden.
GaloppOnline.de: Wie lebt sich denn in Krefeld? War der Tapetenwechsel von Warendorf in die Seidenstadt notwendig?
Andre Best: Eigentlich bleibe ich gerne länger, dass war bei Bruno Schütz so wie auch bei Peter Rau in Warendorf. Ich habe diesen Schritt jedenfalls diesmal nicht bereut, auch ist die Entfernung zur Familie im Rheinland kürzer und es lebt sich wirklich gut hier. Der Stall ist hervorragend aufgestellt, ein Top-Quartier im Rücken zu haben ist schon etwas Besonderes, und als ein Jockey am Stall mit Terry und Steffi fühle ich mich sehr wohl. Auch die Ritte für die fremden Ställe, nimmt man beispielsweise Herrn Jörgensen, eröffnen immer wieder gute Möglichkeiten, zumal ich 52 Kilo in den Sattel bringen kann.
GaloppOnline.de: Hatten Sie nie Probleme mit Ihrem Gewicht?
Andre Best: Glücklicherweise nicht. Ich kann essen, was ich will, quer durch die Bank. Der Spint ist voller Süßigkeiten, meine große Schwäche. Ansonsten mache ich natürlich auch Ausgleichsport wie Squash oder ähnliches. Auf der anderen Seite bin ich kein großer Esser.
GaloppOnline.de: Dann dürften die 1000 Siege ja ein Thema sein, oder eine Top Ten-Platzierung bei den Reitern?
Andre Best: Also wenn die Gesundheit mitspielt, greife ich natürlich an. Es ist immer mein Traum gewesen, diese Marke zu schaffen. Und mit 41 sollte dass in zwei Jahren zu realisieren sein, klopfen wir auf Holz. Aber es stimmt, unter die ersten 10 im Ranking zu kommen wäre ebenfalls eine schöne Sache.
GaloppOnline.de: Und andere Träume?
Andre Best: Noch einmal ein Gruppe-Rennen gewinnen oder im Derby ganz vorne sein.
GaloppOnline.de: Haben Sie da ein bestimmtes Pferd im Auge?
Andre Best: Na, es war sehr schade, dass Rosello nicht im Leger laufen konnte. Der kann Gruppe-Rennen gewinnen, davon bin ich überzeugt. Der Ritt mit ihm in Baden, das war schon ein besonderes Erlebnis. Oskar Höll rief früh an, ob ich reiten wollte, war sich von Anfang an siegessicher. Das Pferd ist ein richtig gutes. Eine tolle Geschichte. Er hängt übrigens bei mir auch an der Wand.
GaloppOnline.de: Es gibt Leute, die behaupten, dass Andre Best ein Spätzünder sei?
Andre Best:(lacht). Meinen Sie, weil ich in der Lehre bei Bruno Schütz kein Rennen gewonnen habe. Dann ging es aber Schlag auf Schlag. Ich glaube in der ersten Saison nach meiner Lehre waren es 66 Siege. Ob Kornado, Chesa Plana, Prrincess Nana oder Pinot. Das waren Maschinen. Eine unvergessene Zeit, wie ich überhaupt ein Herz für Köln habe.
GaloppOnline.de: Sie zählen auch zur goldenen Jockey-Generation, sind über 40 wie zahlreiche Spitzenjockeys ebenfalls. Wo bleibt der Nachwuchs?
Andre Best Das möchte ich auch gerne wissen. Ich sehe noch Rene Piechulek und Steffi Hofer, aber sonst sieht es ziemlich dunkel aus, das muss man sagen.
GaloppOnline.de: Gibt es Vorbilder, zu denen Sie aufschauen?
Andre Best Ich finde Hein Bollow phänomenal. Wenn ich mit ihm spreche, nehme ich unaufgefordert Haltung an, Er verfolgt meine Ritte, hat alles im Blick und ein fotografisches Gedächtnis. Manchmal denke ich, der weiß sogar, wie das Wetter vor dreißig Jahren war, ein Respektsperson und doch so menschennah. Ein klasse Typ!
GaloppOnline.de: Wie sind die Rennen im Winter? Manche Jockeys nehmen sich die Auszeit oder reiten im Ausland. Ist dies auch für Sie ein Thema?
Andre Best Nein, ich reite, wie gesagt, hier durch. Es macht natürlich mehr Spaß in Deauville, und wenn man nur eine Brille während des Rennens benötigt und wie mit Schalldämpfern unterwegs ist. Die Pferde kriegen keinen Dreck ab.
GaloppOnline.de: Und in Mons?
Andre Best Also die Bahn ist sehr speziell, gar nicht zu vergleichen mit Dortmund oder Neuss. Die Bahn kann sehr schwer sein, die Pferde müssen topfit sein, die zieht unglaublich, von hinten kommt eher selten einer noch hin.
GaloppOnline.de: Ihr Tipp: Wer wird Champion bei den Jockeys?
Andre Best Also ich gönne es beiden, die sind fleißig und heiß auf den Titel. Die Spannung ist doch prima, wenn sie bis zum Schluss erhalten bleibt. Schwer zu sagen, wer am Ende die Nase vorn haben wird.
GaloppOnline.de: Was war 2011 ein ganz besonderer Moment aus sportlicher Sicht für Sie?
Als Danedream mit Andrasch den ‚Arc‘ gewann. Wir Kollegen waren in der Frankfurter Jockeykabine völlig aus dem Häuschen und sind ausgeklinkt. Das Ding hat der Andrasch in Stein gemeißelt und sich unsterblich gemacht. Der absolute Wahnsinn.
GaloppOnline.de: Wie lange wird es Andre Best noch als Reiter geben?
Es macht noch soviel Spaß im Augenblick, dass ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht habe. Wie gesagt, die 1000 Siege würde ich schon sehr gerne vollmachen und danke an alle, die mir 2011 das Vertrauen geschenkt haben.