GaloppOnline.de:
Wie zufrieden sind Sie mit dem Umsatzergebnis vom Sonntag?
Benedikt Faßbender:
Angesichts der momentanen Situation kann man mit den 943.000 Euro sehr zufrieden sein. Die Konkurrenz war sehr stark, vor allem angesichts der Bundestagswahl. Hinzu kam der Weltkindertag und ein großes Straßenfest in der Innenstadt.
GaloppOnline.de:
Inwiefern hat das Wetter negativ ausgewirkt?
Benedikt Faßbender:
Es war natürlich sehr bedauerlich, dass es nach dem vierten Rennen zu regnen begann. Und nach dem Preis von Europa ging ein richtiger Guss herunter. Sonst hätten wir in den letzten drei Rennen wesentlich mehr Umsatz erzielen können.
GaloppOnline.de:
Am Samstag war die Bahn nicht besonders gut besucht…
Benedikt Faßbender:
Es waren in der Tat schon einmal mehr Zuschauer da als diesmal. Mit 530.000 Euro lag das Wettaufkommen allerdings im Bereich der Erwartungen. Auch da war das Wetter ja wenig einladend. Wir hatten zudem das Problem, dass drei Rennen mit sieben und eines mit nur sechs Pferden gelaufen wurden. Wir hätten uns gerne den einen oder anderen Starter vom Sonntag am Samstag gewünscht.
GaloppOnline.de:
Wie war der Erfolg des Veteranenrennens?
Benedikt Faßbender:
Der englische Kanal ‚At the races‘ war da, hat eine Reportage über das Rennen gemacht. Sie soll zur besten Sendezeit ausgestrahlt werden. Es war ein Delikatess-Ritt von Jason Weaver, er war total happy. Die Ex-Champions haben sehr schön geritten. Vielleicht wäre noch mehr Stimmung gewesen, wenn Andrzej Tylicki gewonnen hätte.
GaloppOnline.de:
Einen maßgeblichen Anteil am Gelingen des Meetings hatte die Familie Ullmann…
Benedikt Faßbender:
Wir sind sehr froh, dass wir auch von Sal. Oppenheim eine solche Unterstützung bekommen haben. Man hat das Meilen-Rennen übernommen, wie im letzten Jahr die Prüfung aus Frankfurt. Auch die Tiger Hill-Präsentation am Sonntag war eine tolle Sache. Man hat eigens eine CD für den Deckhengst komponiert.
GaloppOnline.de:
Ihnen ist für das Europa-Meeting ein Hauptsponsor abgesprungen. Warum zieht Karstadt nicht mehr mit?
Benedikt Faßbender:
Karstadt hatte im Vorjahr den Samstag gesponsert und wollte das auch in diesem Jahr wieder tun. Vier Wochen vor dem Meeting hat man uns eine Absage erteilt. Grund ist die sehr problematische geschäftliche Situation. 8000 Leute werden entlassen, Gelder werden eingespart. Da setzt man natürlich schnell den Rotstift beim Sponsoring an. Ich denke, der deutsche Galopprennsport muss sich im nächsten Jahr viel Mühe geben, um seine Sponsoren bei Laune zu halten. Freundlicherweise hat Sal. Oppenheim die Sponsorship für das Gruppe II-Rennen am Sonntag übernommen. Das ist für ein Jahr, denn ab 2003 werden wir für drei Jahre einen anderen Partner haben. Wir können uns glücklich schätzen, einen solch verlässlichen Partner zu haben. Noch ein Wort zum Stutenpreis. Wir haben ihn dauerhaft von Hannover erworben, er wird schon zahlenmäßig sehr stark besetzt sein.
GaloppOnline.de:
Wie lange gilt der Vertrag mit Euro Express für den Preis von Europa?
Benedikt Faßbender:
Der Vertrag läuft dieses Jahr aus, es waren insgesamt fünf Jahre. Wir werden uns nach dem Meeting zusammensetzen und dann weitersehen.
GaloppOnline.de:
Früher lief der Preis von Europa live in den Öffentlich-Rechtlichen. Eine solche TV-Präsenz gibt es nicht mehr. Wie sieht es diesmal aus?
Benedikt Faßbender:
Es war wegen der Bundestagswahl sehr schwierig. Der WDR hätte gerne gesendet, aber es stand einfach kein Übertragungswagen mehr zur Verfügung. Letztendlich sind wir aber froh, dass der Credit Suisse Private Banking-Pokal live zu sehen war.
GaloppOnline.de:
Immer wieder flammen Diskussionen über den Termin des Europa-Preises auf, da er so dicht beim Prix de l´Arc de Triomphe liegt. Gibt es noch Pläne, das Rennen zu verschieben?
Benedikt Faßbender:
Wir sind im Arc-Umfeld platziert, haben uns in der Vergangenheit öfter erkundigt, ob es Möglichkeiten gibt, den Termin vielleicht auf Mitte Oktober zu verschieben. Das hat aber keinen Sinn, so etwas bekommen wir international nicht durch. Und dann war das Meeting im vergangenen Jahr auch ein großer Erfolg mit entsprechend guten Starterfeldern.
GaloppOnline.de:
Werden in Köln allgemein die hohen Dotierungen in den Handicaps beibehalten? Sie fühlten sich von vielen Trainern und Besitzern doch zuletzt zunehmend im Stich gelassen.
Benedikt Faßbender:
Im Frühjahr haben wir 9000 Euro für den Sieger im Ausgleich II angeboten. Das wurde überhaupt nicht angenommen. Es hat uns schon gewundert, dass die Besitzer und Trainer das offenbar nicht wünschen. Vielleicht ist einfach auch der Pferdebestand für diese Kategorien zu gering. In der zweiten Jahreshälfte haben wir das Preisgeld auf 7500 Euro zurückgefahren. Das Niveau ist bundesweit aber immer noch sehr hoch. An diesem Wochenende bekam ein Ausgleich III-Gewinner 5200 Euro, im Ausgleich IV gibt es 4100 Euro. Auch wir haben nichts zu verschenken, wenngleich es uns Leid tut, diese Änderung für die zweite Saisonhälfte machen zu müssen.
GaloppOnline.de:
Wie fällt Ihre bisherige Saisonbilanz 2002 aus?
Benedikt Faßbender:
Wir hatten bis zum Credit Suisse Private Banking-Pokal wirklich eine Super-Bilanz. Aber an diesem Tag mussten wir mächtig bluten. Wir hatten mit Startermangel und den Sommerferien zu kämpfen. Und das Gruppe I-Rennen war zahlenmäßig nicht so stark besetzt. 200.000 Euro betrugen die Einbußen beim Wettumsatz am 11. August. Beim BMW-Tag lagen wir um 150.000 Euro unter dem Vorjahres-Level, hatten allerdings auch zwei Rennen weniger. Somit fehlen uns nun im Jahresvergleich zu 2001 240.000 Euro, bei jedoch einem Renntag weniger. Das entspricht einem Rückgang von 2,7 Prozent. Erfreulich entwickelt sich der Bahnumsatz mit einem Plus von zwölf Prozent.
GaloppOnline.de:
Wie gehen Sie mit der von Zeit zu Zeit aufkeimenden Kritik am Geläuf um?
Benedikt Faßbender:
Kritik an unserem Geläuf lasse ich nicht gelten. Wir haben eine komplett geschlossene Grasnarbe. Die Bahn hat sich sehr gut erholt, ist gut in Schuss. Ich möchte die Rennbahn sehen, die so viel Geld wie wir in die Sanierung und Pflege des Geläufs gesteckt hat.
GaloppOnline.de:
Ist ein Neubau oder eine Sanierung der Haupttribüne in naher Zukunft noch im Visier?
Benedikt Faßbender:
Wir versuchen, eine Baugenehmigung für die Randbebauung an der Niehler Straße zu bekommen. Das ist ungenutztes Brachland in Höhe des alten 1400 Meter-Starts. Hier sollen Mehrfamilienhäuser entstehen. Das Ganze würde einen Park-Charakter bekommen, wäre beileibe keine Beton-Landschaft. Ich hoffe, dass in diesem Winter eine Entscheidung fällt, das ist eine Sache des Stadtentwicklungsausschusses. Wir brauchen diese Genehmigung. Aus dem Grundstückserlös würden wir Investitionen tätigen, die sich auch auf die Haupttribüne beziehen. Ohne einen solchen Erlös werden wir die Sanierung und den Umbau der Haupttribüne aber nicht anpacken können.
GaloppOnline.de:
Köln hat in der Vergangenheit mehrere Rennen von anderen, kriselnden Rennvereinen übernommen. Sollen es noch mehr Rennen werden? Wird sich bald das Top-Geschehen ausschließlich hier abspielen?
Benedikt Faßbender:
Wir haben in diesem Jahr zehn Gruppe-Rennen. Für uns als Veranstalter ist das eine ziemliche Herausforderung. Wir werden nun nicht den großen Aufkäufer spielen und sämtliche Gruppe-Rennen an uns ziehen. Der Rennsport lebt auch davon, dass in ganz Deutschland tolle Programme angeboten werden. Jeder Erwerb will wohl überlegt sein, denn die Finanzierung muss über Jahre hinweg gesichert sein.
Der Kauf des Aral-Pokals war in jedem Falle die richtige Entscheidung. Das Rennen passt hervorragend in unsere Landschaft. Wir wollen den Besuchern Qualität anbieten, sind jetzt auf einem sehr hohen Niveau angekommen. Viele meinen, Köln sei zu mächtig. Eine traurige Feststellung, wenn man bedenkt, dass wir erhebliche Bereiche des Rennsports mitsubventionieren.