Mit Andreas
Helfenbein

GaloppOnline.de:
Wie fühlt man sich nach so einer Zeit von Licht und Schatten?

Andreas Helfenbein:
Ich bin natürlich immer noch leicht enttäuscht und wollte mir nach der Winterkönigin eine Auszeit nehmen. Aber Herr Steinmetz hat noch ein paar Starter im Ausland und mich gebeten, bis Ende des Jahres deswegen noch zu reiten. Und ich möchte ihn natürlich nicht im Stich lassen. Am 1. November nehme ich mir dann aber wirklich die Auszeit und überlege, ob ich weiter reiten werde.

GaloppOnline.de:
Sie überlegen also tatsächlich, für immer aufzuhören?

Andreas Helfenbein:
So ernst wie jetzt war es noch nie. Eigentlich wollte ich den Winter durcharbeiten, aber dazu wird es jetzt auf keinen Fall kommen. Dann werde ich mir überlegen, wie es weitergeht. Ich habe auch Angebote, in Mauritius zu reiten. Ich bräuchte nur anzurufen und könnte direkt anfangen. Aber irgendwie hänge ich schon an Deutschland.

GaloppOnline.de:
Meinen Sie mit Aufhören nur in Deutschland oder eventuell ganz?

Andreas Helfenbein:
Es könnte auch sein, dass ich ganz aufhöre. Obwohl ich eigentlich erst am Sonntag auf Juvena wieder gemerkt habe, dass Pferde meine Welt sind. Es könnte aber auch sein, dass ich etwas außerhalb des Rennsports mache. Es gibt bereits zwei Angebote aus Frankfurt, die ich sofort eingehen könnte. Mein Traum war immer mal Padägogik, Kindererziehung. Aber damit habe ich mich noch nicht auseinander gesetzt. Ich hatte bisher aber einfach keine Zeit dazu. Dafür nehme ich mir die Auszeit, um mir darüber klar zu werden, wie es weitergeht. Es kann derzeit auch der Frust sein. Wir werden sehen.

GaloppOnline.de:
Eine Schattenseite war mit Sicherheit die Geschichte mit Proudwings. Wie hat sich der Vorfall aus Ihren Augen zugetragen?

Andreas Helfenbein:
Der Trainer hat mich für den Ritt verpflichtet. Andreas Suborics stand sogar daneben. Der Besitzer sagt, er hätte mich nie verpflichtet und Ralf sagt das jetzt auch. Wenn er sagt, mir ist egal mit wem die Stute gewinnt, Hauptsache sie gewinnt, ist das natürlich keine Rückendeckung. Der Besitzer wollte mich nach dem Vorfall auch entschädigen. Aber ich habe es nicht angenommen, weil der Besitzer wohl durch den Zwischenfall in Deauville schon die Höchststrafe bekommen hat. Schlimmer konnte es für ihn doch eigentlich nicht kommen.

GaloppOnline.de:
Auch, dass Sie Aeskulap im Großen Preis nicht reiten durften, tat mit Sicherheit weh. Wie haben sie davon erfahren?

Andreas Helfenbein:
Der Gestütsleiter hat mich am Samstag in Düsseldorf angerufen und mir gesagt, dass er eine schlechte Nachricht für mich hätte. Nach dem Rennen habe ich über den Vorfall noch lange mit dem Besitzer gesprochen und auch Herr Blume hat mich dazu noch angerufen. Nichtsdestotrotz war ich natürlich enttäuscht, weil ich sonst den Ritt nicht angenommen hätte und im Großen Preis ein Pferd von Christian von der Recke hätte reiten können.

GaloppOnline.de:
Machen Sie Andrasch Starke einen Vorwurf, den Ritt angenommen zu haben?

Andreas Helfenbein:
Nein, ganz und gar nicht. Kein Vorwurf an Andrasch. Er ist Profi und ich hätte es auch so gemacht. Da darf man nicht überlegen und muß einen Ritt annehmen.

GaloppOnline.de:
Nach dem Vorfall mit Nicara haben die Leute gesagt, Sie haben bewußt für den Fährhof ausgesagt. Wie geht man damit um?

Andreas Helfenbein:
Leider ist es so, dass die Gesellschaft schlecht denkt. Ich habe halt einfach nur das ausgesagt, was ich gesehen, gefühlt und mitgekriegt habe. Ich habe mich vorher mit Subi überhaupt nicht unterhalten, sondern nur mit ihm darüber gestritten, ob die Lücke da war oder nicht. Ich sehe es unter sportlichem Gesichtspunkt und war einfach nur ehrlich. Wenn du ehrlich bist, bist du der Dumme und es heißt, du bist korrupt.

GaloppOnline.de:
Sie haben danach drei Rennen in kurzer Zeit für Trainer Horst Steinmetz gewonnen. Die Zusammenarbeit scheint also trotz der Nicara-Geschichte keinen Knacks bekommen zu haben.

Andreas Helfenbein:
Wir haben uns lange ausgesprochen. Dann haben wir beide zwei Tage darüber geschlafen. Ich meine, wir haben einfach zu viel zusammen durchgemacht und wir haben ein Vater-Sohn-Verhältnis und es wäre lachhaft, das wegen einer solchen Lappalie aufs Spiel zu setzen. Wenn ich Geld bekommen hätte, hätte ich ihn verkauft und das habe ich nicht. Und deswegen ist zwischen uns alles in Ordnung.

GaloppOnline.de:
Was war der schönste Moment ihrer Karriere?

Andreas Helfenbein:
Das war wohl der erste Gruppesieg in Baden-Baden mit Hondo Mondo. Das war das schönste Gefühl. Auch die Siege mit Sternkönig waren natürlich riesig, aber Hondo Mondo war der erste Gruppesieger und das ist was besonderes.

GaloppOnline.de:
Und die bittersten Momente?

Andreas Helfenbein:
Naja, das ist alles in einem Monat gewesen. Und dann noch, wie man ab und zu gekündigt wird. Anstatt, dass man ehrlich miteinander umgeht und sich sagt, dass es derzeit einfach keinen Sinn mehr macht, läuft einfach sehr viel hintenrum. Ganz bitter war auch, als ich mit Desidera im Zukunftsrennen disqualifiziert worden bin. Und trotzdem habe ich in diesen Momenten nie ans Aufhören gedacht, bis auf eben jetzt.

GaloppOnline.de:
Und wovon träumt ein Andreas Helfenbein in diesem Sport noch?

Andreas Helfenbein:
Ich träume von Ehrlichkeit und von Fairness. Und dann träumt wohl jeder davon, das Derby zu gewinnen. Und die Diana.

GaloppOnline.de:
Wer waren die besten Pferde, die sie je geritten haben?

Andreas Helfenbein:
Die zwei besten zweijährigen Pferde waren Desidera und Bedford Set. Und von den Älteren waren es Sternkönig und Proudwings.

GaloppOnline.de:
Sie haben maßgeblich den Racing-Simulator in Deutschland etabliert, darauf haben Benjamin Clös und Dennis Wesselmann reiten gelernt. Sind Sie stolz darauf?

Andreas Helfenbein:
Es ist schön, zu sehen, dass man das nicht umsonst gemacht hat, auch wenn man vorher ausgelacht wurde. Auch bin ich stolz darauf, dass ich meinen eigenen Reitstil auf dem Ding verbessert habe. Man muß auch sagen, dass die Jungs sehr fleissig auf dem Simulator waren. Eines der schönsten Komplimente für den Racing Simulator hat mir übrigens Peter Lautner gemacht. Nachdem Yvonne Schneidewind vom einem Seminar, das ich in Bad Bertrich gehalten habe, wiederkam, hat er gesagt, er würde sie nicht mehr wiedererkennen. So habe Sie sich verbessert.

GaloppOnline.de:
Wie sehen Sie die Nachswuchs-Jungs, über die aktuell ganz Turf-Deutschland redet?

Andreas Helfenbein:
Das ist ein kleiner Lichtblick und ich hoffe doch, dass das mit der Jockeyschule in Ordnung geht und wir wirklich noch mehr Nachwuchs dadurch bekommen. Was Clös und Wesselmann angeht, wird die Zeit zeigen, ob sie sich weiter verbessern. Wenn sie am Ball bleiben, und vor allem auf dem Teppich bleiben, können das zwei vernünftige Reiter werden.

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