Mit Andreas Trybuhl

GaloppOnline.de:
Sie sind einer der Aufsteiger-Trainer des Jahres 2001. Haben Sie diese Entwicklung erwartet?

Andreas Trybuhl:
Mir war zu Saisonbeginn klar, dass wir für dieses Jahr so viel Potenzial haben wie die Jahre vorher nicht. Wir hatten auch letztes Jahr schon eine tolle Gewinnsumme von knapp 450.000 Mark und 30 Siege, aber dieses Jahr ist es noch etwas besser gelaufen.

GaloppOnline.de:
Die Zahl Ihrer Pferde bewegt sich aber immer in demselben Rahmen.

Andreas Trybuhl:
Ja, das stimmt. Dadurch, dass uns nur 30 Boxen zur Verfügung stehen, ist die Zahl der Pferde aktuell nach oben beschränkt. Das ist nicht unbedingt positiv, aber es versetzt einen auf der anderen Seite auch in die Lage, dass man selektieren kann. So sind wir mit einem sehr leistungsstarken Lot in die Saison gegangen. Wir konnten schon auswählen, bei welchen Pferden es sich lohnt, sie noch in Training zu halten und welche vielleicht an der Leistungsgrenze angelangt sind.

GaloppOnline.de:
Sie trainieren in Düsseldorf, aber Ihr Stall ist abseits der Bahn.

Andreas Trybuhl:
Der Stall befindet sich auf dem Gut Großforst, die Arbeiten selbst verrichten wir aber auf der Rennbahn auf dem Grafenberg. Wir sind bis dort rund 15 Minuten unterwegs, reiten über Felder und Reitwege dorthin. Es gab mal Gerüchte, die Pferde müssten über die Straße, wenn sie zur Bahn wollten. Dazu kann ich nur sagen: das einzige Auto, was die Pferde kennen, ist meins. Ansonsten laufen da höchstens mal ein Fuchs oder ein paar Rehe über den Weg, das ist Natur pur.

GaloppOnline.de:
Wer Erfolg hat, ist immer auch auf Expansionskurs. Sie sind da etwas eingeschränkt in den Ausdehnungsmöglichkeiten.

Andreas Trybuhl:
Ich habe gewiss einige Pläne, die in Richtung Expansion gehen. Und ich habe auch Ziele. Es läuft wohl darauf hinaus, dass ich einmal mit dem Rennverein in Düsseldorf spreche, dass ich zusätzliche Boxen auf der Rennbahn bekomme. Wir werden sicherlich bald mehr als 30 Pferde trainieren.

GaloppOnline.de:
Es gäbe auch die Option eines Ortswechsels.

Andreas Trybuhl:
Heute bin ich noch in Düsseldorf und die Frage eines Wechsels stellt sich aktuell nicht.

GaloppOnline.de:
Wie sind die Ziele für das kommende Jahr, wo sehen Sie sich in der Landschaft der deutschen Trainer?

Andreas Trybuhl:
Wir laufen aktuell auf eine Gewinnsumme von 550.000 Mark zu und es wird sicherlich nicht einfach, das im kommenden Jahr zu halten. Aber das Ziel ist, auch in 2002 zumindest so erfolgreich abzuschneiden wie in dieser Saison. Als ich vor sechs Jahren mit dem Trainieren angefangen habe, wollte ich eigentlich nur zeigen, dass es den Andreas Trybuhl gibt, der Pferde trainieren kann. Die Aufbauarbeit seitdem, die war schon immens. Aber die Leute haben das registriert. Den Start aus kleinen Anfängen bis zu heutigen Situation. Viele Leute, die mich ansprechen, bringen zum Ausdruck, dass sie das schätzen. Ich habe es sicherlich geschafft, mich ein wenig von der grauen Masse abzusetzen, aber oben bin ich noch nicht.

GaloppOnline.de:
Gab es ein Ereignis, das Sie als Durchbruch bezeichnen würden, oder war der Weg nach oben ein kontinuierlicher Prozess?

Andreas Trybuhl:
Es war ein kontinuierlicher Prozess. Wir hatten immer einen guten Schnitt Sieger zu Starts, so etwas registriert man natürlich. Aber ein einzelnes Ereignis, das mich besonders nach vorne gebracht hätte? Nein, da sehe ich keins.

GaloppOnline.de:
Sie sprechen häufig von "wir" statt von "ich".

Andreas Trybuhl:
Muss man doch auch. Denn den Erfolg, den erreiche ich nur zusammen mit meinen Leuten. Ich habe ein gutes Team. Assistent ist mein Bruder, Christian.

GaloppOnline.de:
Was hat Sie veranlasst, mit dem Trainieren anzufangen?

Andreas Trybuhl:
Es war naheliegend. Denn ich habe ja nichts anderes gelernt. Ich bin mit Pferden groß geworden. Ich war dann Hindernisjockey, habe mehr als 100 Rennen gewonnen und auch ein paar auf der Flachen. Mit 26 habe ich aufgehört. Es waren Gewichtsprobleme, aber es lief auch nicht mehr sonderlich gut. Ich hatte immer ein Herz für Pferde. Und so habe ich mit 33 angefangen, zu trainieren. Mit vier Pferden. Zwei Zweijährigen, dem eigenen Opernfürst und einem nicht ganz gesunden Pferd. Als Opernfürst sich im Training verletzt hat, hatte ich plötzlich zwei Zweijährige und zwei Lahme. Aber es sind trotzdem dann im ersten Jahr noch acht Siege geworden.

GaloppOnline.de:
Was haben Sie zwischen der Zeit der Jockey-Tätigkeit und dem Trainerstart gemacht?

Andreas Trybuhl:
Ich war Assistent bei meinem Bruder Michael in Mülheim. Und ich war längere Zeit bei Hans-Albert Blume. Da war ich ein besserer Arbeitsreiter. Aber es war eine schöne Zeit. Herr Blume war ein toller Chef, immer sehr korrekt. Ich habe dort gesehen, wie man einen größeren Rennstall führt. Und ich habe Pferde wie Sternkönig, Desidera oder Aratikos in der Arbeit geritten. Da gab es Tage, da saß ich morgens auf Pferden, die mehr als eine Million Mark wert waren. Ich bin dort weggegangen, weil mir der Weg von Mülheim, wo ich wohnen bleiben wollte, nach Köln-Heumar auf Dauer zu weit war.

GaloppOnline.de:
Wir haben es schon angesprochen: Sie kommen aus einer echten Galopper-Dynastie. Die Trybuhls, das ist in diesem Sport schon ein Name. Wieviele Brüder haben Sie?

Andreas Trybuhl:
Wir sind zu viert. Michael, dann ich, dann Christian und dann Kiki. Christian ist mein Assistent, Kiki ist Assistent an Michaels Stall. Zwei und zwei an zwei Ställen. Da spielte aber auch der Zufall eine Rolle. Unser Vater Karl war früher selbst in Mülheim Trainer, Michael hat seinen Stall übernommen.

GaloppOnline.de:
Sie Trainer, Ihr Bruder Trainer. Ist das Konkurrenz?

Andreas Trybuhl:
Es gibt kein Konkurrenzdenken, überhaupt nicht. Das fände ich auch traurig. Wir tauschen uns im Gegenteil hin und wieder sogar aus und sprechen über bestimmte Dinge. Denn man lernt ja in diesem Sport nie aus. Das ist ein abgegriffener Spruch, ich weiss. Aber da gibt es hin und wieder Situationen, da schüttelt man nur mit dem Kopf und fragt sich: was mache ich denn da jetzt? Da rufe ich dann wirklich mal meinen Bruder an. Das Bruderverhältnis stimmt bis ins kleinste Detail.

GaloppOnline.de:
Welches sind die besten Pferde im Stall?

Andreas Trybuhl:
Das ist so eine Sache. Ich hoffe vor allem auf Soave, einen Zweijährigen mit viel Potenzial für nächstes Jahr. Ansonsten ist Areias bei den Dreijährigen ein sehr gutes Pferd, auch bei unserem Kalou ist das letzte Wort sicherlich noch nicht gesprochen. Art of Magic ist auch eine Hoffnung.

GaloppOnline.de:
Sie hatten mit David Badel kurzzeitig einen Jockey, die Verbindung wurde schnell wieder getrennt. Setzen Sie nun auf Freelancer?

Andreas Trybuhl:
Nun ja, die Jockeys, die ich gerne hätte, die können wir uns nicht leisten oder sie sind anderweitig gebunden und kommen deshalb nicht in Frage. Es wird wohl keinen Stalljockey bei uns geben, wir greifen auf die Guten zurück, die frei sind. Ein Problem gibt es dabei: wenn man ein gutes Pferd kontinuierlich aufbauen will und auch in den größeren Rennen startet, kann man das nicht mit einem Top-Jockey tun, der das Pferd immer reitet. Denn irgendwann müssen diese Jockeys die Pferde aus ihrem Stall, die auch in diesen Rennen starten, reiten. Insofern ist es etwas schwierig, aber das Problem ist nicht unlösbar.

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