GaloppOnline.de: Wie waren Ihre Erwartungen in den Neusser Grand Prix-Tag?
Andreas Tiedtke: Nach den Wetterprognosen hat man im Neusser Vereinssekretariat schon das Schlimmste befürchtet, aber pünktlich zum Beginn des Renntages wurde das Wetter besser, und zum Sandbahn Grand Prix war die Bahn gut besucht.
GaloppOnline.de: Wie ist die Entwicklung bei den Hürdenrennen?
Andreas Tiedtke: Auch das Engagement für den Hindernissport trägt nun Früchte. Der Umsatz im Hürdenrennen am Sonntag lag deutlich über dem der letzten Rennen. Mehr Startmöglichkeiten bedeuten mehr Routine für Pferde und Reiter, was letzendlich dem Wetter sichere Alternativen zum Anlegen seiner Wetten gibt.
GaloppOnline.de: Wie ist die Tendenz beim Bahnumsatz?
Andreas Tiedtke: Der leichte Trend schon des vergangenen Winters, dass der Bahnumsatz zu steigern ist, setzte sich fort. Bereinigt um die Gesamtzahl der Rennen, die durch mehrfache Ausfälle und kleine Felder bei minus 18,9 Prozent zum Vorjahresvergleich liegt, ging der Bahnumsatz „nur” um 15,9 Prozent zurück. Das ist kein Grund zum Jubeln, denn die absoluten Umsätze, das Geld in der Kasse, fehlt für Besitzer, Aktive und den Rennsport allgemein.
GaloppOnline.de: Die Außenwette macht weiter Probleme?
Andreas Tiedtke: Bei der Außenwette ist ein Rückgang von über 35 Prozent zu verzeichnen. Gründe hierfür sind zum einen sicherlich die geringe Zahl an Rennen und Startern insgesamt. Aber selbst bereinigt um diesen Einfluß, gibt es wenig Grund zur Freude, da das Vermittlungsverhalten sehr unterschiedlich ist. Einzelne Internetplattformen haben ihren Umsatz im Vorjahresvergleich sogar absolut deutlich gesteigert, nämlich RaceBets.com.
Auch die DVR-Vermittlungsschiene mit German Tote verzeichnet leichte Steigerungen. Langjährige Vermittlungspartner wie Jaxx und die Telewette verzeichnen leichte Rückgänge. Nicht nachzuvollziehen ist, dass die anderen Totovermittler zum Teil mehr als ein Drittel weniger vermittelt haben.
GaloppOnline.de: Wie steht es um die Vermittlung durch die Buchmacher?
Andreas Tiedtke: Es gibt zwischen dem Direktoriumsvorstand und den Buchmachern ernsthafte Verhandlungen in Bezug auf eine neue Vertragsstruktur. Die Gespräche werden seriös geführt, ein Durchbruch ist noch nicht erzielt worden. Da ich an den Verhandlungen nicht teilnehme, kann ich zu Details keine Aussage treffen, doch wundert mich schon, dass man von Seiten der Buchmacher zur Zeit die Vermittlung deutlich reduziert hat.
Der Umsatzrückgang wäre ohne die Viererwette noch deutlicher, so dass ich schon meine Zweifel habe, ob es gelingen kann, den Toto-Umsatz mit den bisher vorgestellten Modellen deutlich zu erhöhen. Die Ist-Zahlen zur Zeit sprechen leider eine andere Sprache.
GaloppOnline.de: Was erwarten Sie sich von der Strukturreform?
Andreas Tiedtke: Es gilt unbedingt die finanzielle Basis nicht nur zu sichern, sondern zu stärken. Der Rückgang der Zahl von Pferden in Training ist meines Erachtens nur durch deutlich erhöhte Rückflüsse an die Besitzer zu stoppen. Das Rennpreisniveau an der Basis, ohne die ein Rennbetrieb nicht aufrecht zu erhalten ist, liegt auf dem Stand der späten Achtziger Jahre.
Ziel muss es sein, in den nächsten zwei bis drei Jahren zu maßvollen, aber deutlich spürbaren Steigerungen zu kommen. Mit wieder mehr Pferden in Training wird auch das Produkt Pferderennen für das Publikum, die Sponsoren und die Wetter wieder interessanter.
GaloppOnline.de: Man hört und liest, dass es erneut Verzögerungen bei der Umsetzung gegeben hat.
Andreas Tiedtke: Richtig ist, dass es in den vergangenen Wochen einige Rennvereine gegeben hat, die jeweils individuelle Probleme mit Umsetzungsschritten hatten. Es hat viel Zeit und Engangement der ehrenamtlich tätigen Mitglieder des DVR-Vorstandes und auf Seiten der Rennvereine gekostet, bestimmte Problemstellungen so zu lösen, dass ein tragfähiger Kompromiss möglich ist, der auch von einem der potentiellen Investoren mit getragen wird.
Bei allen Detailfragen ist jedoch auf Seiten der Rennvereine immer wieder geäußert worden, dass man nun endgültig zum Abschluss kommen möchte. Dies ist wichtig, denn viele Elemente der Strukturreform greifen bereits im Hintergrund. Bilder, Daten, Totosystem bis hin zur wirtschaftlichen Abwicklung der Winterrenntage bauen auf neuen Strukturen auf.
Der gemeinsame Marktauftritt und spürbare Veränderungen auf den Rennbahnen sind geplant und werden unmittelbar nach Abschluss aller Verträge umgesetzt. Nicht befriedigend ist, dass wir erneut in einer zeitlichen Verzögerung sind. Krefeld und Düsseldorf werden ihre ersten Renntage daher zunächst in eigener Regie wie gehabt umsetzen. Es hat keinen Sinn, mangels Finanzierung, irgendwelche „halben Sachen” zu machen und einfach ein paar Fahnen mehr aufzuhängen. Zu Recht würde dies auf Unverständnis in „Turfdeutschland” stoßen.
GaloppOnline.de: Nun einmal Hand auf Herz, wann geht es spürbar los?
Andreas Tiedtke: Vier bis sechs Wochen nach Abschluss mit dem Investor wird das Veranstaltungskonzept umgesetzt sein. Es hängt jetzt davon ab, ob wir in den nächsten Tagen zu Unterschriften unter den Verträgen kommen. Wenn dies der Fall ist, sollten wir auf alle Fälle noch im ersten Halbjahr die Konzepte vorstellen können. Das Ziel ist es, zum Renntag rund um die German 1000 Guineas mit der Dachmarke und deutlichen Verbesserungen für das Publikum in Düsseldorf präsent zu sein.