Mit Alessandro Schikora

GaloppOnline.de Wie lange werden Sie in Macau bleiben?

Schikora: Ich fliege am Freitag, werde am Dienstag zum ersten Mal in der Arbeit reiten. Am 20. September wird mein erster Renntag sein. Ich vergangenen Jahr hatte ich gleich zu Anfang acht Ritte und konnte ein Rennen gewinnen. Besser konnte es damals nicht losgehen. Meine Lizenz gilt erst einmal für drei Monate. Wenn es gut läuft, kann ich mir eine Verlängerung gut vorstellen.

GaloppOnline.de Wann kam dieses Engagement zustande?

Schikora: Die Lizenz habe ich schon beantragt. Im April ist darüber entschieden worden, dass ich wieder Gastjockey sein kann.

GaloppOnline.de Welche Eindrücke haben Sie im letzten Jahr gesammelt?

Schikora: Ich habe fünfzehn Rennen gewonnen, das war schon super. Dann ist man sofort unter den Top 3 oder Top 4. So etwas zu wiederholen, ist natürlich schwierig. Die Saison beginnt an meinem ersten Tag und dauert bis Ende August.

GaloppOnline.de In Deutschland sind Hiobsbotschaften an der Tagesordnung. Können Sie sich vorstellen, in Macau zu bleiben?

Schikora: Wenn der Erfolg nur annähernd so sein sollte wie im Frühjahr, was natürlich hypothetisch ist, dann würde ich wahrscheinlich so schnell nicht wiederkommen. Es sei denn, das Heimweh wird zu groß. Es wäre meine zweite große Chance, etwas aus meinem Job zu machen.

GaloppOnline.de Sind die Trainingsmethoden anders als in Deutschland?

Schikora: Alles ist auf Sprintdistanzen ausgerichtet. Die Arbeitszeiten sind anders, man geht von fünf bis acht Uhr morgens auf die Bahn. Die Pferde werden täglich gecantert.

GaloppOnline.de Ihr Kollege Torsten Mundry wird bald in Hong Kong reiten. Werden Sie regelmäßig Kontakt zu ihm haben?

Schikora: Natürlich, ich habe eine Vier Tage-Arbeitswoche. Und in Hong Kong ist man ja schnell. Es ist auch gut, einmal etwas anderes zu sehen, um den Kopf frei zu bekommen.

GaloppOnline.de Wird Ihre Frau mitkommen nach Macau?

Schikora: Sie bleibt erst einmal zu Hause. Sandra hat einen guten Job, den gibt man nicht so einfach auf. Natürlich hängt vieles davon ab, wie gesund ich bleibe und ob die Form stimmt. Wenn es nicht läuft, ist man schneller wieder zurück in Deutschland als man zunächst annimmt. Nach fünf Wochen kommt meine Frau zu mir und bleibt für drei Wochen. Dann kann man auch schon eine erste Zwischenbilanz ziehen und sehen, wo man steht.

GaloppOnline.de Wie sind die Freizeitmöglichkeiten in Macau? Waren Sie schon einmal in den großen Casinos?

Schikora: In den Casinos war ich nicht ein einziges Mal. Glücksspiele reizen mich nicht. Ich würde gerne Golf spielen. In Deutschland habe ich niemanden, der mit mir geht und auch kaum Zeit dazu. In Macau kenne ich einen Besitzer, der einen Club managt. Und wenn man um acht Uhr Feierabend hat, ist der Tag noch lange genug, um etwas zu unternehmen. In der Nähe befindet sich ein Golfplatz. Ich werde wohl öfter mit dem Trainer hinfahren, für den ich öfter in der Arbeit reite.

GaloppOnline.de Werden die Rennen in Macau anders geritten als bei uns?

Schikora: Die Rennen sind deutlich schneller. Egal ob 1000 oder 1500 Meter, aus der Maschine heraus geht es gleich volles Rohr zur Sache. Das ist fast wie auf der Neusser Sandbahn.

GaloppOnline.de Die Qualität der Pferde in Macau lässt weiterhin zu wünschen übrig…

Schikora: Hier steht ganz einwandfrei das Wetten im Vordergrund. Wetten ist für die Chinesen das Größte. Sie wetten auf alles, sogar darauf, wie schwer der Müllbeutel ist. Sie leben immer in der Hoffnung, ihr Geld zu vervielfachen. Und diese Hoffnung geben sie auch nicht auf, zünden dafür Räucherstäbchen an, beten häufig. Wetten ist da fast schon eine Religion.

GaloppOnline.de Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?

Schikora: Wenn ich pro Tag fünf Ritte habe, ist es gut. Ich werde mir aber kein Ziel setzen, möchte den Aufenthalt auch genießen können.

GaloppOnline.de Wie war die Saison 2003 für Sie in Deutschland?

Schikora: Ich habe 21 Rennen gewonnen bei ungefähr 150 Ritten. Der Schnitt war nicht schlecht. Am besten lief es für mich in München, hauptsächlich durch die Verbindung zu Jutta Mayer. Die finanziellen Möglichkeiten in Macau sind natürlich ganz anders. Sonst könnte ich auch nicht zwei Wohnungen bezahlen, eine in Deutschland und eine in Macau. Mein chinesischer Bruder Jason, wie ich ihn nenne, hat mir in Macau schon eine Unterkunft besorgt.

GaloppOnline.de Wird man als Jockey dort eigentlich auf der Straße erkannt?

Schikora: Um die Rennbahn herum schon. Torsten Mundry wurde in Hong Kong auch schon erkannt. Dort stehen aber auch jeden Tag drei bis vier Seiten über die Rennen in der Zeitung. Das ist so wie Fußball bei uns. Das ist schon kein schlechtes Gefühl.

GaloppOnline.de Ist die Lungenseuche SARS eigentlich noch ein Thema?

Schikora: Angeblich soll sie eingedämmt sein. Man hat sich beim Ausbruch der Krankheit mit den Maßnahmen damals hier etwas zuviel Zeit gelassen. Ich denke, bei einer neuerlichen Gefahr würde man viel extremer kontrollieren.

GaloppOnline.de Haben Sie einen Karriereplan? Was kommt nach Ihrer Jockey-Karriere?

Schikora: Ich fühle mich sehr wohl und liebe diesen Job. Trotz aller Tiefen habe ich fast 500 Rennen gewonnen, stehe jetzt bei 498 Treffern und hatte meisten einen Schnitt von über 14 Prozent. Bis wann ich noch reiten werde und was danach kommt, vermag ich jetzt noch nicht zu sagen.

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