Mit Adrie de Vries

GaloppOnline.de: 25 Rennen haben Sie in diesem Winter gewonnen. War solch eine Erfolgsziffer auch für Sie erstaunlich?

Adrie de Vries: Damit hatte ich nicht gerechnet, zumal ich zwischendurch auch noch Urlaub hatte. Als ich zurückkam, ging es aber ganz schnell mit den Siegen. Oft habe ich mehrere Rennen an einem Tag gewonnen. Die Top-Jockeys waren in dieser Zeit nicht im Einsatz. Da waren die Chancen für mich natürlich besser. Und wenn man in Form ist, kommt alles andere von ganz alleine.

GaloppOnline.de: Konnten Sie häufig auch zwischen mehreren Rittangeboten in einem Rennen wählen?

Adrie de Vries: Ja, aber ich bin in der Regel den selben Ställen treu geblieben, wie Jan Pubben oder Christian von der Recke, für den ich viele Dreijährigen-Rennen an mich bringen konnte. Und man muss natürlich etwas Glück haben. Ich denke da zum Beispiel an For Your Eyes Only, der im vorgerückten Alter noch einmal seine zweite Jugend erlebt.

GaloppOnline.de: Werden Sie das Championat in Angriff nehmen?

Adrie de Vries: Geplant ist das nicht. Ich hatte natürlich einen schönen Start, und wenn es so weiterläuft, wäre es gut. Aber hundertprozentig peile ich den Titel nicht an. Wenn die großen Ställe wieder mit ihren Pferden herauskommen, und auch Kollegen wie Andrasch Starke wieder reiten, wird es schwerer. Aber mein Vorsprung ist sicher auch nicht zu verachten.

GaloppOnline.de: Sicher ist Ihr relativ hohes Gewicht auch ein Nachteil?

Adrie de Vries: Auf Sand war das nicht so relevant, da ich mir oft Ritte aussuchen konnte. Das wird jetzt schwieriger. Ich manage mich übrigens selbst, rufe die Trainer an. Ich mache mir einige Arbeit am Computer, analysiere die Formen.

GaloppOnline.de: Sie sind seit vergangenem Jahr Stalljockey bei Andreas Trybuhl. Wie läuft die Zusammenarbeit?

Adrie de Vries: Riesig, wirklich sehr, sehr gut. So wollen wir auch weitermachen. Da passt alles.

GaloppOnline.de: Wer sind die Hoffnungsträger im Derby-Jahrgang?

Adrie de Vries: Dieses Jahr haben sich noch nicht solche Asse wie im Vorjahr mit Lazio oder La Ina herauskristallisiert, die auch die entsprechenden Leistungen gebracht haben. Wir haben die Hoffnung, dass wir später ein Pferd für die besseren Rennen präsentieren können. Aber 2004 sind noch nicht viele Zweijährige gelaufen.

GaloppOnline.de: Wer ragt den bei den Älteren heraus?

Adrie de Vries: Sicher Lucky Strike, der über Winter wieder bei seinen Besitzern war, und Lazio, der sich sehr gut gemacht hat. Auch Lucien van der Meulen hat ein paar nette Pferde bei uns, mit denen er viel Spaß bekommen dürfte.

GaloppOnline.de: Was haben Sie sich als Ziel gesetzt?

Adrie de Vries: Ich möchte mein Bestes geben und hoffe, dass es so gut weiterläuft und ich unter den ersten Fünf mitmischen kann. Wenn dann noch ein paar Gruppe-Siege dazukommen, ist alles ideal.

GaloppOnline.de: Sie haben gerade Ihren zweiten Ruf an den Stall von Trond Hansen vergeben. Das kam für viele doch etwas überraschend.

Adrie de Vries: Trond hatte mich schon im Frühjahr angesprochen, als ich auch sehr stark bei Jan Pubben beschäftigt war. Wir haben uns nun in Boxmeer getroffen, worauf er sein Angebot erneuert hat. Ich bin dann zu seinem Stall gefahren, habe mir die Pferde angeschaut. Es ist ein sehr schönes Angebot. Die Besitzer legen zusammen. Ich werde einmal in der Woche nach Neuss fahren. Zweimal bin ich bei Andreas Trybuhl in Köln.

GaloppOnline.de: Warum haben Sie Ihren zweiten Ruf bei Jan Pubben nicht erneuert, mit dem Sie doch über so viele Jahre Erfolg hatten? Ist das Verhältnis nicht mehr so wie früher?

Adrie de Vries: Ich komme nach wie vor zu Jan, werde auch bei ihm wieder Lots ausreiten. Er hat allerdings durch den Weggang von Lucien van der Meulen einige Pferde verloren, und Trond hat einige versprechende junge Pferde am Stall. 35 Pferde sind es insgesamt.

GaloppOnline.de: Kommt für Sie auch ein Wechsel von Holland nach Köln in Betracht? Wollen Ihre Kinder auch Jockey werden?

Adrie de Vries: Das ist nicht vorgesehen. Wir wohnen in Venlo, in der Nähe der Grenze, haben ein Haus in Sevenum. Nach Köln sind es morgens fünfzig Minuten bis eine Stunde. So weit ist das nicht. Außerdem gehen unsere beiden Söhne hier zur Schule. Beide interessieren sich bis jetzt mehr für Fußball als dafür, Jockey zu werden. Das kann sich natürlich ändern, sie können auch schon auf Pferden sitzen. Aber forcieren werde ich einen solchen Berufswunsch jetzt nicht.

GaloppOnline.de: Wie sehen Sie die Zukunft im deutschen Galopprennsport für Sie als Jockey?

Adrie de Vries: Bis jetzt kann ich mich nicht beklagen. Die allgemeine Situation des Turfs in Deutschland darf allerdings nicht noch viel schlechter werden. Ich mache mir um mich keine Sorgen, aber um die nächste Generation.

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