Melanie Sauer und Gregor Baum

GaloppOnline.de: Herr Baum, wie sind Sie auf Idee gekommen, Melanie Sauer anzusprechen, ob sie für Sie als Trainerin arbeiten würde?

Gregor Baum: Seit der Kündigung von Paul Harley sind wir natürlich auf der Suche nach einem geeigneten Nachfolger. Den Kontakt hat letztendlich Sebastian Weiss hergestellt, dessen Mitarbeiter der Bruder von Frau Sauer ist. Frau Sauer ist mir aber schon auf Auktionen aufgefallen. Da konnte man schon sehen, dass sie zielstrebig und fokussiert arbeiten kann.

GaloppOnline.de: Und wie haben Sie, Melanie Sauer, auf die Anfrage reagiert? Sie arbeiten schließlich seit dem Frühjahr als selbständige Trainerin, das gibt man doch nicht so einfach auf?

Melanie Sauer: Auf der einen Seite fühlt man sich geehrt, wenn man die Anfrage für solch eine verantwortungsvolle Aufgabe bekommt, auf der anderen Seite hatte ich mir ja Frankreich als Lebensmittelpunkt vorgestellt. Aber nachdem ich das Ehepaar Baum näher kennengelernt, mir die Anlage in Hannover vor Ort angeguckt habe in Verbindung mit der Qualität der dort ansässigen Pferden, fiel mir die Entscheidung nicht schwer.

GaloppOnline.de: Wie hat sich das dann bis zur Vertragsunterzeichnung weiter entwickelt?

Sauer: Wir haben uns zum persönlichen Gespräch in Deauville getroffen. Dann gab es noch einen Besichtigungstermin in Hannover sowie Soltau und am vergangenen Dienstag bin ich dann nach Hannover geflogen, um die letzten Modalitäten zu klären.

GaloppOnline.de: Herr Baum, glauben Sie, dass eine junge, noch relativ unerfahrene Trainerin wie Frau Sauer sich gegen die etablierten deutschen Konkurrenten wird durchsetzen können?

Baum: Da habe ich keinerlei Bedenken. Frau Sauer hat ein sehr großes Know-how, bedingt durch die fundierte und professionelle Ausbildung, die sie genießen durfte. Die Absolventen des Darley Flying Start-Programmes haben fast alle in der Vollblutindustrie Karriere gemacht, wie z. B. auch der sehr erfolgreiche Newcomer-Trainer Francis-Henri Graffard. Und sie hat fast fünf Jahre als alleinige Assistenztrainerin bei Mikel Delzangles gezeigt, dass sie erfolgreich Verantwortung übernehmen kann. Frau Sauer und unser Team passen von der Philosophie des Trainings von Pferden perfekt zueinander, das haben wir schon in den ersten Minuten gemerkt.

GaloppOnline.de: Haben Sie Respekt vor der neuen Aufgabe, Frau Sauer?

Sauer: Respekt vielleicht, Angst habe ich keine. Wovor auch? Ich finde da einen Rennstall vor mit einem engagierten Team, professionelle Rennstallbetreuung, hervorragende medizinische Unterstützung, einem erfahrenen Futtermeister, eine Anlage, die in Deutschland ihresgleichen sucht, da braucht man wirklich keine Angst zu haben. Die Familie Baum ist sehr verbunden mit ihren Pferden. Ich merke jetzt schon, dass wir diese Aufgabe als Team bewältigen werden.

GaloppOnline.de: Soll Melanie Sauer während ihrer zukünftigen Tätigkeit auch intensiver an der Entwicklung des Vollblut-Nachwuchses im Gestüt teilhaben?

Baum: Wir sind ja immer offen für neuen Input, das ist auch ein wichtiger Teil unserer Gestütsentwicklung. Wir schätzen das profunde Wissen und die Erfahrungswerte von Frau Sauer sehr, sie hat schon in der ganzen Welt in erstklassigen Betrieben gearbeitet. Wenn es also etwas geben sollte, was im Gestüt verändert und verbessert werden könnte, dann bin ich froh und dankbar für Anregungen. Im Übrigen freuen wir uns immer, wenn Trainer regelmäßig ins Gestüt kommen und die Entwicklung vom Fohlen zum Jährling begleiten. Durch die örtliche Nähe des Gestütes zum Rennstall ist das für unseren hannoverschen Trainer natürlich auch leicht durchführbar.

GaloppOnline.de: Gibt es Überlegungen von Ihrer Frau und Ihnen, zukünftig alle Brümmerhofer Rennpferde am Standort Hannover zu konzentrieren?

Baum: Als Unternehmer bin ich grundsätzlich für Risikoverteilung. Stehen alle Pferde in einem Stall und der Stall kriegt den Virus, dann ist die Saison natürlich gelaufen und die Konsequenzen muss dann auch das Gestüt tragen. Meine Frau hat natürlich ihre Pferde gerne in der Nähe. Es ist eine schöne Erfahrung, ein Fohlen, das man von Minute eins an kennt, bis auf die Rennbahn zu begleiten. Da meine Frau für das Gestüt verantwortlich ist, wird auch weiterhin der Großteil unserer Jährlinge in den Stall von Frau Sauer einrücken.

GaloppOnline.de: Warum haben Sie Hardy Hötger auch noch in Ihr Team geholt?

Baum: Ich bin sehr glücklich, dass wir so einen erfahrenen und versierten Pferdemann wie Hardy Hötger verpflichten konnten. Er ist eine Säule des neuen Konzeptes. Die Kombination des erfahrenen Pferdemannes Hardy Hötger mit der jungen, perfekt ausgebildeten und auch international orientierten Melanie Sauer, die im Übrigen native speaker in Englisch und Französisch ist, halte ich für perfekt.

GaloppOnline.de: Haben Sie ein Problem damit, Frau Sauer?
 

Sauer: Warum sollte ich ein Problem damit haben? Herr Hötger übernimmt einen sehr wichtigen Part in unserem Rennstall. Er ist Assistent und Futtermeister, nahe dran am Pferd und wird mir wichtigen Input geben können. Ein Trainer hat auch viele andere Dinge zu tun, die nicht direkt mit dem Pferd zu tun haben, deshalb ist diese Unterstützung sehr wichtig! Herr Hötger wird auch auf der Anlage wohnen. Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit.

GaloppOnline.de: Gab es viele Bewerber für diesen Job, und warum haben Sie sich für Melanie Sauer entschieden?

Baum: Es gab zahlreiche Bewerbungen, es waren viele verschiedene Trainerprofile darunter. Es gab Trainer mit Erfahrung, Newcomer mit gar keiner Erfahrung, ausländische Trainer etc.. Am Ende haben wir uns für Frau Sauer entschieden, weil wir die gleiche Philosophie teilen. Sie hat eine beeindruckende Vita, ist zielstrebig sowie fokussiert und hat eine offene und ehrliche Persönlichkeit. Das Gesamtpaket hat uns schnell überzeugt. Wir sind sehr froh, sie als neuen Trainer gefunden zu haben.  

GaloppOnline.de: Wann wird Melanie Sauer ihren Dienst antreten und wird sie Ihnen bereits während der BBAG-Auktion beim Pferdekauf beratend zur Verfügung stehen, so wie das bei Paul Harley der Fall war?

Baum: Der Vertrag startet offiziell zum 1.11, aber wir versuchen den Übergang schon fließend zu machen. Frau Sauer wird bei der Auktion anwesend sein, steht interessierten Besitzern gerne zur Verfügung. Natürlich werde ich sie auch in meine Kaufentscheidungen miteinbeziehen, wenn ich eine schöne Stute gesehen habe.

GaloppOnline.de: Können Sie ihre Zelte in Chantilly einfach so abbrechen und wird man Sie während der Großen Woche vor Ort sehen?

Sauer: Ja, ich hatte schon vor der Vertragsunterzeichnung einen Besuch der Jährlingsauktion eingeplant. Ich werde mit David Redvers und bei Bedarf auch mit anderen Kunden Jährlinge ansehen. Ich bin ab Donnerstag in Baden-Baden. Zum Glück habe ich eine Mitarbeiterin in Chantilly, die sich in meiner Abwesenheit um die Pferde kümmern kann. Die Aufgabe meines Geschäftsbetriebes wird sich kurzfristig realisieren lassen, ebenso der Transport der von mir betreuten Pferde und mein persönlicher Umzug.
 

GaloppOnline.de: Gab oder gibt es womöglich Überlegungen Ihrerseits, ihren Trainingsbetrieb zu schließen, falls Sie keinen geeigneten Nachfolger für Paul Harley gefunden hätten oder die Zusammenarbeit mit Melanie Sauer nicht funktionieren sollte?

Baum: Nein, wir haben ein tolles Team, die besten Trainingsfacilitäten, die man sich vorstellen kann und mit meiner Frau jemanden, der unbedingt den erfolgreichen Weg in Hannover fortsetzen wollte. Da hätte ich eh keine Chance gehabt….

GaloppOnline.de: Wird es eine gewisse Zeit der Einarbeitung auf der Neuen Bult gemeinsam mit Paul Harley geben?

Baum: Wir versuchen die Übergabe fließend zu organisieren. Da Herr Hötger schon seit einigen Wochen bei uns arbeitet, gibt es eh eine Konstante in der Übergangsphase. Ich habe im Übrigen überhaupt keinen Zweifel, dass Herr Harley bis zur Beendigung seiner Tätigkeit alles für die Pferde und den Stall geben wird, sodass es einen reibungslosen Übergang geben wird.

GaloppOnline.de: Gab es schon Reaktionen der aktuellen Besitzer am Harley-Quartier oder mögliche zukünftige Interessenten, die ihre Pferde von Frau Sauer trainieren lassen möchten?

Baum: Das Feedback war von allen Seiten positiv. Kunden, Team, Berater, Tierärzte, fans and friends, alle waren begeistert und freuen sich auf die neue Saison. Frau Sauer wird mehrere Pferde ihrer Kunden, die sie in Frankreich betreut hatte, mitnehmen können z. B. Pferde von Jean-Pierre Deroubaix und Stall Dipoli. Das spricht für die Wertschätzung von Frau Sauer, die sie sich in kurzer Zeit dort aufbauen konnte. Wir haben fünfzig Boxen zur Verfügung. Wir sind ein Public-Stall, jeder Kunde ist herzlichst willkommen.

GaloppOnline.de: Ihr Kontakt nach Katar soll gut sein, Frau Sauer, Sie haben aktuell auch Pferde der Al Thanis in Training. Könnte es sein, dass die dortige Herrscherfamilie Vollblüter im Sauer-Quartier trainieren lässt?

Sauer: Ich habe ein gutes Verhältnis zu Sheikh Fahad, er hat mir in Chantilly auch Pferde anvertraut. Aber ob er mir Pferde ins Training nach Hannover geben wird, ist seine persönliche Entscheidung. Ich würde mich freuen, aber das ist alles noch Zukunftsmusik. Auf jeden Fall bin ich meinen Kunden Herrn Mueller und Herrn Deroubaix äußerst dankbar, dass ich auch in Deutschland die Chance erhalte, ihre Pferde zu trainieren.
 

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