Maxim Pecheur

GaloppOnline.de: Gratulation zum Derbysieg. Haben Sie das alles, was am Sonntag passiert ist, schon realisiert?

Maxim Pecheur: Na ja, wie alle besonderen Ereignisse im Leben braucht man schon etwas Zeit, um das zu verarbeiten und sacken zu lassen. Aber ich kann sagen, es fühlt sich gut an, das Derby gewonnen zu haben.

GaloppOnline.de: Im Rennen sah es zunächst ja gar nicht gut aus für Sie. Wie war denn Ihr Plan?

Maxim Pecheur: Ja, das stimmt, eigentlich lief alles genau so, wie wir es nicht geplant hatten. Der Trainer hatte uns Jockeys natürlich die Order gegeben, dass wir uns eine gute Lage sichern sollen, aber daraus wurde nichts. Im Grunde lief alles so, wie wir es nicht geplant hatten, ich fand mich ja mit Windstoß zunächst am Ende des Feldes wieder.

GaloppOnline.de: Was haben Sie in diesem Moment gedacht?

Maxim Pecheur: Ich dachte, dass das doch gar nicht sein kann. Ich hatte dem Trainer vor dem Rennen gesagt, dass Windstoß im Training so gut drauf war wie noch nie, und auf einmal war ich ganz hinten und hatte nichts in der Hand.

GaloppOnline.de: Wann hatten Sie denn im Rennen das erste Mal das Gefühl, es könnte doch noch  etwas gehen?

Maxim Pecheur: Das war im Schlussbogen, da ging Windstoß das erste Mal im Rennen am Gebiss. Da hatte ich zum ersten Mal etwas in der Hand. Und dann packte er in der Zielgeraden ja immer besser an.

GaloppOnline.de: Und wann dachten Sie, dass Sie das Derby gewinnen würden?

Maxim Pecheur: Ehrlich gesagt, erst im Ziel, denn wenn man gegen Andrasch Starke im Endkampf ist, dann kann man sich nie sicher sein, dass man gewinnt. Und da Enjoy Vijay ganz innen ging und ich mit Windstoß weit außen, war es auch schwer abzuschätzen, wer im Vorteil ist.

GaloppOnline.de: Die Zahl der Gratulanten nach dem Rennen war sicher groß, oder?

Maxim Pecheur: Ja, natürlich. Meine Freundin (Lena Mattes, die Red.) hat mir natürlich auch sofort geschrieben. Sie hat ja in Mannheim geritten und dort fast zur gleichen Zeit mit Cazador gewonnen.

GaloppOnline.de: Sie kamen ja sehr kurzfristig zum Ritt auf Windstoß, sozusagen in letzter Minute.

Maxim Pecheur: Ja, das stimmt. Eigentlich war ich ja für Sternkranz vorgesehen. Darüber habe ich mich natürlich auch gefreut, denn es ist ja immer etwas Besonderes, im Derby zu reiten. Natürlich hatte ich aber gehofft, im Derby auch Windstoß reiten zu können, weil ich ihn auch im Training jeden Tag reite und mit ihm ja auch Zweiter in der Union war.

GaloppOnline.de: Wie war Ihr Gefühl, als Sie dann erfuhren, dass Windstoß Ihr Derbyritt ist? Waren Sie vor dem Rennen aufgeregt?

Maxim Pecheur: Unbeschreiblich, ich habe mich natürlich riesig gefreut, dass man mir so viel Vertrauen schenkt. Aufgeregt war ich vor dem Rennen eigentlich nicht, denn unser Trainer Markus Klug schimpft eigentlich nach dem Rennen nur selten.

GaloppOnline.de: Bei der Siegerehrung und nach dem Rennen wirkten Sie sehr gefasst. Warum sind Sie so cool geblieben?

Maxim Pecheur: Ich bin von Natur aus eher ein Mensch, der nicht so überemotional ist. Das heißt aber ganz bestimmt nicht, dass ich mich nicht riesig  gefreut hätte.

GaloppOnline.de: Was trauen Sie Windstoß nach seinem Derbysieg noch zu?

Maxim Pecheur: Das ist nicht leicht zu sagen. Man muss sehen, wie er das Rennen wegsteckt, und was die Form wert ist.

GaloppOnline.de: Die Prämie für das Derby ist der mit Abstand größte Rennpreis, den Sie bisher verdient haben. Wissen Sie schon, was Sie damit machen?

Maxim Pecheur: Darüber habe ich mir ehrlich gesagt, noch gar keine Gedanken gemacht. Davon geht ja auch noch die Steuer ab, mal sehen, wie ich das Geld investiere.

GaloppOnline.de: Seit wann arbeiten Sie bei Markus Klug? Wie kam es dazu, dass Sie nach Heumar wechselten?

Maxim Pecheur: Seit drei Jahren. Ich weiß gar nicht mehr so genau, wie es dazu kam. Ich habe im Südwesten das ein oder andere Mal für ihn geritten, so kam dann der Kontakt zustande.

GaloppOnline.de: Hinter Stalljockey Adrie de Vries sind Sie gemeinsam mit Martin Seidl, Andreas Helfenbein und Rene Piechulek einer von vielen Jockeys am Stall von Markus Klug. Jetzt als Derbysiegreiter, hat man da vielleicht auch den Wunsch, selber mal Stalljockey zu werden?

Maxim Pecheur: Daran verschwende ich aktuell überhaupt keinen Gedanken. Ich fühle mich an unserem Stall so wohl, dass ich am liebsten für immer hier bleiben möchte.

GaloppOnline.de: Sie sind ein Spätberufener, haben erst 2011 Ihre ersten Rennen bestritten. Wie kamen Sie zum Rennsport? Stimmt es, dass Werner Schmeer ihr Entdecker ist?

Maxim Pecheur: Ja, ich habe erst spät mit dem Rennreiten angefangen. Ich hatte ja zunächst mein Abitur gemacht und mich damals für den Studiengang Psychologie interessiert. Bis zum Abitur wusste ich gar nicht, wie ein Rennpferd aussieht. Zum Rennsport kam ich eigentlich eher durch Zufall. Der Rennclub Saarbrücken hielt im Hotel meiner Eltern eine Tagung ab, da lernte ich Herrn Schmeer kennen. Mein Entdecker ist er nicht, aber er sagte mir, ich solle doch einfach mal ein Praktikum bei Christian von der Recke machen, und stellte den Kontakt her. Dann begann ich bei Herrn von der Recke meine Ausbildung, das war natürlich eine harte Schule. Später bin ich dann zu Gerald Geisler gewechselt.

GaloppOnline.de: 2012 wurden Sie mit 57 Siegen Nachwuchs-Champion und waren Fünfter im Championat. Aktuell liegen Sie im Championat auf dem zehnten Platz. Uns ist aufgefallen, dass Sie zu den Jockeys mit den meisten Ritten zählen.

Maxim Pecheur: Ja, ich versuche überall, meine Chancen wahrzunehmen. Ich reite auch häufig in der französischen Provinz, was viele gar nicht so mitbekommen, oder auch in Belgien, wo ich noch zuletzt für Marion Rotering mit Darrell Rivers erfolgreich war.

GaloppOnline.de: Auch in der Schweiz steigen Sie regelmäßig in den Sattel.

Maxim Pecheur: Ja, ich war im vergangenen Jahr sogar Dritter im Schweizer Championat. Ich habe einen guten Kontakt zu Markus Monstein (Schweizer Sportjournalist und Turfexperte, die Red.), der mir Bescheid gibt, wenn sich dort etwas anbietet.

GaloppOnline.de: Arbeiten Sie für Ihre Ritte in Deutschland auch mit einem Agenten zusammen?

Maxim Pecheur: Nein, das mache ich alles selbst.

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