Sport-Welt: Ein außergewöhnliches und auch forderndes Jahr liegt hinter dem deutschen Rennsport. Corona bestimmte und bestimmt nach wie vor die Schlagzeilen. Auch die BBAG musste mit der Situation umgehen und hat es geschafft, 2020 trotz alledem zwei Auktionen durchzuführen. Wie fällt Ihr Fazit aus?
Klaus Eulenberger: Wir konnten die Jährlings-Auktion und das Sales & Racing Festival im Rahmen der Corona-Verordnung des Landes BW abhalten. Die Umsetzung war nicht einfach, ist uns mit unserem Team aber sehr gut gelungen. Mit dem Sales & Racing Festival hatten wir besonders Glück, da sich die Corona-Verordnung zwei Tage nach der Auktion so geändert hat, dass eine Durchführung der Auktion unmöglich geworden wäre. Glücklicherweise hatten wir keine Covid-19-infizierten Personen auf unserem Gelände und unsere Kunden sind gesund an- und abgereist.
Sport-Welt: Die Frühjahrs-Auktion musste aber leider ausfallen. Das drückt die Gesamtbilanz…
Klaus Eulenberger: Ja, leider konnten wir die Frühjahrs-Auktion nicht abhalten und unseren Kunden diese wichtige Verkaufsplattform in 2020 anbieten.
Sport-Welt: Nach der Absage im Frühjahr dürften die Erwartungen 2020 zunächst einmal verhalten gewesen sein. Hand auf‘s Herz: Mit wie viel Optimismus ging man die Auktionsplanungen in einer solchen Lage an?
Klaus Eulenberger: Dass wir die beiden Auktionen so veranstalten konnten, haben wir erhofft. Das befriedigende Ergebnis war so sicher nicht zu erwarten.
Sport-Welt: 2019 war Godolphin der Top-Akteur auf der Käuferseite. In diesem Jahr war Scheich Mohammed nicht aktiv und trat generell erst spät auf den europäischen Auktionen in Erscheinung. Dennoch zog die BBAG auch 2020 internationale Klientel an. Wie fällt hier die Bilanz aus?
Klaus Eulenberger: Leider hatten einige internationale Kunden durch die Pandemie kurzfristig Reiseeinschränkungen und konnten nicht vor Ort sein. Diesen konnten wir aber durch Vermittlung von Agenten oder auch telefonisches Bieten über die BBAG helfen. Durch die angebotene Qualität konnten wir jedoch weiterhin viele ausländische Kunden begrüßen. Und es hat sich auch in diesem schwierigen Jahr gezeigt, dass Spitzenpferde in Iffezheim Spitzenpreise erzielen können!
Sport-Welt: Positiv zu werten ist, dass mit dem Gestüt Ammerland ein deutscher Owner/Breeder für den Top-Seller bei der Jährlingsauktion sorgte. Für 820.000 Euro kaufte man eine Sea The Stars-Stute vom Gestüt Görlsdorf. Ein starkes Zeichen an die Branche und ein Bekenntnis zur BBAG, oder wie sehen Sie das?
Klaus Eulenberger: Wir haben in den letzten Jahren regelmäßig bewiesen, dass wir international absolut konkurrenzfähig sind. Wenn wir Spitzenpferde anbieten, ist das nationale und internationale Interesse da. Natürlich ist es sehr erfreulich, dass der Rekordverkauf an einen deutschen Käufer ging, und zeigt, dass für solche Angebote auch im Inland Interesse vorhanden ist.
Sport-Welt: Für Sie als neuen Manager der BBAG war das Jahr 2020 also gleich eine echte Reifeprüfung. Was nehmen Sie Positives aus den vergangenen zwölf Monaten mit?
Klaus Eulenberger: Die Besetzung unserer Mannschaft hat ja sich nicht verändert. Am Jahr 2020 sind wir sicher alle auf die ein oder andere Weise gewachsen. Prinzipiell hat sich im letzten Jahr sicher besonders gezeigt, dass man mit guter Vorarbeit auch schwierige Situationen und Konzepte bewältigen kann. Besonders erfreulich war die außerordentlich gute Zusammenarbeit aller Beteiligten.
Sport-Welt: Und was war Ihr ganz persönliches Auktions-Highlight 2020?
Klaus Eulenberger: Das waren 100 Prozent Rennpreise in allen Auktionsrennen!
Sport-Welt: Sportlich konnte die BBAG im vergangenen Jahr in vielerlei Hinsicht auf sich aufmerksam machen. Man denke nur an die Gruppe I-Sieger Torquator Tasso, Sunny Queen, Donjah und Miss Yoda, die allesamt bei der BBAG verkauft wurden. Starke Argumente…
Klaus Eulenberger: Es ist ja nicht unbedingt etwas Neues, dass wir in Iffezheim prozentual gesehen sehr gute Pferde anbieten. Das Jahr 2020 ist mit drei klassischen Siegern (Lancade, Miss Yoda und Quian) und vier Gruppe I-Siegern (Donjah, Miss Yoda, Sunny Queen und Torquator Tasso) jedoch herausragend. BBAG-Pferde konnten im letzten Jahr 34 Gruppe-Rennen gewinnen.
Sport-Welt: Die Corona-Lage ist indes weit davon entfernt sich zu entspannen und sicherlich haben die Planungen für die diesjährigen Auktionen bereits begonnen. Doch noch vermag niemand zu sagen, wie es in ein paar Wochen aussieht. Die wichtigste Frage in diesem Zusammenhang lautet daher: Werden alle drei Auktionen der BBAG stattfinden?
Klaus Eulenberger: Wir wollen alle drei Auktionen wie terminiert abhalten. In 2020 war unser großer Vorteil, dass wir auch in der Covid-19-Situation nicht ständig unsere Auktionsdaten verändert haben. Unsere Kunden und wir brauchen eine bestmögliche Planungssicherheit.
Sport-Welt: Nun kann es gut sein, dass sich die Situation in Richtung Sommer entspannt. Planen Sie aus diesem Grund zweigleisig, also Auktionen unter Corona-Bedingungen wie im Vorjahr und Auktionen unter Normalbedingungen?
Klaus Eulenberger: Wir sind in beidem erprobt. Natürlich hoffen wir unsere Auktionen wie gewohnt ohne größere Einschränkungen durch Corona durchzuführen.
Sport-Welt: Ein großes Thema, das den Rennsport seit Wochen beschäftigt, ist die Situation um Baden Racing. Hier schaut man von Seiten der BBAG gewiss ganz genau hin?
Klaus Eulenberger: Natürlich, die Rennen auf der benachbarten Rennbahn sind für den Gesamtrennsport immens wichtig.
Sport-Welt: Es ist ohne Frage das „Worst-Case-Szenario“, aber inwieweit würde eine Absage der Rennen in Baden-Baden auch die BBAG tangieren?
Klaus Eulenberger: Ein Ausfall der Rennen in Baden-Baden würde den gesamten deutschen Rennsport stark treffen. Auch andere große internationale Auktionen werden ohne parallele Rennen durchgeführt.
Sport-Welt: Ist denn eine BBAG ohne Rennen in Iffezheim überhaupt vorstellbar?
Klaus Eulenberger: Natürlich können wir auf unserem Auktionsgelände auch ohne Rennen in Iffezheim Pferde verkaufen. Schließlich haben wir auf unserer Anlage ausgezeichnete Möglichkeiten, nationalen und internationalen Kunden die besten Bedingungen zu bieten. Die Infrastruktur mit dem 5 km entfernten Flughafen und dem direkten Autobahnanschluss ist hervorragend. Die unmittelbare Nähe zum Kurort Baden-Baden, mit ausreichend Hotelzimmern und vielen weiteren Anziehungspunkten, ist sehr wichtig. Die Qualität der angebotenen Pferde ist für uns ein sehr gewichtiges Kriterium! Es kann aber nicht oft genug gesagt werden! Die Rennen in Iffezheim sind für den deutschen Rennsport, wie wir ihn kennen und erhalten müssen, existenziell.