Jan Antony Vogel

GaloppOnline.de: Wie haben Sie die NDR-Reportage persönlich aufgenommen?

Jan Antony Vogel: Vogel: Ich bin über den Inhalt der Reportage nicht erstaunt. Diese trifft uns auch nicht völlig überraschend. Die Art und Weise der Verwendung von Sequenzen aus Rennfilmen hat mich allerdings verärgert, da hier seitens der Produzentin nicht mit „offenen Karten“ gespielt wurde. Die Produzentin war bei uns im Hause, und ich habe mich  bereit erklärt, für ein ausführliches Gesprächsinterview zur Verfügung zu stehen.  Ich war und bin auch heute nach Ausstrahlung der Sendung davon überzeugt, dass wir  offensiv den Kritikern unseres Sports entgegentreten müssen. Mir war völlig klar, dass Frau Coenen, die dem Galopprennsport, aber auch anderen Pferdesportarten sehr kritisch gegenübersteht, einen kritischen Bericht drehen würde. Dies ergab sich erkennbar aus den Fragen, die mir zum Galopprennsport gestellt wurden. Ich war nicht darüber unterrichtet, welche Aufnahmen darüber hinaus am Rennstall Recke und an sonstigen Stellen gemacht worden sind, und natürlich auch nicht, wie der Bericht konkret aussehen würde. Vor der Ausstrahlung nach Kenntnis über den Inhalt hat sich das Direktorium anwaltlich beraten lassen und dem NDR eine Abmahnung zukommen lassen, die sich auf die Nutzung der Rennfilmsequenzen bezog. Es sind in der Produktion Bildsequenzen verwendet worden, an denen wir explizit alle Urheberrechte haben. Die Verwendung wurde weder angekündigt, noch wurde eine offizielle Anfrage gestellt, noch wurde eine Freigabe erteilt. Auch von unseren Partnern, den Wettanbietern, die die Bilder ja auch haben, ist keine Freigabe erteilt worden. Wir erwarten jetzt hierauf die Reaktion des NDR.

GaloppOnline.de: Was meinen Sie explizit mit den Aufnahmen vom Recke-Stall?

Jan Antony Vogel: Es ist für mich unverständlich, wie man die Thematik „Anbinden der Zunge“ dargestellt hat. In der technischen Kommission haben wir diese Thematik intensiv besprochen und Ausrüstungsvorgaben besprochen und die Umsetzung empfohlen. Die im Beitrag dargestellte Form wird von Seiten des Dachverbandes abgelehnt. Auch wenn möglicherweise zugesichert worden ist, man würde diese Darstellung mit der Kamera nicht aufnehmen, muss ich leider feststellen, dass die  Empfehlungen der technischen Kommission offensichtlich nicht befolgt werden.

GaloppOnline.de: Das war aber nur ein Kritikaspekt des Berichtes.

Jan Antony Vogel: Der Bericht wirft für den Betrachter viele Fragen auf, die aber vollständig beantwortet wurden. Diese Sequenzen fehlen leider in der Sendung. Wir stellen uns jeder Kritik und haben darauf Antworten. Auch wenn man diese nicht wahrnehmen will. Der Tierschutz ist ein zentrales Thema in unserem Haus, das uns täglich begleitet. Wir haben berechtigte und konstruktive Kritik nie in die Schublade gelegt und wir werden auch in Zukunft Dinge, die zu korrigieren sind, korrigieren. Was die Öffentlichkeit angeht: wir schließen ja nicht die Tür und sagen, dahinter hat niemand etwas verloren, sondern wir gehen in unseren Gestüten, ich nenne den Tag der Gestüte, unseren Trainingsanstalten, hier gibt es den Tag der Rennställe, offen mit den Themen um. Viele konnten wir überzeugen, manch einen nicht. Das wird auch in Zukunft der Fall sein.

GaloppOnline.de: Hat der Verband eine Schutzfunktion gegenüber seinen Aktiven?

Jan Antony Vogel: Wenn wir den Bereich „Tierschutz“ ansprechen, haben wir eine Schutzfunktion gegenüber unseren Pferden. Diese nehmen wir sehr ernst. Der Schutz unserer Pferde ist mit einer der tragenden Grundregeln unserer Rennordnung. Was Aktive angeht: natürlich unterstützen wir diese, wenn Sachverhalte bewusst  unrichtig  in den Medien dargestellt werden.  Hier sind wir als Galopprennsport immer gemeinsam mit den Aktiven betroffen und koordinieren die Gegenmaßnahmen. Grundsätzlich ist aber natürlich jeder selbst für Äußerungen, die getätigt werden, verantwortlich. Im konkreten Fall stehen wir aber auch Frau Danz unterstützend zur Seite.

GaloppOnline.de: Pferde stehen 23 Stunden in der dunklen Box – ein Vorwurf aus der Reportage.

Jan Antony Vogel: Das ist natürlich nicht zutreffend. Jeder, der die Gelegenheit nutzt, unsere Gestüte und Rennställe zu besuchen, wird mit einem völlig anderen Bild konfrontiert. Gerade auch in Weilerswist bei Herrn von der Recke gibt es große Koppeln und Auslaufflächen und die werden auch genutzt. Das ist in diesem Sport allgemein bekannt. Warum dies in der Reportage anders dargestellt wurde, vermag ich nicht zu sagen. Dies war auch Thema meines Gesprächsinterviews. Auch hier habe ich klargestellt, dass diese Unterstellung für unsere Betriebe nicht zutrifft.

GaloppOnline.de: Der Zuschauer konnte den Eindruck bekommen, Besitzer gehen mit ihren Pferden nicht sorgsam um. Dem wird der Großteil der Besitzer massiv widersprechen.

Jan Antony Vogel: Natürlich. Es stimmt ja auch nicht. Sowohl unsere Züchter als auch die Besitzer und die Trainer gehen sehr verantwortungsbewusst mit unseren Vollblütern um. Wir sind alle Pferdeleute, deren Herz an den Pferden hängt. Es ist sehr schade, dass in der Sendung  nur das Ziel verfolgt wurde, den Rennsport in die Ecke des nicht ordnungsgemäßen Umgangs mit den Pferden zu stellen. Jeder objektive Betrachter kommt zu einem anderen Ergebnis. Wir stehen vor unseren Züchter, Besitzern, Trainern und Aktiven. Für alle steht das Pferd im Mittelpunkt und dazu gehört untrennbar der verantwortungsbewusste Umgang.  Alle Pferde, die auf den Gestüten oder in den Rennställen stehen, unterliegen unserer Kontrolle. Alle Beteiligten unterwerfen sich der Rennordnung und damit den umfangreichen Kontrollen, die in den Betrieben durchgeführt werden. Aber es geht noch weiter: gar nicht thematisiert in dem Bericht wurden die Aufzucht der Pferde, die Haltung der Mutterstuten und der Hengste. Ein Blick über den Tellerrand hätte der Produzentin auch gut getan. Es gibt unzählige Beispiele, wo unsere Vollblüter im Turniersport und als Freizeitpferde entsprechend ihrer Veranlagung glückliche und zufriedene Besitzer haben. Kurzum: der Bericht ist keine objektive Auseinandersetzung mit der Vollblutzucht und den Leistungsprüfungen. Schwarz-Weiß-Malerei ist immer ein Problem und verwehrt eine objektive Beurteilung. Ich darf nochmals klarstellen, dass wir es begrüßen, wenn man sich mit unserem Sport kritisch auseinandersetzt.  Wir greifen berechtigte Kritik auf und sorgen dafür, dass  diese sich nicht wiederholen oder aufkommende Fehlentwicklungen direkt unterbunden werden. Wir sind für unseren Galopprennsport verantwortlich und nehmen die Verantwortung sehr ernst.

GaloppOnline.de: In der offiziellen Stellungnahme des Direktoriums wurde das Wort „skrupellos“ verwendet, was das Herangehen der Produzenten und des Filmteams angeht.

Jan Antony Vogel: Ich persönlich bin nicht in ein Interview gelockt worden unter Vorspiegelung falscher Tatsachen. Mir war auch klar, dass von zweieinhalb Stunden Interview das wenigste gesendet würde. Es gibt aber anderslautende Aussagen zum Beispiel von Frau Danz. Und ich halte es auch für keinen guten Journalismus, Jahre zurückliegende Unfälle zu zeigen und den Eindruck zu erwecken, dies sei im letzten Jahr passiert. Das Leben der Rennpferde ist keineswegs kurz, das geht völlig an der Realität vorbei. Aber es war bewusst so gewollt, dass man diesen Sport in die Ecke stellt, wo er nicht hingehört. Ich persönlich verstehe unter kritischem Journalismus etwas anderes. Wir lernen aber auch aus dieser Sendung und werden uns mit den uns ja nicht unbekannten kritischen Aspekten weiter auseinandersetzen. Ich muss erkennen, dass ich die Produzentin Frau Coenen auch durch mein Gesprächsinterview nicht zu einem Fan des Galopprennsports gemacht habe. Dies habe ich zwar nicht erwartet, ein objektiverer Umgang mit unserem Sport wäre wünschenswert gewesen.

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