Mit Helmut von Finck:

Sport-Welt: Frohes Neues Jahr erst einmal. Sind Sie gut „reingekommen“ und wo haben Sie den Silvesterabend verbracht?

Helmut von Finck: Eigentlich wollte ich zur Championatsehrung nach Dortmund, aber meine Frau Kerstin war über die Feiertage etwas krank. Dann blieb ich in Berlin und wir haben das Jahr beim Silvester-Dinner in einem Lieblingsrestaurant in Berlin Revue passieren lassen. Günter Gudert und Monika Rybka brachten uns die schönen Championatsbilder von Deutscher Galopp zwei Tage später nach Berlin.

Sport-Welt: Man darf davon ausgehen, dass in diesem Jahr besonders gefeiert wurde. Immerhin können Sie auf eine herausragende Saison zurückblicken. Besitzer- und Züchter-Championat, das ist doch mal was….

Helmut von Finck: …ja, das kann man wirklich sagen. Es war ein intensives aufregendes Jahr. Wir haben hart gearbeitet. Es war im Bereich Management und Zucht wirklich eine großartige und intensive Zusammenarbeit. Wir haben am 7.Januar mit unserem Gestütsleiter Jan Ditscheid und seiner Frau im Gestüt bei einem wunderbaren Essen das ganze Jahr nochmals gefeiert.

Sport-Welt: Wie würden Sie Ihr Galopp-Jahr 2022 in einem oder vielleicht zwei Sätzen zusammenfassen? Vielleicht reicht sogar ein Wort?

Helmut von Finck: In einem Wort ist unmöglich, die Zeit vor dem Derby und vor dem Dallmayr-Preis war für uns schon etwas angespannt, aber rückblickend war es ein großartiges Jahr.

Sport-Welt: Ihr Star 2022 war natürlich Sammarco, der Ihnen – Sie sagten es selbst – in Hamburg einen Lebenstraum erfüllte. Er gewann später noch den Großen Dallmayr-Preis und lief im Großen Preis von Baden und Preis von Europa platziert. Welchen Stellenwert nimmt der Hengst, dessen Karriere natürlich noch weitergeht, jetzt schon in Ihrem sportlichen Leben ein?

Helmut von Finck: Sammarco hat uns alles gezeigt, er ist ein Kämpfer par excellence. Er hat mit seiner herausragenden Leistung über das ganze Jahr eine Top Performance gebracht, zwei Gruppe I-Rennen gewonnen, was kann ein Pferd mehr machen? Er ist für mich der „Galopper des Jahres“ und steht auf einer Stufe mit Soldier Hollow.

Sport-Welt: Es war eine lange Saison für Ihren Derbysieger, der ja auch noch die Union gewinnen konnte. Wie verbringt er die Winterpause?

Helmut von Finck: Die Pause tut ihm bestimmt gut! Ich werde ihn Anfang Februar besuchen, aber ich bin sicher, dass sein Betreuer Vaselin Ivanov, dem ich übrigens auch sehr dankbar bin, gut auf ihn aufpasst.

Sport-Welt: Wissen Sie schon, wann es für ihn in diesem Jahr wieder losgeht und welche Ziele man ansteuern wird?

Helmut von Finck: Ich werde mit Peter Schiergen die Route genau besprechen: Baden, München, Paris könnten für ihn die Eckpfeiler der Route 2023 sein.

Sport-Welt: Eine letzte Frage mit Bezug zum Blauen Band 2023: Steht Ihre Derby-Rede schon?

Helmut von Finck: Ich arbeite schon an der Derbyrede, aber bin noch lange nicht fertig.

Sport-Welt: Mit dem Camelot-Sohn Sammarco als zweifachen Gruppe I-Sieger hatten Sie das Besitzer-Championat früh sicher. Spannender war es in der Sparte Züchter. Mit Blick auf die Bilanz kann man heute sagen, dass Ihr Top-Handicapper Western Soldier hier den Unterschied machte. Hätten Sie ihm eine derartige Entwicklung zugetraut?

Helmut von Finck: Natürlich habe ich immer an Western Soldier geglaubt, ich kenne ihn seit seiner Geburt, aber es lief am Anfang nicht alles rund und wir waren uns schnell einig, ihn langsam über das Handicap aufzubauen, das hat er uns voll gedankt.

Sport-Welt: Welche Pläne haben Sie mit Western Soldier? Sein Gruppe-Debüt in Italien Ende des Jahres fiel aus. War er verletzt?

Helmut von Finck: Leider hat er vor Italien ein kleines Problem am Huf gehabt, nach einer Woche war das ausgestanden. Sein Gruppe-Debüt ist damit hoffentlich nur verschoben, wir sehen zuversichtlich ins neue Jahr.

Sport-Welt: Auch bei den Stuten hatten Sie 2022 einen Top-Galopper. Dishina lief in den German 1000 Guineas platziert. Sie steht derzeit nicht auf der Trainingsliste. Geht sie in die Zucht? Wenn ja, wer wird ihr erster Partner sein?

Helmut von Finck: Dishina und auch Dhara, eine Vollschwester zu Destino, machen gerade einen Winterurlaub im Gestüt. Sie sehen sehr gut aus und kommen Februar/März wieder in den Rennstall zurück.

Sport-Welt: Saloon Sold, die Mutter von Sammarco, soll auch wieder von Camelot gedeckt werden. Bleibt es dabei?

Helmut von Finck: Saloon Sold steht in Irland und ist tragend von Ghaiyyath, wir haben sie besuchen und auch die irischen Deckhengste gesehen. Jetzt entscheiden wir, ob Camelot, Sea The Stars oder vielleicht Churchill ihr nächster Partner wird.

Sport-Welt: All Ihre Erfolge im vergangenen Jahr haben eines gemeinsam. Peter Schiergen war der Trainer. Gemeinsam feierten Sie auch große Erfolge mit einem gewissen Soldier Hollow. Was zeichnet den Trainer aus?

Helmut von Finck: Das stimmt, wir sind schon ein besonderes Team. Peter Schiergen ist eine herausragende Turfpersönlichkeit, ich bewundere seine Erfahrung, er ist professionell und geht ausgezeichnet mit schwierigen Situationen um! Seine Erfolgsstory ist außerordentlich beeindruckend.

Sport-Welt: Es ist noch nicht lange her, da hatten Sie auch einige Galopper in Frankreich im Training. Ein Experiment, das Sie aber relativ schnell beendeten. Ist das Kapitel Frankreich komplett geschlossen?

Helmut von Finck: Nein, wir haben unsere französischen Farben bei Trainer Shimizu in Chantilly liegen und suchen nach dem richtigen Pferd. Fast hätte ich vor drei Tagen eine Stute von Amaron aus der Zucht von Herrn Kredel, Gestüt Etzean, aus dem Verkaufsrennen geclaimt, aber dann war sie nur Zweite, das war mir dann nicht gut genug.

Sport-Welt: Wie alle wissen, betreiben Sie ja nicht nur das Gestüt Park Wiedingen und haben einen erfolgreichen Rennstall. Sie besitzen mit Soldier Hollow, der im Gestüt Auenquelle steht, und Destino, der im Gestüt Westerberg deckt, zwei eigene Deckhengste. Soldier Hollow wurde in diesem Jahr erstmals Champion der Mutterstuten-Vererber. Seine Erfolgsgeschichte geht immer weiter…

Helmut von Finck: Soldier Hollow ist Deutschlands bester Deckhengst und Champion der Mutterstuten, jeder kann froh sein, wenn er eine Soldier-Hollow Stute im Besitz hat! Ich habe vier Stuten tragend von ihm und schicke ihm auch dieselbe Anzahl wieder. Es stehen noch ein paar Sprünge zur Verfügung, aber generell ist es das Wichtigste, dass er in seinem Alter gesund und glücklich ist. Immerhin hat er die gesamte deutsche Zucht über die letzten 20 Jahre ungemein bereichert. Destino ist eine Deckhengstperle. Ich bin überzeugt, dass er Derbypferde bringt und durch seine Mutterlinie hervorragendes Potenzial mitbringt. Er ist ein Sohn von Soldier-Hollow. Leider beachten die Züchter ihn noch zu wenig, aber er wird’s noch zeigen, wir haben außergewöhnlich gute Jährlinge von ihm. Ich kann jedem Züchter nur empfehlen, Destino zu wählen, vom Preis-/Leistungsverhältnis ist er sowieso unschlagbar.

Sport-Welt: Wie ist die derzeitige Buchungslage für Ihre Hengste?

Helmut von Finck: Es gibt für beide Hengste noch Sprünge.

Sport-Welt: Mit Sammarco und Western Soldier stehen zwei Cracks bereit. Mit dem jetzt dreijährigen Quality Road, der zweijährig seinen einzigen Start erfolgreich gestalten konnte, hat man durchaus ambitionierte Pläne. Er hat eine Nennung für das Derby. Ist er ein Pferd für Hamburg?

Helmut von Finck: Nach dem Derby ist vor dem Derby. Ja, wir sind der Überzeugung, dass Quality Road ein Steher ist und im Derby läuft. Wie Sammarco hat er einen Start bekommen und gewonnen, besser geht‘s nicht.

Sport-Welt: Aus Ihrer Zucht stammt zudem der Listensieger Winning Spirit, ein rechter Bruder zu Western Soldier, der im Besitz von Liberty Racing ist. Er steht im Derby-Wettmarkt derzeit recht weit oben. Was trauen Sie diesem Pferd zu?

Helmut von Finck: Winning Spirit ist auch ein Beispiel von unseren außergewöhnlichen Auktionsangeboten. Nach Sammarco und Quality Road ist auch Winning Spirit ein Auktionsangebot vom Gestüt Park Wiedingen gewesen. Erstaunlicherweise ist er schon fünfmal gelaufen, ist Listensieger und Gruppe platziert. Wenn sein Stehvermögen reicht, kann er im Derby vorne auftauchen.

Sport-Welt: Wer sind sonst Ihre Hoffnungsträger für 2023?

Helmut von Finck: Lassen Sie sich überraschen, das Gestüt Park Wiedingen ist immer gut für besondere Pferde.

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