Sport-Welt: Wie kam es dazu, dass Sie nun den Schritt in die Selbstständigkeit als Trainer wagen?
Fabian Xaver Weißmeier: Schon 2014 habe ich die Prüfung als Pferdewirtschaftsmeister gemeinsam mit Henk Grewe, Marco Klein und meinem Bruder Marian abgelegt. Ich habe danach aber trotzdem weiter Rennen geritten, auch wenn das letzte Jahr mit Corona nicht ganz einfach war. Dieses Jahr bremste mich ein Sturz im Training aus und ich hatte viel Zeit, um nachzudenken. Das Gewicht spielte bei diesen Überlegungen natürlich auch eine Rolle. Im Galopprennsport gibt es ein paar Alternativen, aber ich wollte schon immer Trainer werden. Ich habe zunächst unverbindliche Telefonate geführt und Informationen eingeholt; habe mir einfach überlegt, wie das aussehen könnte. Iffezheim hatte dann das passende Gesamtpaket. Natürlich habe ich dann auch mit ein paar Pferdebesitzern gesprochen, da ein Start mit weniger als zehn Pferden für mich nicht in Frage kam. Als klar war, dass der Plan aufgehen würde, habe ich die Verträge für die Anmietung der Stallungen unterzeichnet. Dort ist im U ein Platz für 17 Pferde und ein anliegender Stall mit 18 weiteren Boxen. In Iffezheim sind so viele Boxen aktuell frei, so dass ich auf jeden Fall kein Boxenproblem bekomme. Wichtig ist mir, dass ich stetig wachse, nicht nur was die Anzahl der Pferde betrifft, sondern vor allem auch mit gutem Personal. Wir legen großen Wert darauf, individuell auf jedes Pferd einzugehen.
Sport-Welt: War Iffezheim Ihr Wunschstandort?
Fabian Xaver Weißmeier: Ich habe auch über andere Standorte nachgedacht. Iffezheim hatte aber mehr Vorteile für mich. Zum einen wohnt die Familie meiner Frau nur 15 Minuten von der Rennbahn entfernt, zum anderen ist die Anbindung nach Frankreich optimal und die Trainingsbahn ist komplett neu saniert worden. Sie ist überwältigend gut geworden. Es gab dann einfach viele Aspekte, die für Iffezheim sprachen. Das Gesamtpaket hat mich überzeugt. Ich habe aber auch über Hassloch oder Wissembourg nachgedacht. Geplant ist nun, dass das erste Lot am 1. Oktober um 5:30 die Stallungen vom Rennstall FX Weißmeier verlässt.
Sport-Welt: Mit wie vielen Pferden starten Sie?
Fabian Xaver Weißmeier: Fest eingeplant sind wie erwähnt erst einmal zehn. Wahrscheinlich werden es aber sogar mehr. Ich freue mich natürlich über jedes weitere Pferd. Gerade erst haben wir in Newmarket eine zweijährige Stute gekauft, die unter der Besitzergemeinschaft Andiamo Racing Club starten wird. In kürzester Zeit waren alle zehn Anteile vergeben. Besonders freuen wir uns, dass wir auch Interessenten aus Baden-Baden gewinnen konnten. Sea Holly wird also offiziell das erste Pferd auf meiner Trainingsliste sein. Neben Sea Holly wird uns aber auch Incorruptible und Kickandwin begleiten. Incorruptible, der sein Rentnerdasein genießt, wird auch als Führpferd eingesetzt werden.
Sport-Welt: Haben Sie ein spezielles Trainingskonzept entwickelt?
Fabian Xaver Weißmeier: Ich habe in meiner Karriere das Glück gehabt, schon viele top Trainingsstationen besuchen zu dürfen und war zum Beispiel auch ein halbes Jahr in Frankreich bei Elie Lellouche, wo seinerzeit Planteur für Wildenstein vorbereitet wurde. Unter anderem war ich bei Markus Klug im Gestüt Röttgen, Wilhelm Giedt bei Schlenderhan und konnte auch bei Sir Mark Prescott in England reinschnuppern. Mir persönlich ist es sehr wichtig, dass alle Pferde über den Rücken gearbeitet werden. Das ist das A und O und auch wichtig für die Gesunderhaltung. Ein Pferd, das sich gut bewegt, rittig und gymnastiziert ist, kann auch Höchstleistungen bringen. Auch der Ausgleich mit Ritten ins Gelände neben der Arbeit auf der Bahn soll gewährleistet werden. Um die Rennbahn herum ist ein weitläufiges Areal, das dafür gut geeignet ist. Das ist wichtig für den psychischen Ausgleich der Pferde. Zudem haben wir Auslaufmöglichkeiten, wie zwei Paddocks und eine Koppel, auf denen die Galopper entspannen können.
Sport-Welt: Was sagt Ihre Familie zu Ihren Plänen?
Fabian Xaver Weißmeier: Meine Mutter war eigentlich nicht groß überrascht, sie sagte, sie würde schon seit mehr als zwei Jahren auf diese Ankündigung warten. Natürlich stand es auch immer im Raum, dass ich einmal den elterlichen Betrieb übernehmen würde, aber ich habe auch den Drang, meine eigene Handschrift zu hinterlassen. Natürlich werden sowohl meine Mutter als auch mein Vater mir immer mit Rat und Tat zur Seite stehen. Überrascht waren sie also eher nicht. Mit meinem Bruder habe ich mich auch über dieses Thema unterhalten und auch einige Kalkulationen durchgesprochen. Einen Konkurrenzkampf wird es zwischen uns aber nicht geben. Aktuell ist der Stall meines Bruders auch gut ausgelastet. Als wir beide noch Rennen geritten sind, war das natürlich anders. Ich erinnere mich an ein Rennen in Frankfurt, in dem wir Letzter und Vorletzter wurden, aber bis zum Pfosten wie die Weltmeister geritten sind, um vor dem anderen zu sein. Als Trainer ist das jetzt schon etwas anders. Ich gönne ihm den Erfolg, und andersrum ist es genauso, weil wir wissen, wie viel Arbeit man investieren muss, um erfolgreich zu sein.