GaloppOnline.de: Mit 28 Jahren sind Sie als Trainerin für Rennpferde noch verhältnismäßig jung. Was bewog Sie dazu, diesen Beruf auszuüben?
Carina Fey: Seit 2007 lebe ich bereits in Frankreich. Nach einigen sehr schönen Jahren im Rennsattel hatte ich im März 2011 leider einen folgenschweren Unfall in der Morgenarbeit. Dabei brach ich mir zwei Brustwirbel und bin relativ spät, erst im Juni 2012, operiert worden. Mir geht es inzwischen aber wieder gut, ich habe allerdings zwölf Schrauben im Rücken. Allerdings bekommt man in Frankreich damit keine Chance, eine Lizenz zu erhalten. Die Schrauben entfernen zu lassen, wäre auch zu gefährlich gewesen, dadurch wäre mein Rücken zu instabil geworden. Da ich ohne den Rennsport nicht leben kann, entstand relativ schnell der Entschluss bei mir, das Training von Rennpferden zu übernehmen. Torsten und Bernd Raber haben mir mit vielen Pferden einen guten Start ermöglicht, das möchte ich besonders betonen. Aber auch ohne meine Eltern, meinem Freund Eddy, alle Freunde, Besitzer und Kollegen wäre ich nicht das, was ich heute bin.
GaloppOnline.de: Wie kam es denn zu diesem Unfall in der Morgenarbeit?
Carina Fey: Mir machte im Training bei Thierry Doumen immer das Springen mit den Hindernispferden großen Spaß. Dabei passierte es: Mein Pferd sprang einfach nicht über das Hindernis. Aber so etwas kann immer wieder passieren und niemand hatte Schuld dabei. In Frankreich ist man als Reiterin allerdings sehr gut abgesichert.
GaloppOnline.de: Warum haben Sie sich jetzt für Chantilly als Trainingsstandort entschieden?
Der Grund ist relativ einfach. Ich wohne mit meinem Freund Eddy Hardouin in Lamorlaye ganz in der Nähe von Chantilly. Hier sind die Bedingungen absolut glänzend. Wir können sowohl auf Gras als auch auf Sand trainieren, bergab oder bergauf. Von Mathieu Boutin, Elie Lellouche und Thierry Doumen konnte ich für die künftige Arbeit viel lernen.
GaloppOnline.de: Kommt für Sie irgendwann auch einmal ein Standortwechsel nach Deutschland in Betracht?
Carina Fey: Aktuell nicht, wir fühlen uns in Chantilly richtig wohl. Hier in Frankreich ist der Rennsport ganz groß. Wir haben alles auf eine Karte gesetzt: Entweder es klappt als Trainerin oder eben nicht! Ausschließen möchte ich Deutschland aber nicht.
GaloppOnline.de: Welche Erfolge heben Sie in Ihrer ersten Saison als Trainerin besonders hervor?
Carina Fey: Hello My Love musste sich in Longchamp in einer Tierce als Zweiter nur ganz knapp geschlagen geben, um dann auf unserer Heimatbahn die zweite Abteilung einer Tierce zu gewinnen. Er ist ein ganz toller Kämpfer, der immer alles gibt. Etwas ganz Besonderes war natürlich der erste Trainersieg mit Torsten Rabers Sea Dream, der mit Delphine Garcia-Dubois ein Amateurrennen in La Teste gewann. Ganz aufgeregt war ich bei unserer ersten Starterin Geodje im April in Moulins. Ich arbeite nicht nur für jedes Pferd, ich hänge auch sehr an ihnen. Oft kann so etwas allerdings auch zum Nachteil werden.
GaloppOnline.de: Was waren zu Beginn Ihrer aktiven Zeit die schönsten Erfolge?
Carina Fey: Gleich mein erster Ritt in einem Ponyrennen in Gotha auf Galip für Franziska Keuthen war ein voller Erfolg. Bei den Vollblütern sollte Lapua für Hans-Heinrich Jörgensen in Hannover im Mai 2005 der erste Treffer werden. Gerade von dem Besitzertrainer aus Großenkneten habe ich enorm viel gelernt. Ganz besonders bleibt mir aber auch das Derby-Meeting 2006 mit vier Erfolgen durch Samarkand, Sun for Georgie, Nissan und die Riesenaußenseiterin Lirope für Angelika Glodde in Erinnerung.
GaloppOnline.de: Später war sicherlich der Gewinn der Perlenkette ein besonderes Erlebnis?
Carina Fey: Das war genau vor zehn Jahren unvergesslich für mich. Mit den Siegen von Blueberry Forest für Peter Hirschberger und L’Orage für Manfred Breithor sicherte ich mir die Perlenkette.
GaloppOnline.de: Aber auch Ihr Treffer mit The Spring Flower im Weidenpescher Stutenpreis?
Carina Fey: Das war ein ganz besonderer Moment, denn Herrn Löwe und The Spring Flowers Besitzer, dem Stall Philipp, verdanke ich meinen ersten Listensieg. Ich durfte die Stute später auch in Gruppe-Rennen reiten. Diesen Tag werde ich nie vergessen. Unvergessen sind allerdings noch sehr viele andere Pferde. Wie meine Lieblinge Amajana und Campala bei meinem Ausbilder, Herrn Jörgensen, dem ich so viel verdanke. Der große Kämpfer Aladar von Rudi Storp, mit dem ich fünf Siege feiern durfte, dem Leipziger Spezialist New Game, Axel Kleinkorres‘ Fairbanks und vor allem Wolfgang Gülchers Makalde. Mit ihm konnte ich einen meiner schönsten Erfolge feiern, als er während der Großen Woche in Iffezheim mit Riesenspeed und einem Riesenherz das Feld von hinten aufrollte. Mit Bellagio und Pio aus dem Quartier von Andreas Löwe feierte ich auch viele schöne Erfolge. Dazu natürlich der 50. Sieg mit Sir Bechstein in Neuss für Frauke und Uwe Schwinn, damit konnte ich mich von nun an auch Jockey nennen. In Frankreich waren meine schönsten Siege sicherlich mit Be Lucky für Andreas Trybuhl sowie mit Makt für Thierry Doumen.
GaloppOnline.de: Wie kamen Sie überhaupt zum Rennsport?
Carina Fey: Von klein auf war ich immer ein Pferdenarr. In meinem Heimatdorf Röhrda in Nordhessen machte ich mit meinem Shetlandpony Jerry das Gelände unsicher. Dann bin ich durch die „Telewette“ im Fernsehen auf den Rennsport gestoßen und war sofort von diesem Virus infiziert. Als 15-Jährige habe ich einen Praktikumsplatz bei Herrn Jörgensen erhalten.
GaloppOnline.de: Paris stand in diesem Jahr unter dem Einfluss zweier furchtbarer Terroranschläge. Wie gehen Sie damit um?
Carina Fey: Die Anspannung ist immer noch in Paris deutlich spürbar. Das gilt auch für mich und Eddy. Auf den Rennbahnen wird inzwischen noch deutlich mehr aufgepasst.
GaloppOnline.de: Wie stufen Sie das Interesse der französischen Bevölkerung am Rennsport ein?
Carina Fey: Abgesehen vom Prix de Diane und dem Prix de l’Arc de Triomphe ist das Zuschaueraufkommen zwar nicht besonders groß. Doch stimmen die Umsatzzahlen. Was ganz wichtig ist, es gibt auch gute Rennen unter der Woche. Die Rennverläufe in Frankreich sind ganz speziell. Das kann für ein Pferd natürlich positiv, aber auch negativ sein.
GaloppOnline.de: Sie sind mit Eddy Hardouin befreundet. Was können Sie über ihn berichten?
Carina Fey: Er begleitete mich bei meiner Rückenoperation, blieb stets an meiner Seite. Mit seinen weit über 100 Siegen sticht vor allem der Erfolg mit Eleuthera im Prix Royamont (Gruppe III) für Trainer Philippe Demeracstel in Chantilly heraus. Durch Palace Prince im Großen Preis der Sparkasse Krefeld (Gruppe III) und Bourree im Prix de Psyche (Gruppe III) konnte er auch für Andreas Löwe zwei Gruppe-Treffer einheimsen. Mit Kaldera siegte er im St. Leger (Gruppe III). Mit Nordico konnte er die Große Europa-Meile (Gruppe III) sowie mit Red Dubawi für Erika Mäder im vergangenen Jahr zwei große Meilenprüfungen auf Gruppe-Event gewinnen.
GaloppOnline.de: Ihre zweite große Leidenschaft neben den Rennpferden ist die Kunst. Wie kam es dazu?
Carina Fey: Während meiner Verletzungspause nutzte ich die freie Zeit, um mir ein zweites Standbein aufzubauen, die Kunst. Es ist allerdings schwierig, mit dem Zeichnen Geld zu verdienen. Ich habe schon immer gerne gemalt und fertigte Bleistiftzeichnungen von Pferden als Portrait, im Endkampf oder über Hindernisse an. Klaus Philipp war für mich dabei stets ein Vorbild.
GaloppOnline.de: Zurück zu den Pferden. Wie sieht Ihre derzeitige Stallstruktur aus?
Carina Fey: Derzeit trainiere ich 20 Pferde, zu denen bald noch zwei Jährlinge hinzukommen. Neben dem großen Lot von Torsten und Bernd Raber bin ich vor allem froh, für Sven Goldmann, der unter dem Decknamen German Racing Club neun Pferde bei mir untergebracht hat, zu trainieren. Coco Sun ist eine ganz tolle Stute, die auf weichem Boden im Element ist, sozusagen ein richtiges Frühjahrs- und Herbstpferd. Auch Grand Vintage ist ein sehr gutes Pferd, bewegt sich auf hohem Format in der Gruppe- bzw. Listenklasse.
GaloppOnline.de: Haben Sie noch Kontakte nach Deutschland bzw. verfolgen Sie den dortigen Rennsport?
Carina Fey: Ich verfolge den Rennsport in Deutschland unverändert mit großem Interesse und bin mit vielen Aktiven des Rennsports stets in Kontakt. Falls es die Zeit erlaubt, besuche ich auch die deutschen Rennbahnen.
GaloppOnline.de: Was sind Ihre vorrangigen Ziele im neuen Trainerberuf?
Carina Fey: Ich versuche, die tolle Unterstützung, die ich erhalten habe, umzusetzen und möchte für meine Besitzer weiterhin gute Arbeit leisten.